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ChatGPT: Wir müssen lernen, mit einer KI zu arbeiten oder die KI arbeitet ohne uns

ChatGPT nimmt jetzt schon Content Creators und Schreibenden Arbeit ab und hilft Student:innen beim Lernen. Schon bald könnte die menschliche Zusammenarbeit mit künstlicher Intelligenz genauso normal werden wie Auto-Correct, Google oder Copy-and-paste. Aber was kann ChatGPT eigentlich, was kann es nicht, und wie nutzt man es am besten? 

Es vergeht kaum ein Tag mehr, an dem ChatGPT einem nicht über den Weg läuft – sei es virtuell oder in Gesprächen. Spätestens jetzt ist klar: Wir befinden uns in der Arbeits-Ära der künstlichen Intelligenz. KI-Tools sprießen förmlich aus dem Internet wie Krokusse im Frühjahr und entfachen Begeisterung bei überarbeiteten Studis, Content Creators und Forscher:innen. Aber was kann ChatGPT eigentlich, und was kann es nicht? 

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Wofür kann Chat GPT verwendet werden?

Was ChatGPT kann, kommt ganz darauf an, womit man die KI füttert. “Jede neue ChatGPT-Konversation ist ein Neugeborenes. Es hat keinen Kontext für Dinge, die du es tun lassen willst”, schreibt Tech-Berater Sam Szuchan über ChatGPT auf Linkedin. 

Damit macht Szuchan auf eine wichtige Komponente in der Nutzung der KI aufmerksam: Als User sind wir diejenigen, die die KI modellieren. Der sogenannte Prompt, also der Input, den wir der KI geben, bestimmt die Ergebnisse, die wir von der KI bekommen. Je besser und spezifischer wir der KI sagen, was wir von ihr wollen, desto besser sind die Ergebnisse. 

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  1. Forschung und Recherche

Forscher:innen der Northwestern University in Chicago haben ChatGPT wissenschaftliche Zusammenfassungen erstellen lassen und Prüfer:innen herausgefordert, die KI-erstellten Zusammenfassungen aus den menschlich-erstellten herauszufischen. Das Ergebnis: 32 % der KI-Texte blieben unentdeckt. Das Resultat zeigt, wie sehr KI-Tools wie ChatGPT schon jetzt die Arbeit, das Studium und den Alltag erleichtern können.

Es ist also nicht verwunderlich, dass besonders Schüler:innen, Studierende und Forscher:innen die KI bereits eifrig nutzen. Eine davon ist Yvonne Stach. Stach studiert nachhaltige Wirtschaft in Berlin und ist von der KI begeistert. ChatGPT hilft ihr bei der Recherche, indem es ihr einen Überblick über die Forschungslage liefert, kurze Zusammenfassungen erstellt und Key-Konzepte aus wissenschaftlichen Texten herausarbeitet – alles, ohne dass Stach die Abhandlungen dafür lesen muss. Das macht die KI für sie und spart ihr so einiges an Zeit. 

Für Studierende empfiehlt Stach übrigens auch das KI-Tool Scholarcy, das zum Beispiel wissenschaftliche Texte zusammenfasst und auf Wunsch miteinander vergleicht. Mit den Erkenntnissen geht Stach zurück zu ChatGPT und lässt sich von der KI spezifische Fragen zu den neuen Erkenntnissen beantworten, Inhaltsverzeichnisse erstellen, Konzepte oder Methoden erklären. Stachs wichtigste Erkenntnisse bei der Nutzung von ChatGPT: „Je präziser dein Input, desto präziser der Output.“

  1. Coding

ChatGPT ist auch längst für Developer zur Assistenz geworden, denn die KI kann auch coden. Auf Youtube verbreiten sich immer mehr Videos von Codern, die ganze Websites mit ChatGPT angefertigt haben. Programmierer:innen befürchten bereits, dass ihr Beruf in Zukunft größtenteils aus einem Frage-Antwort-Spiel mit der KI bestehen könnte. In diesem Szenario sind Programmierer:innen nur noch Supervisor der KI – ähnlich wie bei Flugzeug-Pilot:innen, denen die Bordcomputer ebenfalls einen Großteil der Arbeit abnehmen.

Noam Rubin ist Web-Developerin und nutzt ChatGPT vor allem fürs Coden. Sie weist die KI nicht nur dazu an, Codes für sie zu schreiben, sondern ebenso, Teile des Codes, die sie nicht versteht, zu erklären. „Ich habe ein Tutorial in ChatGPT eingefügt und es darum gebeten, einen Code in dem Stil des Tutorials zu schreiben. Es gibt zwar immer wieder Bugs, sodass man die Antworten immer gegenchecken muss, aber es ist trotzdem hilfreich und kann einem viel Arbeit ersparen“, so Rubin. 

