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Globales Entsetzen über die neuen US-Abtreibungsreformen

Im US-Bundesstaat Alabama wurde vor wenigen Wochen vom Senat ein Gesetz verabschiedet, dass die Abtreibung nach einer Vergewaltigung strafbar macht. Was hat es damit auf sich?

Mit 25 zu 6 Stimmen hat der Senat im hoch religiösen US-Bundesstaat Alabama das wohl härteste Abtreibungsgesetz in Geschichte der Vereinigten Staaten erlassen: Die Abtreibung nach einer Vergewaltigung oder Inzest ist strafbar. Jeder Mediziner, der einen Abbruch vornimmt, könnte mit bis zu 99 Jahren Haft bestraft werden. Am 15.5.19 unterzeichnete die Gouverneurin Kay Ivey den Erlass der am 15.11.19 in Kraft treten wird. Es ist ein Beschluss, der weltweit für Wut und Entsetzen gesorgt hat.

Des weiteren stehen sechs weitere US-Bundesstaaten stehen kurz davor, ebenfalls neue Anti-Abtreibungsgesetze zu verabschieden. Eigentlich hat die USA Abtreibungen 1973 legalisiert. Der Oberste Gerichtshof entschied damals, dass der Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich erlaubt sei. Allerdings räumte er den einzelnen Staaten ein, Zusatzregelungen zu erlassen. Von diesen wird gerade in sieben US-Bundesstaaten gebrauch gemacht. Die Verbote wurden von Republikanern verfochten, von denen viele strengreligöse Christen sind.

Foto: Maria Oswalt

Die Geschichte der amerikanischen Abtreibungsgesetze

Als die USA 1776 zum ersten Mal unabhängig wurden, wandt ein Großteil der US-Staaten bei Abtreibung das englische Common Law an. Das bedeutete, dass eine Abtreibung nach der ersten Bewegung des Fötus, normalerweise 15 bis 20 Wochen nach der Empfängnis, verboten war. Im Jahr 1821 wurde im Bundesstaat Connecticut ein Gesetz erlassen, das die strafrechtliche Verfolgung von Apothekern erlaubte, die medizinisches Gift für Abtreibung an Ärzte verkauft. Die Bewegung zur Liberalisierung des Abtreibungsrechts entstand in den 1920er und 30er Jahren im Zusammenhang mit den wissenschaftlichen Errungenschaften, die kürzlich im Bereich der Verhütungsmittel errungen wurden und durch die staatenübergreifende feministische Bewegung. Aktivistinnen wie Margaret Sanger hatten erreicht, das Empfängnisverhütungskliniken eingerichtet wurden, die bedürftigen Frauen Beratung bei der Familienplanung und Wissen über Verhütungsmethoden anboten.

In Amerika entstand in den 1960er Jahren eine Abtreibungsreformbewegung. 1963 wurde die Society for Human Abortions gegründet, die Frauen darüber informierten, wie sie eine Abtreibung durchführen können. Einige Frauenrechtsgruppen entwickelten auch eigene Möglichkeiten wie zum Beispiel mobile Kliniken, umso Frauen illegal Abtreibungen zu ermöglichen. Als erster Staat entkriminalisierte Colorado 1967 die Abtreibung bei einer Vergewaltigung, bei Inzest oder bei der Gefahr einer dauerhaften körperlichen Behinderung der Frau.

Im Jahr 1973 hatte der Oberste Gerichtshofs das Gesetz zur Legalisierung von Abtreibungen erlassen, das von den Staaten jedoch in unterschiedlichem Maße eingeschränkt werden kann. Nach dieser langwierigen und mühsamen Entwicklung, Das Recht der Frau auf Abtreibung gesetzlich zu verankern, ist der aktuelle gerichtliche Entscheid ein herber Rückschritt.

Ein unmenschlicher Rückschritt in der Emanzipation der Frau

Opfer von Vergewaltigungen werden somit, zusätzlich zu ihrem seelischen Leid, nicht nur verboten, die Schwangerschaft abzubrechen, sie werden zusätzlich aus Not dazu gezwungen, eine Abtreibung illegal und unter der Gefährdung ihrer eigenen Gesundheit durchzuführen. In einigen Fällen hätte das Gesetz bereits jetzt unmenschliche Konsequenzen. So meldete im Bundesstaat Ohio eine 11-jährige der Polizei, dass sie von einem 26-jährigen mehrmals vergewaltigt und jetzt schwanger geworden sei. Nach dem neuen Gesetz dürfte sie das Kind nicht abtreiben, da der Herzschlag des Fötus bereits zu hören sei.

Was sagt dieser Beschluss über einen Staat aus, der nur die ungeborenen Leben schützen möchte, aber nicht die Leben der Frauen, die diese zur Welt bringen sollen. Viele der Gesetze, die zur Einschränkung der Abtreibung verabschiedet werden, können jetzt noch nicht in Kraft treten. Denn während viele tausende Frauen auf den Straßen Ohios und Alabamas protestierend, fechten Fürsprecher von Abtreibungsrechten ihren Protest vor Gericht aus. Wie dieser Kampf ausgeht bleibt abzuwarten.

Headerfoto: Jamison Lottering