Am 7. und 8. Februar 2020 veranstaltet die Philharmonie Berlin erstmalig ein zweitägiges Programm mit elektronischer Musik. Das von Stefan Goldmann kuratierte Strom Festival umfasst drei verschiedene Veranstaltungsorte: den großen Konzertsaal für Sitzhörer mit audiovisuelle Darbietungen von Kruder & Dorfmeister und Ryoji Ikeda, das umfangreiche Foyer für Tanz-Sets von Nina Kraviz, KiNK, Deena Abdelwahed und anderen sowie den Hermann-Wolff-Saal mit einer Installation von Robert Henke.
Das Strom Festival bringt visionäre Künstler der elektronischen Musik zusammen. Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler sind klanglich vielseitig aufgestellt und haben über ihre Kernkompetenzen hinaus die Bandbreite ihrer jeweiligen Genres erweitert oder ganz neue geschaffen.
Das Line-Up unterstreicht auch die wachsende globale Bedeutung der elektronischen Musik über ihre Wurzeln in Westeuropa und Nordamerika hinaus, wobei einzelne Künstler des Festivals auch aus Argentinien, Bulgarien, Chile, Japan, Sibirien in Russland und Tunesien kommen. Strom bietet keinen Übergang zur klassischen Musik, sondern will herausragende individuelle Leistungen in der Kunst nach den Standards für zeitgenössische Komponisten präsentieren, die vom Orchester aufgeführt werden, aber mit ganz unterschiedlichen formalen und technologischen Hintergründen. Der Schwerpunkt liegt weniger auf Genres oder Kulturen, sondern vielmehr auf eigenwilligen und besonderen Aufnahmen.
Beide Nächte des Festivals bieten rund sieben Stunden Musik, die sich zwischen verschiedenen räumlichen Gegebenheiten abwechseln, Bögen über unterschiedlichste Ausdrucksformen spannen und unterschiedliche Aufführungsformen abdecken.
Vier Künstler sind zu der Gelegenheit eingeladen: Die österreichischen Kruder & Dorfmeister haben das wohl erfolgreichste elektronische Downtempo-Tanzangebot entwickelt und außerdem zuvor mit ihren “Private Collection”-Mixen ein Publikum außerhalb des Clubs angesprochen.
Ganz anders als diese begann der in Chile geborene, britische Techno-Innovator Cristian Vogel mit einem akademischen Kompositionsstudium, produzierte in den 90er Jahren eine Reihe von sehr einflussreichen Alben für Labels wie Mille Plateaux, Tresor und Novamute, die die Grenzen des Techno erweiterten. Schließlich ging er in die moderne Komposition über. In der Philharmonie Berlin wird Vogel’s Performance Audio-, Film- und spannungsgesteuerte Objekte auf der Bühne zeigen und so eine digitale Sicht auf das experimentelle Musiktheater bilden.
Ryoji Ikedas Werk liegt an der Schnittstelle von elektronischer Musik und zeitbasierter bildender Kunst. Für Ikedas Performance wird die sanfte Ausleuchtung des Publikums durch den Saal für ein ergreifendes Erlebnis verdunkelt.
Stefan Goldmann ist verantwortlich für eine lange Reihe von formalen Innovationen im Techno. Für seine Performance im großen Saal wird er mit dem argentinischen Videokünstler Javier Benjamin zusammenarbeiten.
Die zerklüftete mehrstufige Architektur des Foyers bildet den Rahmen für den tanzzentrierten Teil des Festivals, der von dem sibirischen Techno-Phänomen Nina Kraviz und dem bulgarischen KiNK angeführt wird, der sich als einer der führenden Live-Performer von House und Techno etabliert hat. Beide Künstler*innen haben gemeinsam, dass sie von außerhalb des nordamerikanischen / westeuropäischen Austauschs kommen, der die zeitgenössische Clubkultur entwickelte. Auch die tunesische Künstlerin Deena Abdelwahed nimmt ihren eigenen Hintergrund als Sprungbrett, um eine alternative akustische Realität zu konstruieren, die der Frage nachgeht, wie House und Techno klingen würden, wenn die Menschen, die sie erfunden haben, Araber wären. Die Berliner Don’t DJ hingegen konstruieren mit elektronischen Produktionsmitteln fiktiv “exotische” Musik und setzen sich damit mit Themen der kulturellen Hybridisierung und Aneignung auseinander. Der französische Künstler Voiski wirft einen manchmal ironischen Blick auf die Geschichte der Tanzmusik, verweist auf Electro und Trance und integriert sie in seinen Produktions- und Performanceprozess.
Einen abstrakteren und technologieorientierten Ansatz verfolgt die dänische Performerin und Klangkünstlerin SØS Gunver Ryberg. Sie kreiert genreübergreifende elektronische Musik, Klanginstallationen und Bühnenaufführungen, die stark auf fortschrittliche Programmierung, Synthese und bearbeitete Feldaufnahmen aufbauen, um dramatisch ausdrucksstarke Veränderungen im Klang zu ermöglichen.
In Robert Henkes Installation “Phosphor” werden fokussierte Strahlen von ultraviolettem Licht temporäre Landschaften auf eine Schicht aus phosphorhaltigem Staub werfen. Phosphor” wird für die Dauer des Festivals in einem eigenen Raum installiert und erstmals in Berlin gezeigt.
Tickets sind für Freitag, Samstag oder als Wochenendticket erhältlich.
Für Personen unter 29 Jahren gilt ein Rabatt auf alle Tageskarten über die Website. Wähle dein Ticket und Ihren Platz, dann den Rabatt aus dem Dropdown-Menü vor der Kasse. Bei der Ticketabholung muss ein gültiger Ausweis vorgelegt werden.
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