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Die Clubhouse-App: Ego-Show oder Networking-Wunder?

Die exklusive Social-App “Clubhouse” macht aktuell internationale Schlagzeilen. Dabei geht es auch bereits um Missbrauch und Hate-Speech. Ist das schon der Anfang vom Ende?

Man versteht noch nicht so ganz, wie sie funktioniert oder warum plötzlich die ganze Welt von ihr spricht: Clubhouse ist die App, die wegen ihrer exklusiven Eigenschaften in den sozialen Medien Wellen schlägt. Dabei ist sie bereits seit letztem Jahr auf dem Markt. Clubhouse ist das Ergebnis des Silicon Valley-Unternehmens Alpha Exploration Co. und wird derzeit von namhaften amerikanischen Prominenten unterstützt. Mit vorne dabei sind Oprah, Drake oder auch Ashton Kutcher. Alles teure Promo, mit nichts dahinter? Fachleute schätzen den Wert der App bereits auf 100 Millionen Dollar und preisen sie derweil als die nächste große Social-Media-Plattform an. Wieso ging das jetzt so schnell, was macht man denn auf Clubhouse überhaupt und wie kann man beitreten?

Clubhouse ist eine reine Audio-Social-Media-App für den Austausch zwischen Experten, Branchen-Profis und Prominenten. Richtig gelesen – keine Bilder, nur Audio! Als Mitglied im Clubhouse kann man an Unterhaltungen teilnehmen, anderen Sprechern zuhören oder eigene Unterhaltungen anregen. Die Social-Media Version eines Podcasts quasi. Für Normalos ist dieser “Club” allerdings vorerst geschlossen. Primär ist die App nämlich als Raum für Prominente, Medienpersönlichkeiten und Gründer gedacht, um eigene Business-Erfahrungen und Ratschläge auszutauschen. Es soll so einen Safe-Space darstellen, in dem sie Fragen beantworten und Informationen preisgeben können – so jedenfalls die Vorstellung der Gründer Paul Davison und Rohan Seth. Die Realität sieht momentan noch anders aus. 

Wie ein Podcast, auf den man direkt mit einer Sprachnachricht antworten kann

Die App selbst ist einfach zu bedienen. Wie bei einem Zoom-Videoanruf, moderiert der Gastgeber eines Raums dabei die Mitglieder. Diese können ihre Hand heben, um einen Beitrag zu leisten oder auch stummgeschaltet werden. Klingt eigentlich ganz einfach, oder? Wie kann man denn nun überhaupt Mitglied werden? Momentan zählt die App nur an die 100.000 Nutzer. Es scheint genau diese Exklusivität zu sein, die sie bisher für viele so interessant gemacht hat. Zusätzlich befindet sich die Plattform derzeit in der Beta-Phase, was bedeutet, dass es nur für eine sehr ausgewählte Anzahl von Personen zugänglich sein soll. Nur diejenigen, die eingeladen werden, können beitreten und nur diejenigen, die beigetreten sind, können einladen. Ein Geheimtipp ist die Plattform allerdings nicht mehr wirklich. Am Montag den 18.1. nahm Clubhouse den zweiten Platz ein, bei den am häufigsten heruntergeladenen Gratis-Apps im Apple-Store. Den leider existiert die App bisher nur für Iphone-Nutzer. 

Neue Social Media App – Neuer Raum für virtuelle Gewalt

Die Social Media Expert*in Leni Bolt hat sich die App für uns einmal genauer angeschaut. Bolt unterstützt LGBTQIA+ Unternehmer*innen dabei, ihrer Arbeit zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen und hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Hype von Clubhouse zu untersuchen.  “Auf den ersten Blick sehe ich bei Clubhouse auf jeden Fall Potenzial für virtuelle Konferenzen. Aktuell sind die Gespräche in vielen Räumen noch sehr willkürlich. Aber ich denke, das wird sich mit der Zeit legen, sobald die Moderatoren eine gewisse Struktur für ihren Raum geschaffen haben. Ein Kritikpunkt sind die schwammigen Datenschutz-Richtlinien der Plattform und die Tatsache das man als Nutzer den Zugriff der App auf sein komplettes Adressbuch zulässt. Derzeit tummeln sich auch leider viele rechtsradikale und LGBTQIA-feindliche Menschen bei Clubhouse. Ich würde mir wünschen, dass die Gründer dieses Problem zeitnah bekämpfen.”

Leni Bolt sieht für die Social Media App Clubhouse noch viel Potential!

 

Den Beobachtungen von Bolt folgend, wird im Internet bereits viel diskutiert, dass die App schon Probleme mit Missbrauch und der Moderation ihrer Inhalte hat – oder viel mehr mit dem Fehlen jeglicher Moderation und Kontrolle. Gerade in Zeiten, in denen Hate-Speech und virtuelle Gewalt auf sozialen Plattformen schwerwiegende Konsequenzen aufgezeigt hat, ist es umso wichtiger, neue Wege der Verbreitung dieser zu unterbinden. In einigen weiteren kritischen Kommentaren heißt es, Clubhouse fühlt sich an, als würde dort jeder etwas verkaufen oder sich selbst als Marke anpreisen. Also doch mehr eine Ego-Show und weniger Networking als erwartet? Gleichzeitig bietet die App durch ihr neuartiges Konzept eine noch nicht dagewesene Möglichkeit, in einem podcastartigen Format zu speziellen Themen direkte Rückfragen zu stellen oder sein Wissen mit einer Gesprächsrunde zu teilen. Ob die App erfolgreich wird oder nicht, entscheiden die kommenden Monate. Wird sie ihr Moderationsproblem in den Griff bekommen und die bestehenden Nutzerzahlen ausweiten und bei Laune halten? Wir bleiben gespannt.