Deutschland ist in einem Ausnahmezustand: Erst vergangenes Wochenende hat die Bundesregierung dazu aufgerufen, nach Möglichkeit daheim zu bleiben. Aufgrund des sich ausbreitenden Coronavirus mussten aus Sicherheitsgründen vielerorts Veranstaltungen abgesagt werden. Berlin und andere Großstädte haben den öffentlichen Kulturbetrieb aufgrund der Restriktionen vollständig eingestellt.
Obwohl viele Institutionen aufgrund dessen massive Geldeinbußen erwarten müssen, entwickeln sich momentan auch ungeahnte Möglichkeiten: Viele Einrichtungen wie die Berliner Philharmoniker, die Berliner Staatsoper und die Clubcommission sowie mehrere Solokünstler haben sich trotz der Schwierigkeiten dazu entschieden, den Menschen ein digitales Event-Programm anzubieten.
Die Berliner Philharmoniker
Die Berliner Philharmoniker haben ihre Türen bis auf weitere Anweisung der Behörden schließen müssen – aber die Musik spielt trotzdem noch weiter. Alle Klassik-Begeisterten können sich in der Digital Concert Hall über 600 Konzerte der Berliner Philharmoniker aus mehr als zehn Jahren ansehen, darunter 15 Konzerte mit dem neuen Chefdirigenten Kirill Petrenko. Zudem werden auch Bonus-Videos aus dem Backstage-Bereich angeboten: “Dokumentarfilme über die Geschichte des Orchesters, Porträts von Dirigenten und Orchestermitgliedern sowie Projekte des Education-Programms”, heißt es auf der Webseite. Die Berliner Philharmoniker sind eines der besten Orchester der Welt und werden bereits seit über 30 Jahren von der Deutschen Bank gefördert.
Das Angebot ist bis zum 19. April kostenfrei.
Hier geht es zur Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker.
Staatsoper unter den Linden
Auf dem Instagram-Kanal der Staatsoper unter den Linden kündigte das Haus an, von nun an bis zum 19. April, ein digitales Programm mit aufgezeichneten Opernaufführungen und Konzerten sowie Streams anzubieten. Wer schon immer mal (wieder) in die Oper gehen wollte und bisher nicht die Zeit hatte – jetzt ist die Möglichkeit!
Das Angebot ist kostenfrei.
Hier geht es zum digitalen Spielplan der Staatsoper unter den Linden.
Deutsche Oper Berlin
Die Deutsche Oper in Berlin hat sich einiges einfallen lassen, um Opernbegeisterten ein Online-Programm bieten zu können. Bis zum 23. März bieten sie beispielsweise die Inszenierung der Schneekönigin von Brigitte Dethier und Samuel Penderbayne an, das für Kinder ab einem Alter von 8 Jahren geeignet ist.
Darüber hinaus stehen ab dem 19. März / 15:00 Uhr über die Webseite der deutschen Oper drei Opernaufzeichnungen kostenfrei für jeweils 48 zum Anschauen zur Verfügung:
- Vom 19. bis 21. März: Janáceks Jenufa. Musikalische Leitung: Donald Runnicles; Regie: Christof Loy (2014)
- Vom 21. bis 23. März: Wagners Rienzi, der letzte der Tribunen, Inszenierung: Philipp Stölzl; Dirigent: Sebastian Lang-Lessing (2010)
- Und vom 23. bis 25. März: Wagners Die Meistersinger von Nürnberg. Inszenierung: Götz Friedrich; Dirigent: Rafael Frühbeck de Burgos (1995)
Hier geht es zur Webseite der Deutschen Oper Berlin.
Internationale Opernangebote
Wem die Angebote der Berliner Bühnen noch zu wenig sind, der kann sich internationale Opernangebote aus aller Welt zu Gemüte führen. Auf der Online-Plattform OperVision haben sich 29 Opernhäuser aus 17 verschiedenen Ländern zusammengeschlossen und stellen auf diesem Wege Livestreams von Opernaufführungen und sogar Premieren bereit. Das Angebot soll anschließend für die nächsten sechs Monate kostenlos verfügbar sein, mit Untertiteln in drei Sprachen.
