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Gegen Lichtverschmutzung: Ein Berliner erfindet die Straßenlaterne neu 

Obwohl Wind eine der stärksten Naturgewalten auf unserem Planeten ist, kommt seine Energie noch zu wenig zum Einsatz. Ein Berliner Produktdesigner gibt mit seiner neu erfundenen Straßenlaterne dazu einen Impuls.

 Lichtverschmutzung lässt seit der Industrialisierung unsere Nächte verschwinden. Unsere Städte werden immer heller und die gesamt beleuchtete Fläche unseres Planeten immer größer. In Deutschland gibt es laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWirund 10 Millionen Straßenlaternen, ohne die wir draußen buchstäblich im Dunkeln stehen würden. Allein in Deutschland verursachen Straßenlaternen eine Emission von 2,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Klimaneutrale Straßenbeleuchtung ist nicht nur eine der Prioritäten des BMWi, sondern tangiert auch den Menschen direkt, denn: Durch die konstante Lichtverschmutzung ändert sich nicht nur der menschliche Biorhythmus, sondern auch Pflanzen und ganze Insekten- und Tierpopulationen tragen Schäden davon.

In Großstädten wie Hong Kong ist die Lichtverschmutzung so groß, dass die Nächte verschwunden sind. Foto: Andrew Wulf

Ein Drittel Deutschlands Straßenlaternen sind Relikte aus den 60er Jahren

Mehr als ein Drittel aller deutschen Straßenlaternen stammt noch aus den 1960er Jahren. Viele davon leuchten noch mit Gas, was weder umweltfreundlich noch praktisch ist, da die sogenannten Gasentladungslampen durch ihr ungebündeltes Licht viel Lichtkraft verschenken. Die neueren LED-Lampen, die mittlerweile gehäuft zum Einsatz kommen, haben zwar einen niedrigen Stromverbrauch, doch auch eine begrenzte Leuchtkraft und sind dazu teuer. Seit 2012 setzt das BMWi deshalb auf sogenannte Hybridleuchten, die Gas und LED-Technologie zusammenbringen. Doch so richtig nachhaltig ist das noch nicht.

Die Recherche hat Tobias die Augen geöffnet. Foto: Tobias Trübenbacher

Berliner Produktdesigner erfindet ein Produkt, das Abhilfe schafft 

Tobias Trübenbacher, Produktdesign-Student an der Berliner Universität der Künste (UdK) schafft mit seinem Projekt Papilio jetzt Abhilfe. Mit Papilio hat er eine Straßenlaterne entwickelt, die den ökologischen Fußabdruck von Straßenbeleuchtung um ein Vielfaches minimiert, indem sie Strom durch einen integrierten Windgenerator erzeugt und Lichtverschmutzung minimiert. Damit ist sie nicht nur klimaneutral, sondern auch praktisch. Die rotierende Laterne schaltet sich dank eingebauter Infrarotsensoren selber ein und aus, wenn Licht benötigt wird. Mit ihrem natürlichen und auswechselbaren Design ist die Straßenlaterne nicht nur ästhetisch, sondern auch funktionell und macht damit auf einen Missstand aufmerksam. „19 Prozent der globalen Elektrizität wird in die Beleuchtung investiert. Das hätte ich vorher niemals gedacht!“, sagt Tobias. Erst durch die Recherche sei dem 25-Jährigen klargeworden, wie wichtig klimaneutrale Straßenbeleuchtung ist. 

Lichtverschmutzung beeinträchtigt Tiere, Pflanzen, Insekten und Menschen. Foto: Tobias Trübenbacher

Lichtverschmutzung viel brisanter als gedacht

Doch was bedeutet die steigende Lichtverschmutzung eigentlich für den Planeten Erde? Schildkröten finden das Wasser nicht mehr, Zugvögel verirren sich, Singvögel brüten, wenn es noch keine Nahrung gibt. Die immer voranschreitende Lichtverschmutzung hat auf das Tierreich extreme Folgen. Am meisten betroffen sind Insekten: „In einer einzigen Sommernacht in Deutschland sterben 1,2 Milliarden Insekten, nur durch Lichtverschmutzung von Straßenbeleuchtung. Dadurch wird die ganze Umgebung artenärmer, da hochkomplexe Nährstoffkreisläufe zusammenbrechen“, sagt Tobias. Auch wir Menschen bleiben nicht verschont: 44 Prozent der unter 30-jährigen in Deutschland haben noch nie die Milchstraße gesehen, schreibt Tobias in seiner Bachelorarbeit. Doch dabei bleibt es nicht: Langfristig bedeutet Lichtverschmutzung für den Menschen schlechteren Schlaf und erhöhtes Risiko für Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

So könnte Papilio zukünftig unsere Straßen schmücken. Foto: Tobias Trübenbacher

„Meine Recherche hat mir die Augen geöffnet“

„Jährlich steigt die Lichtverschmutzung in Europa um 6 bis 10 Prozent an. Da muss man was machen!“, sagt Tobias. Mit Papilio hat er ein Projekt entwickelt, das nicht nur der steigenden Lichtverschmutzung entgegenwirken soll, sondern auch den Schutz der Insekten miteinbezieht. Durch ein insektenfreundliches Lichtspektrum werden diese so gut es geht verschont. Damit Papilio bald auch kommerziell verfügbar wird, braucht das Projekt Partner, die mit Tobias die Kommerzialisierung und Produktion umsetzen. Bis dahin kann man sich Papilio in der Berliner Universität der Künste, auf Tobias Website, Vimeo und Instagram anschauen.

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