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Kann Man(n) Gewalt mit Liebe rechtfertigen?

Scheinbar, aber dem Schutz von Frauen dient es nicht. Und von hegemonialer Männlichkeit zeugte nicht nur die Ohrfeige von Will Smith gegen Chris Rock, sondern auch dessen Verhalten gegenüber einer Schwarzen Frau vor laufender Kamera. 

Männer die sich um die Ehre einer Frau duellieren. Das gibt es nur noch auf Netflix – wenn sich in Bridgerton wieder alles um Dramen der Londoner High-Society zur Ballsaison dreht – so die Annahme bis zur gestrigen Oscar-Verleihung. Will Smith holt gegen Chris Rock mit einer Schallenden Ohrfeige aus, nachdem dieser einen Witz mit Anspielung auf den rasierten Kopf von Jada Pinkett-Smith, Will Smiths Frau, in seine Comedy-Einlage einbaute. 

Minuten später erhält der Schauspieler den Oscar für seine Darstellung in “King Richard”. Seine Dankesrede beendet er mit dem Satz: “Die Liebe wird dich dazu bringen, verrückte Dinge zu tun.” Er habe das Bedürfnis, seine Familie zu beschützen. Der physische Schlag sollte eine Botschaft familiärer Liebe und Fürsorge sein. 

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Verhilft Smith mit seinem Faustschlag einer längst überholten heroischen Maskulinität wieder auf die Bühne des Jahres 2022? 

Im Netz toben die Memes und Kommentare zur Wiederkehr hegemonialer oder toxischer Männlichkeit. Den Vorfall bei den Oscars auf das Phänomen zu reduzieren wäre aber zu kurz gegriffen. 

Der Witz von Chris Rock ging auf Kosten einer Schwarzen Frau die mit einer Autoimmunkrankheit zu kämpfen hat. Pinkett-Smith machte ihren Kampf gegen Alopezie, eine Krankheit die zu Haarausfall führt, öffentlich. Rocks verletzender Witz stützt sich unter anderem auf patriarchalische Normen, in denen sich Männer relativ ungestraft über die Körper von Frauen äußern. Die Berichterstattung zum Vorfall zeigen auch auf, wie sich viele Themen vermischen und den moralischen Kompaß herausfordern. 

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Ein Beitrag geteilt von RosaMag (@rosa_mag)

Sich über den Körper einer Frau in der Öffentlichkeit und vor laufender Kamera zu äußern ist eine Form der Gewalt. Aber schafft eine gewaltvolle Reaktion darauf die angestrebte Sicherheit für die Frau? Das Festhalten an der Vorstellung, dass Männer Gewalt mit noch mehr Gewalt begegnen müssen, ist eine Logik die für alle Beteiligten fatal ist. Das Motiv der Liebe in der Rechtfertigung eines physischen Übergriffs ist auch juristisch überholt.  

Die Handlungen von Smith und Rock, sowie die sehr konträr verlaufenden Berichterstattung dazu (Team Smith oder Team Rock?), erinnern daran, so Steven Roberts, Professor an der Australischen Monash Universität, dass wir in Formen von Männlichkeit investieren müssen, die auf demokratischen Geschlechterbeziehungen beruhen, in deren Mittelpunkt Empathie und Fürsorge stehen. Männer die wirklich Frauen unterstützen und schützen wollen, sollten sich nicht auf einen Teufelskreis von Gewalt einlassen. Das haben einige Männer verstanden aber leider noch längst nicht alle. Die Zeit der Ehrenduelle ist vorbei, aber leider noch nicht die Zeit in der Männer auf Gewalt verzichten können.