Hier geht es zum Anbebot der Webseite OperaVision.
Home-Konzerte von Igor Levit
Einzelkünstler wie der russisch-deutsche Star-Pianist Igor Levit möchten in dieser Zeit nicht auf das Gemeinschaftsgefühl verzichten, das besonders Musik kreieren kann. Er hat deshalb angekündigt, auch weiterhin für sein Publikum da zu sein und wenn schon nicht gemeinsam im Konzertsaal, so doch wenigstens per Stream aus dem heimischen Musikzimmer. “Bis wir uns alle wieder gemeinsam, real, nah beieinander versammeln und Kunst erleben können”, so Levit. Diese Heim-Konzerte sollen ein Experiment sein, aber fest steht jetzt schon, dass sie von der Community dankbar angenommen werden. Los geht es jeden Abend um 19:00 Uhr, die Konzerte kann man bei Twitter ansehen.
Hier geht es zum Twitter-Profil von Igor Levit.
Leipziger Buchmesse in der Studio-Version als virtuelle Buchmesse
Auch die Leipziger Buchmesse musste aufgrund der Schutzmaßnahmen abgesagt werden. Das Programm der nunmehr “virtuellen Buchmesse” wurde daher ohne Publikum im Studio aufgenommen und wird Zuschauen nun als Aufzeichnung zur Verfügung gestellt werden. Auf der Webseite des MDR Kultur heißt es: “Schriftstellerinnen und Schriftsteller waren am Samstag zehn Stunden lang bei der virtuellen Buchmesse von MDR KULTUR zu Gast, darunter Ingo Schulze, Katja Riemann, Nora Gomringer, Abbas Khider, Greta Taubert, Hans-Joachim Maaz, Stephan Ludwig, Valerie Schönian, Jan Wenzel, Tom Kummer und Marina Frenk. Unserer Gäste sprachen über ihre aktuellen Bücher, persönliche Geschichten, ostdeutsche Männer und natürlich zum Thema Corona.”
Hier geht es zum kostenfreien Angebot der virtuellen Buchmesse.
Berliner Clubs starten Plattform zum Streamen von Club-Feels für Daheim
Die Berliner Clubs haben es momentan besonders schwer. Auch unabhängig von der momentanen Quarantäne-Situation titeln Zeitungen und Kiez-Magazine seit einigen Jahren vom vermehrten Clubsterben in der deutschen Hauptstadt. Der derzeitige Shutdown des öffentlichen Lebens könnte für den einen oder anderen das endgültige Aus bedeuten.
Daher hat die Berliner Clubcommission zum Crowdfunding aufgerufen. Viele Clubs bieten unter unitedwestream.berlin einen Online-Stream an, der nun täglich ab 19:00-24:00 Uhr bis zum 19.04. Musik aus jeweils einem der Clubs zu euch nach Hause bringen soll. Der Tresor, das Sisyphos, die Griessmühle und andere bekannte Berliner Clubs sind mit dabei. Neben den DJ-Sets und Livemusik sollen über den Stream auch Diskussionen, Vorträge und Filme im Kontext der Clubkultur zu sehen sein. Das Programm wird gemeinsam mit ARTE concert ermöglicht.
Es wird um Spenden gebeten, um die Berliner Clubkultur auch nach der Zeit der Quarantäne aufrecht zu erhalten, ansonsten ist das Angebot kostenfrei.
Hier gehts zum Stream der Berliner Clubs.
Museen und Galerien
Auch auf den Museumsbesuch muss während dieser Zeit nicht gänzlich verzichtet werden. Einige der Berliner Galerien und Museen haben Ausstellungen für einen digitalen Rundgang zur Verfügung gestellt, darunter die König Galerie, das Bode Museum, das Pergamonmuseum, das alte Museum und die alte Nationalgalerie. Einen ausführlichen Überblick über das Angebot der genannten Einrichtungen kann man auf der Webseite von iHeartBerlin finden.
Hier geht es zur Übersicht der Angebote bei iHeartBerlin.