Zwar befindet sich die KI noch in ihren Anfängen, doch es wird immer deutlicher, dass sie in Zukunft eine Assistenzfunktion in allen Bereichen übernehmen könnte.

  1. Content Creation

So auch in der Content Creation. ChatGPT ist wie ein Model, dem jedes Outfit passt. Die KI kann jede Rolle einnehmen, die man ihr zuweist und so bei der Erstellung jeglicher Texte helfen; ob Lebenslauf, Skript, Post, Songtext, Gedicht, Motivationsschreiben oder Essay. Eine ausgezeichnete Inspiration für jegliche Content Creation, denn man kann der KI Beispiele geben und sie dann anweisen, spezifischen Content zu produzieren:

ChatGPT kann zum Beispiel Texte “im Stil von XY” schreiben. Bild: Screenshot ChatGPT

Wem das als Inspiration nicht genug ist, der kann ChatGPT auch vollendete Skripts schreiben lassen. Podcast-Host Andy Gray zeigt in diesem Video anschaulich, wie er ChatGPT Skripts in der Rolle eines TikTok Influencers schreiben lässt.

Was ChatGPT nicht kann – und welche Risiken es birgt

  1. Die KI hat nicht immer recht

Auch eine KI kann sich irren. Zu den größten Risiken der KI zählen die Verbreitung von Falschinformationen, Vorurteilen und diskriminierenden Sichtweisen. Als Spiegelbild menschlicher Perspektiven ist eben auch eine KI nicht vor politisch oder faktisch inkorrekten Informationen geschützt. 

So warnte der Faktenchecker-Dienst NewsGuard kürzlich, ChatGPT könne zum „Superspreader für Falschinformationen“ werden. Das NewsGuard-Team forderte die KI in einem Experiment dazu auf, Beiträge aus der Perspektive bekannter Verschwörungstheoretiker:innen oder voreingenommener Nachrichtensender zu verfassen. Das Team fütterte ChatGPT dafür mit 100 Falschmeldungen aus ihrer eigenen Datenbank und bekam Texte mit falschen Aussagen für 80 der 100 Falschmeldungen.

Genauso zuverlässig spuckte ChatGPT auch Texte aus der Sicht eines Impfgegners aus, verwies auf die heilende Wirkung von Ivermectin als Heilmittel für Covid oder verfasste Propaganda-Texte im Stil der Kommunistischen Partei Chinas, der russischen Nachrichtenagenturen RT oder Sputnik.

„NewsGuards Ergebnisse bestätigen eine Befürchtung, die auch von OpenAI selbst geäußert wurde: das Tool könnte in den falschen Händen als Waffe benutzt werden“, heißt es in dem Bericht. Bei der Nutzung von ChatGPT und anderen KIs ist also Vorsicht geboten, denn obwohl die KI vermeintlich „neutral“ ist, kann sie auch zum Werkzeug von Desinformation werden. Damit die KI in Zukunft sicher wird und Missbrauch vermieden werden kann, plant OpenAI, ChatGPT-generierte Texte bald mit einem Watermark zu versehen – doch einen Stichtag dafür gibt es noch nicht.

In den falschen Händen könnte KI auch zum Tool für Desinformation und Propaganda werden. Bild: Jeremy Bishop
  1. Wer trainiert die KI?

Es heißt, als User trainieren wir ChatGPT selbst. Aber woher weiß ChatGPT, wie Gewalt aussieht, was respektvoll ist und was nicht? Die Antwort liegt auf der Hand: Es sind Menschen, die es der KI beibringen. So berichtete das TIME Magazin kürzlich, dass OpenAI Angestellte eines Unternehmens in Kenia als Klickarbeiter:innen beauftragte, um die KI humaner zu machen. 

Angestellte mussten sich tausende Textausschnitte mit Gewalt- und Missbrauchsbeschreibungen durchlesen und diese bewerten, um die KI zu trainieren. Dafür bekamen die Arbeiter:innen Stundenlöhne von höchstens zwei Dollar. Hinter den Kulissen werden also weiterhin Menschen nach kolonialen Mustern ausgebeutet, damit die Allgemeinheit das Privileg des kostenlosen Wissens genießen kann – problematisch ist das allemal.

  1. ChatGPT ist einfach kein Mensch

Die menschliche Komponente kann ChatGPT nicht ersetzen. Das wird alleine schon dadurch deutlich, dass die KI daran scheitert, einfache Rätsel zu lösen, die ein Mensch in Sekundenschnelle lösen könnte.

