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Digitaler Dreck – weniger Netflix für den Umweltschutz

Du hast aufgehört zu fliegen und isst schon lange vegan, der Umwelt zuliebe? Hör lieber auf Netflix zu streamen und E-Mails zu schreiben. So oder so ähnlich lassen sich die Erkenntnisse einer Studie zum ökologischen Fußabdruck im digitalen Raum zusammenfassen. Müssen wir dringend an unserem digitalen Umweltbewusstsein arbeiten?

Du dachtest bislang, dass die Digitalisierung der Umwelt zugute kommt, weil gefühlt weniger Rohstoffe verbraucht werden? Nicht ganz. Die Wissenschaftler*innen des französischen Thinktanks „The Shift Project“ stellen in ihrer Studie „Climate Crisis: The unsustainable use of online video“ eine ganze Menge Daten zusammen, die zeigen, dass du mit dieser Einschätzung ziemlich daneben liegst. Laut Ihnen unterschätzen wir unseren ökologischen Fußabdruck im digitalen Raum immens.

Ciao „Netflix and Chill“?

Digitaler Umweltsünder Nr. 1: Videostreaming via Netflix, Youtube und Co.Foto: Glenn Carsten Peters.

Umweltsünder Nr. 1 ist laut Fallstudie das Video-Streaming. Das Streamen von Online-Videos macht 60 Prozent der weltweiten Datenströme aus. Allein im Jahr 2018 waren das über 300 Millionen Tonnen CO2. Diese Menge entspricht den CO2-Emissionen, die Spanien jährlich produziert. Video-on-Demand ist dabei für 34 Prozent verantwortlich, Pornografie zu 27 Prozent und Youtube zu 21 Prozent. 21 Prozent stammen aus anderen Quellen wie sozialen Netzwerken.

Schon mal über die Klimabilanz deiner E-Mail nachgedacht?

Nicht nur unser Videokonsum verschmutzt unsere Umwelt, laut ökotest.de verursacht das Versenden einer einfachen E-Mail ohne Anhang etwa zehn Gramm Kohlenstoffdioxid. Damit hat eine E-Mail die gleiche Klimabilanz wie eine Plastiktüte, erklärt Marianne Wolff, Umweltexpertin des VerbraucherService Bayern auf ökotest.de. Jap. Richtig gelesen. Was bringt es also, wenn wir Stoffnetz statt Plastiktüte für Obst und Gemüse im Supermarkt nutzen, wenn der Versand einer einzigen E-Mail die gleiche Klimabilanz hat wie die Plastiktüte, die wir soeben eingespart haben?

Laut Berechnungen der französischen Fernsehanstalt France Télévisions produziert jede*r Angestellte mit dem E-Mail-Verkehr täglich genauso viel CO2 wie eine elf Kilometer lange Autobahn. Foto: Mateusz Dach

Und es geht noch weiter: Laut Berechnungen der französischen Fernsehanstalt France Télévisions produziert ein*e durchschnittlich*e Angestellte*r mit ihrem*seinem E-Mail Verkehr täglich nämlich genauso viele Treibhausgase wie eine elf Kilometer lange Autobahn. Wir können also anfangen im Privaten unser Online-Verhalten zu überdenken, aber der Löwenanteil unserer Digitalhandlungen findet im Job statt. Muss die Wirtschaft also selbst Lösungen schaffen?

Weniger Datenmüll für eine bessere Umwelt

Das französische Start Up Cleanfox bietet unter dem Slogan „Clean your mailbox, save the planet!“ automatisierte Hilfe beim Ausmisten des eigenen E-Mail Postfachs an. Das „ökologische Postfach“ Cleanfox löscht uralt E-Mails, ungeöffnete Newsletter und längst vergessen Werbemails. Denn besonders das lange Speichern von E-Mails ist umweltbelastend. Solche Ideen könnten ein Anfang sein. Wie wir aber perspektivisch und strukturell an der Klimabilanz von Digitaltechnologien angehen, bleibt vorerst unbeantwortet. 

Dabei sind alle Digitaltechnologien zusammengenommen mittlerweile für 3,7 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Im Vergleich entfielen auf den zivilen Luftverkehr in 2018 lediglich 2 Prozent der Emissionen, heißt es in der Fallstudie weiter. Es ist also ganz schön dreckig hier. Muss nach dem #flugscham also so etwas wie #youtubescham kommen? Laut den Prognosen der Studie, ja. Bis 2025 könnte der Digital-Anteil an den weltweiten Emissionen nämlich auf mehr als 8 Prozent steigen, das wäre höher als der aktuelle Anteil von Autos und Motorrädern.

Headerfoto: Panumas Nikhomkhai