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Der humanoide Roboter "Sophia" wurde weltberühmt, weil er ganz tief im sogenannten Uncanny Valley versinkt. Die Stimme des Google Assistenten klingt dagegen täuschend echt. Foto: ITU Pictures from Geneva, Switzerland - AI for GOOD Global Summit, CC BY 2.0, Wikimedia Commons

Google-Entwicklerkonferenz: KI klingt am Telefon wie ein Mensch

Auf der Entwicklerkonferenz I/O hat Google gezeigt, was die Arbeit an künstlicher Intelligenz für Früchte trägt. Eine sehr freundlich klingende Stimme soll schon bald Telefonanrufe tätigen können. Damit nimmt der Google Assistent immer menschlichere Züge an.

“Hi, ähm, ich würde gerne einen Tisch reservieren, für Mittwoch, den 7.”, beginnt eine sanfte, zugängliche Stimme das Gespräch. “Für … 7 Leute?”, antwortet die Rezeptionistin etwas abwesend. Es klingt nach dem Protokoll einer normalen Tischreservierung. Nur stammt der erste Satz von gar keiner Person, sondern von einer selbstlernenden Maschine oder, wie viele es nennen, einer künstlichen Intelligenz.

Damit hat Google auf seiner Entwicklerkonferenz I/O natürlich für Staunen gesorgt. Google-CEO Sundar Pichai führte dort Aufnahmen zweier Telefongespräche vor, in denen der Sprachassistent Google Duplex, der bald im englischsprachigen Raum erscheinen soll, sehr souverän zwei Termine vereinbart – völlig autonom. Auf sehr charmante und intelligente Art reagiert Duplex, wahlweise in Frauen- oder Männerstimme, auf sein Gegenüber.

Vor einem Jahr hat Google den Fokus auf künstliche Intelligenz gelegt. Die Google Suche, Bildbearbeitung, der News-Dienst und eben auch der auf den Namen Duplex getaufte Sprachassistent – all das soll sich mithilfe von KI verbessern. Einige Produkte der Bemühungen konnten bereits bestaunt werden, etwa als Google seine Rechner träumen ließ. (Im Kompendium “Automatisierung“ beschreibt Qiio-Autor Frederik Görtelmeyer die menschliche Sehnsucht nach der Abgabe menschlicher Tätigkeiten an Maschinen und dem damit einhergehenden Kontrollverlust.)

Bald sollen auch Google-Lautsprecher mit Display erscheinen. So kann dort besser Werbung eingebunden werden.

Doch mit dem Google Assistenten Duplex erreichen wir eine neue Ebene. So faszinierend und vielleicht auch erschreckend es ist, dass ein paar Ähms und Hmms, zusammen mit einer leichten tonalen Varianz in der Stimme, uns täuschen können. Man muss sich klar darüber sein, dass Google mit diesem Schritt menschliche Interaktion nur aus ökonomischer Perspektive betrachtet: Telefonieren und Termine-Vereinbaren wird zur unnötigen Zeitverschwendung, die wegrationalisiert werden muss, sobald nur möglich. Doch wie würde sich die Rezeptionistin fühlen, wenn ihr klar würde, den ganzen Tag nur mit Google telefoniert zu haben.

Als Gesellschaft müssen wir eine Grenze ziehen, und sie sollte vielleicht schon hier beginnen. Denn wenn wir immer mehr Aufgaben an Maschinen übertragen, die eigentlich im Bereich der menschlichen Interaktion liegen, geben wir dann nicht auch einen entscheidenden Teil dessen ab, was wir als Mensch-Sein definieren?