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Bild: Patrick Sandner

Innovative Ideen aus Deutschland für eine nachhaltige, inklusive Gesellschaft

Wie wird sich unsere Gesellschaft in Zukunft entwickeln? Werden wir achtsamer mit natürlichen Ressourcen umgehen, nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit leisten und Inklusion tatsächlich leben, anstatt immer nur davon zu sprechen? Der bundesweite Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen” prämiert Projekte aus ganz Deutschland, die innovative Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen wie diese haben.

Spätestens seit dem viralen National Geographic Cover mit einer Plastiktüte, die wie die Spitze eines Eisbergs aussah, ist das Thema Nachhaltigkeit wieder aktueller denn je. Das Cover brachte auf den Punkt, was Klimaexperten, Umweltschützer und Menschenrechtsorganisationen schon lange anprangern: Das Klima-Problem ist nicht nur vom Menschen gemacht, sondern weitaus größer und umfassender, als wir es uns eingestehen (wollen), daher bestehe dringender Handlungsbedarf.

Das Bild der Plastiktüte ist zu einer treffenden Metapher für unsere Gesellschaft geworden – und es führte auch zu einem Umdenken, denn immer mehr Unternehmen setzen sich nun aktiv für den Umweltschutz und mehr Nachhaltigkeit ein. Doch nicht nur Unternehmer, sondern auch Wissenschaftler, Künstler und Kreative wollen eine Veränderung herbeiführen. Wir haben uns daher die zukunftsweisenden Projekte des Wettbewerbs angesehen und stellen eine Auswahl der 100 Preisträger vor.

Biodegradierbare Elektronik

Bild: Jan Hesse

Obwohl die Ausfuhr von Elektromüll in Drittstaaten EU-weit verboten ist, landet immer noch viel zu viel davon in Afrika oder Asien, da es oft schwer zu überprüfen ist, ob es sich um Secondhand-Ware oder Schrott handelt. Ohne Kontrollen entstehen Elektromülldeponien, die die Erde verseuchen und Menschen, die keine andere Wahl haben, als im Müll nach wertvollen Metallen zu suchen, langsam vergiften. Auch ehemalige heimische Müllhalden, wie etwa in Bayern oder Nordrhein-Westfahlen, müssen sich heute mit der Verseuchung auseinandersetzen, die das jahrelange Vergraben von Giftmüll dort verursacht hat.

Das Problem der Vergiftung besteht auch in den Körpern von Menschen mit Implantaten, da diese nach einiger Zeit vom Gewebe resorbiert werden. Wissenschaftler vom Dresdner Fraunhofer Institut haben daher biologisch abbaubare Elektronikbauteile entwickelt, die möglicherweise dazu beitragen können, das Problem des übermäßigen Elektromüllls zu beheben.

In der medizinischen Versorgung etwa profitieren Patienten, die sich durch biologisch abbaubare Implantate weitere chirurgische Eingriffe ersparen, die wiederum mit Risiken und Kosten verbunden sind.

Interaktiver Therapieball ichó

Bild: ichó systems GmbH

Den Statistiken zufolge hat Deutschland die älteste Bevölkerung Europas und schon jetzt ist das Pflegesystem hierzulange am Limit seiner Kapazitäten. Mitansehen zu müssen, wie Eltern oder Großeltern ihre kognitiven Fähigkeiten langsam verlieren und pflegebedürftig werden, löst bei den Angehörigen oft ein Gefühl der Hilflosigkeit aus. So erging es auch drei Absolventen der Hochschule Düsseldorf (HSD), deren Großeltern an Demenz erkrankten. Aus Ohnmacht wurde Kreativität und geboren wurde ichó – ein kleiner, leuchtender Therapieball, der dabei helfen soll, kognitive und motorische Reflexe zu trainieren.

