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Machen die E-Roller unsere Stadtluft sauberer?

Im Juni wurde die rechtliche Grundlage für die Zulassung von E-Rollern in unserem Straßenverkehr gelegt. Eine Maßnahme, die zu weniger Autos in unserem Stadtbild führen wird? 

Allein in Berlin verstopfen über 1,2 Millionen PKWs die Straßen und verursachen zusammengerechnet 154 Stunden Stau im Jahr. Noch alarmierender: Einem UN-Bericht zufolge werden im Jahr 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Um das Versagen der Infrastruktur in diesen Ballungszentren zu verhindern, und eine große Luft- und Lärmverschmutzung einzudämmen, brauchen wir weiterhin innovative Lösungen für die Mobilität von morgen. 

Seit letzter Woche sind, neben Scooter- und Carsharing Anbietern, von nun an auch mietbare E-Tretroller auf den Straßen Deutschlands zugelassen. Anbieter wie Lime, Tier und Circ stellten am 15. Juni in zentralen Stadtgebieten in ganz Berlin ihre Tretroller-Flotte auf. Die Nutzung ähnelt bereits jener der bekannten Auto- und Fahrrad-Sharing Dienste wie Drivenow, Coup oder Next Bike. Nach dem Runterladen und Anmelden in der zugehörigen App einfach eine Zahlungsmethode einrichten, den Barcode am Roller scannen und losfahren. Das Entsperren kostet 1 Euro und jede weitere Minute 15 bis 20 Cent. Gefahren werden darf nur auf den Radwegen und nur wenn keine vorhanden sind, auch auf der Straße. Und wer sich mit dem Flitzer auf den Gehweg traut, muss mit einem Bußgeld von bis zu 30 Euro rechnen. 

Foto: Edvin Johansson

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Wird der E-Roller die Umweltverschmutzung senken? 

Die Mobilitätsexpertin Gesa Matthes vom Institut für sozial-ökologische Forschung sagt in ihrem Interview mit N-TV voraus, dass der Einsatz der Tretroller nur für unwesentliche Abgas-Einsparungen sorgen wird. Sie sieht das Potential der Roller in der einfachen Handhabung und Mobilität, die kurze Autofahrten und Busstrecken ersetzen können. Die kurzen Autofahrten von ca. 5 Kilometern machen allein ein Drittel der gesamten Autofahrten in Großstädten aus, so könnte dem Verkehrsaufkommen positiv entgegengewirkt werden. Wirklich sauberer machen sie damit unsere Stadtluft allerdings nicht. Routinierte Autofahrer werden von dem Tretroller-Hype allerdings wahrscheinlich wenig berührt werden: “Attraktiv wird der Roller aber eher für diejenigen sein, die sich heute schon zu Fuß oder mit dem Fahrrad in der Stadt bewegen. In Großstädten werden die E-Scooter die Straßen für den Pkw-Verkehr also nicht wesentlich entlasten.” Das Bestätigt bereits eine Studie aus Paris, die erkannte, dass die Tretroller tendenziell eher von Fußgängern und Fahrradfahrern genutzt werden. Die Nachhaltigkeit dieser Tretroller wurde bereits in Frage gestellt, da sie bei täglicher Nutzung nach nur 28 Tagen schrottreif sind. Eignen sie sich dann überhaupt für einen Verleih-Dienstleister? In Amerika mutierte das Projekt “E-Tretroller für Alle” zur kleinen Umweltkatastrophe. Die gleichen Anbieter hatten in den Großstädten von Anfang an eine viel zu große Menge an Rollern verteilt, was dazu führte, dass viele achtlos auf dem Bürgersteig, in Büschen oder Parkteichen landeten und in kurzer Zeit verboten wurden. 

Nach einem Neustart wurden, wie auch hier in Deutschland, zunächst eine kleine Menge Tretroller in die Städte gestellt, was viel besser angenommen wurde. Ganz Europa scheint im E-Tretroller-Wahn, denn bereits 1-2 Jahre früher als in Deutschland, waren diese schon zu beachtlicher Zahl in Frankreich, Spanien, Italien und Österreich zu sehen, wo sie sich sofort großer Beliebtheit erfreuten. 

Foto: Ryan Searle

Wie sieht die zukünftige Entwicklung der Mobilität in der Großstadt aus? 

Urbane Mobilität und individualisierter Nahverkehr beschäftigen Stadtplaner und Autohersteller weltweit. Bis 2050 soll sich nämlich der urbane Verkehr verdreifacht haben.

Die ständig wachsenden Mobilitätsdienste in Ballungszentren bilden eine vielversprechende Grundlage zur Vereinfachung unserer Mobilität und Verringerung des privaten Autogebrauchts. Ebenfalls werden Fahrzeuge durch intelligente Vernetzung und die Automatisierung von Fahrfunktionen immer Stadttauglicher. Für eine emissionsfreie Mobilität sorgt letztlich die Weiterentwicklung des elektrischen Fahrzeugantriebs. Zusätzlich soll durch “Connected Parking” die Parkplatzsuche erleichtert werden, die nach Angaben von Bosch ein Drittel des Stadtverkehrs ausmacht. Wie sich der urbane Verkehr tatsächlich entwickelt und ob die Infrastruktur unserer Städte vorausschauend genug geplant wurde um die Zunahme der Menschen in Ballungsgebieten abzufangen, wird sich zeigen.