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Freundschaft zwischen Arm und Reich kann Menschen aus der Armut helfen

Klassenübergreifende Freundschaften helfen, Armut zu mindern und ermöglichen mehr soziale Gerechtigkeit, das hat nun eine neue Studie bewiesen. Wie unsere sozialen Verbindungen unsere Zukunft mitbestimmen und warum unser zukünftiges Gehalt auch von unseren Freund:innen abhängt.

Wer reich geboren wird, wird reicher, wer arm geboren wird, bleibt arm: Diese Sozialdiagnose hört man immer wieder. Eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, will nun einen entscheidenden Faktor und somit vielleicht den Schlüssel zu wirtschaftlicher Mobilität gefunden haben: klassenübergreifende Freundschaften, oder auch economic connectedness, wie die Forscher:innen es nennen, bestimmen, wie viel wir später verdienen. 

Die Forscher:innen haben Freundschaften von über 72 Millionen amerikanischen Facebook Usern untersucht. Je mehr klassenübergreifende Freundschaften Kinder pflegen, desto mehr verdienten sie später im Leben. So hat beispielsweise Los Angeles eine relativ niedrige Rate an klassenübergreifenden Freundschaften. Hier haben nur 36,8 % der Freund:innen ärmerer Menschen ein hohes Einkommen. Ähnlich schlecht schneiden etwa die Bronx in New York (34 %) oder New York City selbst (41,4 %) ab. Anders ist es beispielsweise in Rockingham County an der Ostküste, wo mit 68 % fast doppelt so viele der Freund:innen ärmerer Menschen ein hohes Einkommen haben. 

Forscher:innen der Harvard Universität haben Freundschaften von über 72 Millionen amerikanischen Facebook Usern untersucht und herausgefunden, dass klassenübergreifende Freundschaften Armut bekämpfen können. In rot markierten Orte haben Menschen weniger klassenübergreifende Freundschaften, in blau markierten Orten mehr. Bild: Social Capital Atlas

Inklusion wichtig für Aufstieg

Die Studie macht deutlich, wie wichtig die Inklusion von marginalisierten, geringverdienenden Gruppen für wirtschaftliche Mobilität ist. Darüber hinaus offenbart sich hinter diesen Zahlen ein entscheidender Faktor für sozial-ökonomisches Kapital: Networking. Denn je mehr Verbindungen Geringverdiener:innen zu Mehrverdiener:innen haben, desto mehr verdienen sie in Zukunft selbst. Das persönliche Netzwerk ist also ein enorm wichtiger Aufstiegsfaktor, denn in diesem Netzwerk werden Jobs, Beziehungen und auch Finanzwissen geteilt. 

Laut der Studie hätten arme Kinder in einem Viertel, in dem 70 % ihrer Freund:innen wohlhabend wären, im Erwachsenenalter ein etwa 20 % höheres Einkommen als die, die sich nicht in einem wohlhabenden Netzwerk bewegen. Das zeigt nicht nur, wie wichtig klassenübergreifende Freundschaften und Beziehungen für soziale Gerechtigkeit sind, sondern unterstreicht auch, wie soziale Abgrenzung in Städten wirtschaftlichen Aufstieg entweder begünstigen oder erschweren können.

Urban Planning Drama

Nehmen wir etwa New York oder Los Angeles, die in der Studie eher schlecht abschneiden. Hier sind Miet- und Immobilienpreise so unterschiedlich, dass Geringverdiener:innen und Wohlhabendere wohl kaum im selben Viertel wohnen. Denn ein:e wohlhabender:e New Yorker:in wird wohl kaum in der Bronx wohnen, und eine sozial benachteiligte Familie aus der Bronx wohl kaum in Manhattan. Das betrifft auch gemeinschaftliche Orte wie Schulen, Spielplätze oder Kindergärten, wo sich dann weniger klassenübergreifende Freundschaften ergeben können.

Oscar Niemeyers Edificio Copan im Zentrum São Paulos wurde für tausende Bewohner:innen unterschiedlicher sozialer Klassen konzipiert. Bild: Rony Anderso Bobadilla Vargas

Die Daten können somit wichtige Impulse für zukünftiges Urban Planning geben, schaffen sie doch die wissenschaftliche Grundlage für inklusivere Wohnkonzepte und demokratische, klassenübergreifende und zugängliche Wohn- und Bildungsbedingungen. Ein Beispiel dafür wäre etwa Oscar Niemeyers Edificio Copan im Zentrum São Paulos, das für tausende Bewohner:innen unterschiedlicher sozialer Klassen konzipiert wurde.

Das Copan ist jedoch nur ein einzelnes Gebäude. Sozial gerechtes Urban Planning der Zukunft müsste Lösungen dafür finden, ganze Städte bezahlbar und inklusiv zu machen, sodass Einkommensunterschiede mit der Zeit ausgeglichen und ökonomisch benachteiligte Gruppen nicht länger in die Peripherien gedrängt würden.