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Atmendes Licht – Design-Innovation trifft auf pastellfarbene Romantik

Eine Kristall-Lampe, die durch menschlichen Atem erstrahlt ist eine der neuesten Innovationen auf dem Design-Markt. Hinter dieser Idee verbirgt sich aber auch ein ganz romantischer Gedanke: Durch Menschlichkeit leblosen Gegenständen Leben einhauchen.

Ich atme, also bin ich. In allen Hochkulturen findet man eine existenzielle Verbindung zwischen dem Atem und der spirituellen Essenz des Menschen. Denn Atem ist Leben. Bei den Indern ist Prana der Atem, die Lebensenergie und der Vermittler zwischen Geist und Körpern. Bei den alten Römern steht der Atem für die Seele selbst, die den Körper mit dem letzten Atemzug verlässt. In der chinesischen Philosophie ist das Qi der Atem, gleichzeitig der Fluss des Lebens, der Energie und der Gefühle.

Breath of Light – eine multisensorische Designinstallation

Gefühle des Entzückens soll die neue „Breath of Light”-Installation der Kristall-Lampen-Firma Preciosa auf der Mailänder Designmesse Salone del Mobile wecken. In pastellpinker Prinzessinnen-Optik lädt der Raum zum Spielen ein. Hier wird klar: Die Zeiten, in denen teures Design ausschließlich minimalistisch präsentiert wird, sind vorbei. Nicht kleckern, sondern klotzen – und zwar mit Pink.

Das Bezaubernde an der Installation: Die Besucher können mit ihrem eigenen Atem, die über 1000 Kristallkugeln zum Strahlen bringen. Eine schöne Spielerei, die nur durch hochraffinierte Sensoren möglich ist, die den Atem und sogar die Atemstärke der Besucher erkennen. Passend dazu erklingt ein Soundteppich der ebenfalls auf die Atem-Licht-Impulse reagiert. Eine Multisensorische Inszenierung der Extraklasse die alle Besucher in ihren Bann zieht.

Ein partizipatives Lichtspiel auf Augenhöhe

„Wir wollten mit einer konzeptionellen Arbeit auftreten” erklärt Michael Vasku, Creative Director bei Preciosa. „Und zwar, indem wir Lichtdesign auf Augenhöhe präsentieren. Oft sind Kristall-Lampen hoch oben an der Decke unerreichbar. Hier wollten wir den Besuchern mit unseren Produkten richtig nahekommen”.

Die Atem-Licht-Funktion ist tatsächlich inspiriert von historischen Kristallleuchtern. Wo früher der Atem dazu diente, das Licht auszuschalten, in dem man die Kerzen auspustete, entsteht heute durch Atem Licht. Das historische Ritual wird durch Technologie auf den Kopf gestellt.

„Wir können uns das Produkt gut in der Lobby von Hotels vorstellen. Dort, wo vielleicht ein spielerisches Design-Element als Icebreaker gebraucht wird, damit Fremde miteinander ins Gespräch kommen”, sagt Andrea Klug, der zweite Creative Director bei Preciosa, über die Installation.

Foto: Preciosa

Foto: Preciosa

Lichtschalter Ade!

Mit der fortschreitenden Entwicklung des Internet of Things werden die Sensoren in Lichtelementen in unseren Wohnungen immer genauer arbeiten. Schon bald wird es herkömmliche Lichtschalter nicht mehr geben. Akkurat arbeitende Bewegungsmelder, Stimmbefehle und viele weitere praktische Alternativen werden mittlerweile getestet und bereits in Wohn- & Arbeitsräume implementiert.

Diese Innovationen zielen darauf ab, uns möglichst viel Arbeit im Alltag abzunehmen. Aber man stelle sich nun wirklich folgendes Szenario vor: Man wacht auf und das Lieblingsfrühstück ist schon fertig zubereitet, der Kaffee so gekocht, wie man ihn gerne haben möchte. Man sitzt im selbstfahrenden Auto auf dem Weg zur Arbeit während man nur die News bekommt für die man sich wirklich interessiert. Eine Welt ohne Hindernisse, in der kleine Ungereimtheiten jeglicher Art mithilfe der Technologie ausgeglichen werden, wirkt befremdlich. Sie birgt aber vor allem für uns Menschen eine nicht unwesentliche Gefahr: In einer perfekt funktionierenden Welt verlieren wir den Drang sozial zu interagieren. Durch das gemeinsame Meistern von Schwierigkeiten und Konflikten lernen wir Empathie und Rücksichtnahme. Eine wichtige Fähigkeit, die im Austausch mit anderen konstant trainiert werden muss.

Foto: Preciosa

Breath of Light ist eine wunderbare Antithese zu einer entmenschlichten und steril technologisierten Welt. Sie verbindet auf ästhetische Art und Weise tradierte Handwerkskunst mit Innovation. Aber sie birgt für mich auch eine philosophische Botschaft: Unser eigener Atem, unsere Essenz, wird zum Signal. Zum Impuls für Design und Technologie mit uns in einen Dialog zu treten und unsere Umwelt gemeinsam zu gestalten. Eine Umwelt, in der wir nicht der passive Kunde eines robotisierten Serviceapparats sind, sondern Akteure. Denn die Rolle, die wir in unserer subjektiv erlebten Umwelt einnehmen, ist auch für unser Identitätskonzept entscheidend. Damit wir uns selbst nicht irgendwann als hilflose und abhängige Wesen wahrnehmen, sollten wir uns auch bei neuer Technologie stets fragen: Welche Rolle erhalte ich durch diese Innovation und wie fühle ich mich damit? So können wir als Menschen verhindern, dass wir uns irgendwann in unser über-optimierten Welt nicht überflüssig fühlen.

Mehr zur Zukunft der Handwerkskunst entdeckt ihr im Kompendium: Handwerk als Luxusgut.