Das Innovationsprojekt ichó reagiert auf äußere Einflüsse (Druck, Annäherung, Streicheln etc.) mit farbigem Leuchten, Vibration, Klang oder Musik in unterschiedlicher Intensität. Der Therapieball verbessert dadurch spielerisch die kognitiven Fähigkeiten der Anwender. Im Gegensatz zu vielen anderen Produkten aus dem digitalen Gesundheitswesen, funktioniert ichó ohne Apps oder digitale Geräte. Die Erfinder von ichó erhoffen sich dadurch eine hohe Akzeptanz unter den Erkrankten und Therapeuten., da viele der Digitalisierung noch skeptisch gegenüberstehen. Der Ball wird mittlerweile aufgrund seiner vielfältigen Eigenschaften auch für die Therapie von Menschen mit Lernschwächen oder Depressionen eingesetzt.

Sozialunternehmen EinDollarBrille

Bild: Martin Aufmuth

Millionen von Menschen weltweit leben von einem Dollar oder weniger pro Tag und haben keinen Zugang zu leistbaren Brillen. Diese Menschen können nicht arbeiten, Kindern und Jugendlichen wird das Lernen erschwert und der dadurch entstehende Einkommensverlust wird auf rund 200 Mrd. US-Dollar pro Jahr geschätzt.

Der Erlanger Verein EinDollarBrille hat sich daher zum Ziel gesetzt, 150 Millionen Menschen mit Sehhilfen auszustatten: Es handelt sich dabei um vorgefertigte Brillen, die direkt vor Ort herstellbar sind und auch für sehr arme Menschen erschwinglich sind. Das Optikerteam reist von Dorf zu Dorf, um dort mit den Menschen Sehtests zu machen und Schulungen abzuhalten, damit die Menschen sich in Zukunft selbstständig und vor allem unabhängig von dem Verein mit den Brillen versorgen können.

Containerwerk – die Zukunft wohnt im Kubus

Bild: Patrick Sander

In einem Schiffscontainer zu wohnen können sich vermutlich nur wenige Menschen vorstellen, aber genau das will das im nordrhein-westfälischen Wassenberg ansässige Start-up Containerwerk ändern. Mit ihren modularen Designs hauchen sie Containern, die üblicherweise nach einer Nutzungszeit von 13 Jahren ausgedient haben, neues Leben ein und schaffen dadurch nachhaltige Wohnräume, Co-Working-Spaces und sogar Hotels.

Die Idee ist nicht neu, aber die Umsetzung schon: Containerwerk arbeitet mit einer Isolierung, die energieeffizient ist und ein Minimum an Wohnraum beansprucht. Durch die Aneinanderreihung mehrerer Container nimmt man den Menschen außerdem das Gefühl, in einer Box zu wohnen. Das Projekt ist vor allem für Menschen gedacht, die in Städten leben, in denen Wohnraum zunehmend verknappt und kaum mehr bezahlbar ist.

#goinclusive

Bild: Steffen Zimmermann

Wie könnte ein inklusives Museum aussehen? Die Initiative #goinclusive versucht diese und andere Fragen rund um das Thema Inklusivität durch Design zu beantworten. Zusammen mit Produktentwicklern, Programmierern und Architekten sollen Menschen, die bisher bestimmte Produkte und Angebote nicht nutzen konnten, einen barrierefreien Zugang erhalten.

Von Tastgrafiken über Audiostories, bis hin zu 3D-Gemälden und Beschreibungen in Braille und Prismenschrift – das Konzept der Inklusivität kann viele Formen annehmen und durch multimediale Installationen das Besuchererlebnis für jeden von uns verbessern. Schließlich ist ein 3D-Gemälde nicht nur etwas für Blinde.