Trotz geballter Intelligenz scheitert ChatGPT daran, einfach Rätsel zu lösen, die für Menschen ein Klacks sind. Bild: Screenshot ChatGPT.

Zudem kann ChatGPT als Sprachmodell auch keine Lösungen für Aufgaben finden, die viel Kreativität verlangen und wird deshalb wohl kaum das menschliche Schreiben gänzlich ersetzen; zu homogen und vorhersehbar wirken die KI-erstellten Texte. Zumindest ist das jetzt noch so. Dass nach mehreren Trainings und Interaktionen die Kreativität der KI der eines Menschen ebenbürtig ist, ist jedoch vorstellbar. 

Google-Krise? Was bedeutet ChatGPT für den Tech-Markt?

Nichtsdestotrotz ist ChatGPT eine Revolution in der Tech-Welt und wird so schnell nicht in Vergessenheit geraten. ChatGPT scheint als erstes KI-Tool den Durchbruch in den Mainstream geschafft zu haben und die Screens von Usern weltweit erobert zu haben. Zwar haben in letzter Zeit KI-Tools wie Midjourney, das auch zu OpenAI gehörige Dall-E oder Stock AI bereits Schlagzeilen gemacht, doch keiner wühlte den Tech-Markt so sehr auf wie ChatGPT.

So sehr, dass Google-Chef Sundar Pichai über Nacht die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin zurück ins Boot holte, um Googles KI-Strategie zu überarbeiten. Denn bei ChatGPT hat auch Microsoft seine Finger im Spiel und kündigte kürzlich an, ChatGPT in die Microsoft-Suchmaschine Bing zu integrieren. Schon ab März könnten User ChatGPT über die Suchmaschine Bing nutzen und damit für Google zum ersten Mal seit vielen Jahren eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellen. 

Laut Similarweb hat Bing in Deutschland einen ungefähren Marktanteil von 11,49 % auf dem Desktop und 0,5 % mobil, während Google einen Marktanteil von 80,8 % auf dem Desktop und 95,7 % mobil verzeichnet. Das könnte sich durch die Integration von ChatGPT in Bing ändern – so würde Microsoft ein lang bestehendes Monopol aufbrechen.

ChatGPT-Gründer Sam Altman scheint jedoch nicht zu glauben, dass OpenAIs ChatGPT Google zerstören könnte: “Ich denke, wenn jemand sagt, dass eine Technologie das Ende eines anderen großen Unternehmens bedeutet, dann liegt er meistens falsch. Ich glaube, die Leute vergessen, dass Unternehmen in der Lage sind, etwas dagegen zu tun, und dass sie ziemlich klug und kompetent sind”, so Altman. 

ChatGPT-Gründer Sam Altman scheint nicht zu glauben, dass OpenAIs ChatGPT Google zerstören könnte. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass OpenAI selbst seit 2019 mit Google zusammenarbeitet. Bild: TechCrunch, CC BY 2.0

Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass OpenAI selbst seit 2019 mit Google zusammenarbeitet. Als non-profit Organisation finanziert sich die 2015 von u.a. Elon Musk und Sam Altman gegründete Organisation durch Investments und Spenden, beispielsweise des Paypal-Mitgründers und rechten Hardliners Peter Thiel, des Milliardärs und LinkedIn-Gründers Reid Hoffman oder des Meta-Gründers Mark Zuckerberg. Aber auch durch Zusammenarbeiten mit Tech-Giganten wie Microsoft, IBM und Google sichert OpenAI sich Kapital. Erst kürzlich kündigte Microsoft an, weitere 10 Milliarden US-Dollar in OpenAI zu investieren, nachdem das Unternehmen bereits 2019 und 2021 hohe Summen in die NGO fließen ließ. 

Als Antwort auf ChatGPT arbeitet Google nun auf Hochtouren an ihrem eigenen Chatbot Sparrow sowie an mindestens 20 weiteren KI-Produkten. Sicher ist: KI-generierte Texte sind etwas, an das wir uns gewöhnen müssen. Dabei bleibt abzuwarten, für wen die KI zugänglich sein wird, denn schon jetzt kündigte ChatGPT an, den Service in Zukunft nicht mehr kostenlos anbieten zu wollen – wann genau, bleibt ungewiss. Doch ganz egal, ob ChatGPT kostenlos bleibt oder nicht; KIs werde schon bald nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken sein: als persönliche Assistenz, Programmierer, Mentor, Feedback-Tool, Erklär-Bär oder Recherche Unterstützer.

Noch nicht genug von KI? Hier gibt es eine Auflistung von anderen hilfreichen KI-Tools.