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Bild: Palmer Luckey

Game Over: Oculus-Gründer entwirft Headset, das User:innen tötet

Oculus-Gründer Palmer Luckey hat ein VR-Headset entworfen, das User:innen umbringen kann. Game Over im Spiel, Game Over im Leben. Ob er es auch selbst benutzen wird?

Palmer Luckey wollte schon immer Videospiele mit VR-Technologie spielen. Im Alter von nur 18 Jahren entwarf der Gamer damals den ersten Prototypen für eine VR-Brille in der Garage seiner Eltern in Kalifornien. 2012 gründete Luckey die Firma Oculus und begann eine Kickstarter-Kampagne für den ersten Prototypen einer VR-Brille, genannt The Rift. Bereits 2014 wurde Oculus, heute unter dem Namen Reality Labs bekannt, für zwei Milliarden Dollar an Facebook verkauft.

Heute ist Palmer Luckey Milliardär, Gründer der Rüstungsfirma Anduril Industries, die Überwachungstechnologie, Verteidigungs-Hardware und Kampfdrohnen produziert und ein prominenter finanzieller Unterstützer von Donald Trump und der Republikanischen Partei. Videospiele spielt er immer noch gerne, doch wenn es nach Luckey ginge, könnten die Games noch einen Tick realistischer sein. 

Ernsthafte Konsequenzen – im Leben wie im Spiel

Und realistisch werden Spiele erst durch Konsequenzen, so Luckey. Deshalb erfand der Milliardär kürzlich die VR-Brille OQPNVG. Das Besondere an dem Device: Es ist in der Lage, User:innen umzubringen, wenn diese im Spiel versagen. 

Inspiriert ist die VR-Brille von der Handlung von Manga und Anime-Serie Sword Art Online, in der Gamer:innen durch VR-Headsets, sogenannte NerveGear, mit ihren Avataren verschmelzen. Die Geschichte spielt im Jahr 2022. Genau am 6. November 22 werden in der Serie 10.000 Gamer:innen in der virtuellen Welt des gleichnamigen Spiels Sword Art Online von einem verrückten Wissenschaftler gefangen gehalten. Um wieder freizukommen, müssen die Gamer:innen sich durch 100 Levels kämpfen. Der Tod im Spiel oder das Entfernen des Headsets führt dabei auch zum Tod in der Realität.

Anlässlich des Jubiläums hat Luckey seine VR-Brille ebenfalls am 6. November vorgestellt. Das Mordinstrument aus der Serie (und offensichtlich auch der verrückte Wissenschaftlicher) sind Realität geworden: “If you die in the game, you die in real life” – so lautet Luckeys Motto

Gamer, Waffenproduzent, Patriot

Aber warum sollte man so eine dystopische Vorstellung in die Realität umsetzen wollen? “Die Idee, im echten Leben mit einem virtuellen Avatar zu verschmelzen, hat mich schon immer fasziniert”, argumentiert Luckey. “Gute Grafik lässt ein Spiel vielleicht echter aussehen, aber nur wenn ernsthafte Konsequenzen drohen, kann sich das Spiel für dich und alle anderen darin wirklich realistisch anfühlen”, schreibt er auf seinem Blog, den USA-Flaggen zieren. Gamer, Waffenproduzent, Patriot – und dazu noch Vater des Internets von morgen? 

Bei dem Wunsch nach einem Computerspiel, das Spieler:innen umbringt, drängt sich unmittelbar die Frage auf: Gibt es nicht schon genug Wege zu sterben? Und haben die Genies dieser Welt nichts Besseres zu tun, als noch weitere zu erfinden? Wenn es nach Luckey geht, ist der Tod im Spiel und in der Realität die ultimative Immersion, der Traum eines jeden Gamers. “Die gute Nachricht ist, dass wir auf dem halben Weg sind, ein echtes NerveGear zu erschaffen. Die schlechte Nachricht ist, dass ich bisher lediglich die Hälfte raus habe, die dich umbringt”, schreibt Luckey. 

Inspiriert ist Palmer Luckeys Killer-Brille von der Handlung von Manga und Anime-Serie Sword Art Online, in der Gamer:innen durch VR-Headsets, sogenannte NerveGear, mit ihren Avataren verschmelzen. Bild: Sword Art Online, CC BY-NC-ND

Wenn Computerspiele wirklich töten!

Um User:innen beim Game-Over zu töten, brachte Luckey drei Sprengladungen an das VR-Headset an und verknüpfte es mit einem Sensor, der bei Game Over die Explosion auslöst und das Gehirn des Gamers zerbombt. Zunächst gibt Luckey jedoch Entwarnung für alle Gamer, die noch nicht bereit sind, zu sterben: “Zum jetzigen Zeitpunkt handelt es sich noch um ein Büro-Kunstwerk, eine zum Nachdenken anregende Erinnerung von unerforschten Möglichkeiten im Game Design.” Eine interessante Provokation in einer immer mehr gamifizierten Welt, oder einfach nur schlaue PR eines Waffenherstellers? Vielleicht beides.

Doch der ethische Diskurs, welche Rolle digitale Immersion in Zukunft einnehmen darf, bleibt in dieser Provokation leider aus. Schade eigentlich. Denn dass Immersion in einem Computerspiel bereits heute tödlich enden kann, hat eine medizinische Studie aus Ungarn herausgefunden. Darin wurden 24 Fälle von jungen Gamer:innen (23 davon männlich) dokumentiert, die daran gestorben sind, dass sie nicht mehr aufhören konnten, zu spielen. Auch wenn dies natürlich Extrem-Beispiele sind, so sind sie nur die Spitze des Eisbergs. Schätzungsweise 60 Millionen Menschen leiden an Gaming-Sucht und damit verbunden an erheblichen physischen und psychischen Konsequenzen. Umso wichtiger wäre es gewesen, im Kontext dieses PR-Stunts auf die Gefahren von Gaming Disorder aufmerksam zu machen. 

Wir sehen uns im Metaverse (not)

Wer jetzt übrigens denkt, Luckey meine sein Vorhaben nicht ernst, täuscht sich: “Es ist, soweit ich weiß, das erste nicht-fiktive Beispiel eines VR Devices, das tatsächlich User:innen umbringen kann. Und es wird nicht das Letzte sein. Wir sehen uns im Metaverse.”  

Ob Luckey sein Killer-Headset am Ende auch selbst benutzen wird, ist fraglich. Zurzeit habe das Gerät noch zu viele Mängel: “Deshalb hatte ich auch noch nicht die Eier, es selbst zu nutzen”, so Luckey. Eins ist wohl sicher: Solange er nicht “die Eier hat”, sein Killer-Headset selbst zu benutzen, wird es wohl kaum jemand anderes tun. Ich für meinen Teil möchte nur ungern in einer von Palmer Luckey erschaffenen Welt mit einem Avatar verschmelzen und virtuell um mein Überleben in der realen Welt kämpfen. Lieber Palmer, in deinem Metaverse möchte ich nicht vorbeikommen.