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Büro der Zukunft

Büro der Zukunft

Die Büroarchitektur der Zukunft: Interview mit Itay Friedman

Das Design der Büroarchitektur befindet sich im stetigen Wandel. Wie wird das Büro der Zukunft aussehen? Ein Expertengespräch mit dem Architekten Itay Friedman.

‘Office’ – das englische Wort für Büro – kommt vom lateinischen ‘officium’ und bedeutet so viel wie Dienst oder Tätigkeit. Im alten Rom war es weniger ein Raum, wie wir das Büro heute kennen, sondern die Arbeit, die durch das Wort beschrieben wurde. Heute, viele Jahrhunderte später, hat sich einiges gewandelt: Das Büro ist das Herzstück der Arbeit, der Arbeitsplatz oft symbolisch für den eigenen Status im Betrieb. Der Büroraum selbst hat unzählige Veränderungen und Design-Trends durchgemacht, die das Arbeiten verbessern und erleichtern sollen. Doch ist ein physischer Arbeitsplatz in Zeiten von ‘Remote Working’ und Virtual Reality überhaupt noch notwendig?

Der israelische Architekt Itay Friedman stellt mit seiner Arbeit regelmäßig das Raum-Konzept in Frage. Dabei orientiert er sich auch an Umwelteinflüssen, gesellschaftlichen Diskursen und am Wandel der modernen Technik. Im Gespräch erklärt er uns, wie die Büroarchitektur der Zukunft das Konzept von Räumlichkeit hinter sich lassen wird.

Büroarchitektur

Die Büroarchitektur hat sich in den letzten Jahren stets gewandelt. © Alesia Kazantceva

Vom Großraumbüro über die sogenannten “cubicle farms” der 1980er Jahre bis hin zu den neuen spielerischen Büros der Start-up-Kultur: Wie würdest du die Entwicklung der Trends in der Büroarchitektur und Einrichtung in den letzten Jahren charakterisieren?

Die wesentliche Veränderung seitdem ist, dass eine Umgebung hergestellt wurde, in der jede Person ihren eigenen Raum schafft. Es geht also weniger um den Raum selbst, als um die Person. Zuvor ist man an seinen Arbeitsplatz gegangen und dieser hat einen durch seine räumliche Begrenzung und Beschaffenheit definiert. In neuen Start-up-Büros will man sich hingegen als Individuum präsentieren. Darüber hinaus gibt es aber auch eine gemeinschaftliche Idee: Wie wollen wir uns als Arbeitsgemeinschaft präsentieren? Wo gehören wir dazu?

Was ist den Unternehmen in der Bürogestaltung heutzutage besonders wichtig?

Viele Kunden wollen mit ihrem Office-Design an vorderster Front dabei sein. Hier entsteht leider oft ein langer Entwicklungsprozess, da dies bedeutet, dass der Kunde eine Menge investieren muss. Heute werden Büros vor allem über Gemeinschaftsräume definiert. Schau dir Unternehmen wie Google, Facebook oder Zalando an. Sie alle wollen Ruhezonen sowie einen Gemeinschaftsraum einrichten. Der Trend geht weg von der Anonymität des Großraumbüros und hin zur ‘community area’.

Was sind die ungewöhnlichsten Ideen, die du in der Bürolandschaft bisher umgesetzt hast?

Wenn du innovativ bist, stellst du etwas her, das noch nicht existiert. Du möchtest etwas entwickeln, das über den Tellerrand hinausragt. Dabei steigen die Kosten in die Höhe. Man kann sich das nicht einfach im Katalog aussuchen.

Das wohl Innovativste, das wir gemacht haben, ist, dass wir das Konzept des Raumes neu umgesetzt haben. Normalerweise denkst du an einen Raum als etwas Horizontales. Wir versuchen jedoch ein vertikales Konzept umzusetzen. Wenn der Raum hoch genug und die Möglichkeit gegeben ist, verbinden wir zwei Etagen mit drei Ebenen. Anstatt dass du neben deinem Kollegen sitzt, sitzt du also unter ihm oder ihr.

Glas Gebäude

Wie sieht die Büroarchitektur der Zukunft aus? © Eddie Kopp

Neben gesellschaftlichen Veränderungen, kulturellen Vorgaben und ästhetischen Trends: Welche Außeneinflüsse wirken auf die Entwicklung der Bürogestaltung ein?

Es kann etwas Einfaches sein, wie ein Promi, der erklärt, dass er etwas besonders mag und es wird zum Trend, oder ein Architekt, der etwas Neues kreiert oder ein Unfall, der einen Dialog in der Gesellschaft herstellt. Es gibt nicht dieses eine Element, aber ich denke, dass Architekten gerne an die Grenze gehen, um Gebäude an das moderne Leben anzupassen. Wir sind der Gesellschaft immer fünf Schritte voraus. Wir denken jetzt schon an die Stadt von morgen. Wir thematisieren was in der Mathematik passiert, in der Mobilitätsbewegung, im Internet. Wir schauen, was Mark Zuckerberg macht. Wir versuchen immer ganz vorne mit dabei zu sein und fragen uns, wie das alles unser alltägliches Erleben beeinflusst, zum Beispiel in unseren Schlafzimmern, Treppenhäusern, Fahrstühlen und auf der Straße. Architekten haben eine unausgesprochene Macht. Wenn wir eine Straße blockieren und sie zur Fußgängerzone deklarieren, ändert das den ganzen Kreislauf der Stadt. Man sieht es nicht wirklich, aber wir haben einen Einfluss darauf, wie du am Morgen aufwachst und was du morgen wahrnimmst.

Gerade in größeren Städten entwickelt sich mit Gleitzeit, Flexdesks und Work-Life-Balance ein neues Verständnis für Arbeit. Inwiefern spiegelt sich die neue Herangehensweise ans Arbeiten in den Architekturtrends wider? Wie ermöglichen diese Änderungen in der Einrichtung und Architektur ein besseres Arbeiten?

Wir verbringen immer noch die meiste Zeit bei der Arbeit und im Büro. Tatsächlich verbringen wir sehr wenig Zeit mit unseren Liebsten zu Hause. Für Architekten ist es sehr wichtig, sich Räume und Umgebungen anzuschauen, die neutral sind, sodass jede Person sie benutzen und durch Styling seine Persönlichkeit auf den Raum übertragen kann. Gleichzeitig versuchen wir durch Trends in der Büroarchitektur Arbeitsumgebungen zu erschaffen, die uns das Gefühl von Zuhause und Zugehörigkeit vermitteln, da wir am Ende des Tages doch feststellen, dass wir die meiste Zeit am Arbeitsplatz verbracht haben.

Wie wird sich die Bürolandschaft der Zukunft verändern? Was ist für das Büro der Zukunft elementar?

Das Konzept der Architektur, so wie wir es heute kennen, wird langsam irrelevant. Die Art, wie wir Gebäude ansehen, wird langsam irrelevant. Ich glaube, dass für die nächste Generation die Grenze von der Realität zu Virtual Reality und dem Internet zunehmend verschwindet. Die Art und Weise, wie wir Design wahrnehmen und wie wir wohnen befindet sich in einem Wandel. Unsere Wahrnehmung von Raum ist eine dreidimensionale. Virtual Reality wird die Art, wie wir Räume wahrnehmen, verändern – auch in der Arbeitswelt.

Berliner Architekt Itay Friedman.