Green Shape Core Collection – nachhaltige Outdoorbekleidung

Bild: Moritz Attenberger

Dass Funktionskleidung auch nachhaltig sein kann, beweist Vaude, ein in Tettnang ansässiger Hersteller von Outdoor-Bekleidung. Mit seiner Green Shape Core Collection bringt Vaude 19 Produkte auf den Markt, die nicht nur umweltfreundlich und fair produziert, sondern auch miteinander kombinierbar sind. Vom Wandern bis zum Snowboarden – es gibt für jede Aktivität eine andere Lage, die über dem Basis-Outfit getragen werden kann. Das spart nicht nur Geld, sondern auch Platz im Kleiderschrank. Bis zu 90 % der verwendeten Materialien in der Kollektion sind biobasiert, recycelt oder bestehen aus Naturfasern. 

Upcycling-Zentrum Neunkirchen: Nachhaltige Betätigung für Arbeitsuchende

Bild: Jessica Bruni

Design-Studenten, Arbeitsuchende und Migranten arbeiten im saarländischen Neunkirchen gemeinsam an der Herstellung von sogenannten Upcycling-Produkten, die aus regionalen Reststoffen entstehen. Von Picknick-Bänken über Taschen, bis hin zu Spielen und Wohnaccessoires: Die Produkte sind so vielfältig wie die Materialien, aus denen sie gefertigt werden. Ein angenehmer Nebeneffekt: Das Projekt trägt zur Integration bei, Arbeitsuchende erwerben eine neue Qualifikation und sind währenddessen sozialversicherungspflichtig angestellt.

Inklusives Textilunternehmen wasni: Wenn anders sein normal ist

Bild: Christoph Pueschner / Zeitenspiegel

Für das in Esslingen ansässige Unternehmen wasni ist Inklusion mehr als nur ein Trendbegriff. Wasni steht für wenn anders sein normal ist, und der Name ist Programm: Kunden haben die Möglichkeit, mit einem eigens entwickelten Konfigurator Kleidungsstücke herstellen zu lassen, die genau auf ihre Maße und Bedürfnisse abgestimmt sind – und das ohne Aufpreis.

Alle Produkte, die wasni vertreibt, sind außerdem nachhaltig und werden in Esslingen aus Bio-Baumwolle ressourcenschonend hergestellt. Auch bei den eigenen Mitarbeitern setzt wasni auf Inklusion und schafft Arbeitsplätze für Menschen, die es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben. Das Unternehmen erhofft sich dadurch, eine Vorbildfunktion auch für andere Betriebe übernehmen zu können.

Wasserfiltermethode Hydro Solution

Bild: Hydro Solution e.V.

Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht – und dennoch haben etwa 11 % der Weltbevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Hydro Solution, ein studentischer Verein aus Regensburg, will das ändern: Mit ihrem Biosandfilter-System schaffen sie es, ohne technische Hilfsmittel täglich bis zu 50 Liter Wasser von mehr als 98,5 % aller Bakterien und Viren zu befreien. Für die Herstellung werden ausschließlich lokale Ressourcen verwendet und der Filter hat eine Lebensdauer von bis zu 10 Jahren.

Das Team arbeitet zur Zeit hauptsächlich in Kajiado County im Süden Kenias, wo die Bevölkerung aus Mangel an Alternativen ihr Trinkwasser aus bakteriell verseuchten Flüssen bezieht, was zu Seuchen und Verbreitung von Krankheiten führt. Im Rahmen des Projekts zeigen die Studenten den Menschen vor Ort wie die Filter hergestellt werden können und leisten damit Hilfe zur Selbsthilfe. Bis jetzt stellten sie 86 Filter her und konnten damit 2.000 Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgen.

Eine Auswahl der 100 Preisträger des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen” wird im Berliner Quartier Zukunft vom 1. Oktober bis Januar 2019 präsentiert. Weitere Informationen über den Wettbewerb und alle Preisträger aus dem Jahr 2018 gibt es hier.

Öffnungszeiten & Adresse:

Quartier Zukunft
Friedrichstr. 181
10117 Berlin
Mo – Fr 10:00-19:00 Uhr
Sa 10:00-18:00 Uhr