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Foto: Prof. Sankai, University of Tsukuba / CYBERDYNE Inc.

Medizinvision aus Japan: Maschinen und Menschen lernen gemeinsam laufen

Die Popkultur hat es bereits erlebt: Mensch und Maschine wachsen zusammen. Das Unternehmen Cyberdyne aus Japan setzt diese Vision in die Realität um.

Die japanische Popkultur ist voll von Robotern und Verbindungen zwischen Mensch und Maschine. Schon in den 50er Jahren zeigte der Manga-Klassiker Astro Boy, dass ein friedliches Zusammenleben zwischen Roboter und Mensch möglich ist. Bleiben wir in der Popkultur, dann scheint es auch kein Zufall zu sein, dass der Anime-Klassiker “Ghost In The Shell” 2017 als Hollywood-Verfilmung in die Kinos kam. Thema der Story ist die Ko-Existenz von Androiden und Menschen. Wie so oft in Anime-Geschichten  bleibt die Wertung ambivalent: Die Entwicklung selbst sei sowieso nicht aufzuhalten und an sich weder gut noch schlecht.

Keine Angst vor artifiziellem Leben

Ein weiterer Grund für die japanische Roboterliebe liegt in der Religion des Landes. Der japanische Shintoismus ist eine animistische Religion, die jeden Gegenstand, jeden Fluss und jeden Baum als beseelt empfindet. Alles ist auf seine Art lebendig. Es gibt keine tote Materie. Der Roboter mag durch diese Brille gesehen zwar kein Mensch sein, aber auch er hat Leben in sich, dem man mit Respekt und nicht mit Angst begegnet. Ihm wird eine Seele zugestanden, die genau wie die des Menschen, göttlichen Ursprungs ist. Vielleicht erklärt das auch, warum es in den japanischen Robotergeschichten selten um außer Kontrolle geratene Killermaschinen geht.

Alles ist im Shintoismus lebendig und von göttlichen Ursprungs. Foto: Beau Swiestra

Cyberdyne geht den Weg in die Zukunft gemeinsam mit Robotern

Wer Maschinen traut, traut ihnen auch mehr zu. Eine der Koryphäen auf dem Gebiet der robotergestützten Medizin ist der japanische Professor Yoshiyuki Sankai. Er promovierte bereits 1989 in Robotik an der renommierten Tsukuba Universität. Gleich darauf begann er mit der Erforschung von Roboteranzügen. Dabei war es seine seine Leidenschaft für dieses Thema, die ihn den Widerständen zum Trotz weiterarbeiten ließ. “Since my childhood, I’ve been thinking about how technology can be applied to people and society to help them,” sagt er in einem Interview. In den nachfolgenden Jahren machten Sankai und sein Team nicht nur in der Robotik, sondern auch in der neuronalen Forschung große Fortschritte. Gab es zu Beginn noch Schwierigkeiten mit der Akzeptanz dieser Forschung, konnte Sankai bald Lobby machen.Dank der Investoren konnte die Firma “Cyberdyne” schließlich ausgegründet werden. Über sie geht der Forscher die Brücke zum Unternehmer, um die Entwicklungen auf den Markt zu bringen. Die Firmenvision ist die Verschmelzung von Mensch und Maschine.

Selbstbestimmtes Laufen durch den Roboter

Das Hauptprodukt des Unternehmens ist ihr Hybrid Assistive Limb (HAL) – ein Exoskelett, das im medizinischen Bereich Anwendung findet. Patienten, die durch Verletzung oder Behinderung Schwierigkeiten mit dem Laufen haben, können mit Hilfe des Exoskeletts wieder auf eigenen Beinen stehen. Dabei ist der Prozess auf eine langfristige Heilung ausgelegt. Die Technologie von HAL nutzt die vom Gehirn an die Muskeln gesendeten Signale. Auch wenn Muskeln wegen verletzter Nervenbahnen nicht mehr reagieren können, so empfangen sie dennoch die Signale des Gehirns. HAL kann diese Signale auslesen und sich in Bewegung setzen. Stück für Stück lernt die Maschine die Gehirnsignale des Menschen besser zu lesen, zugleich lernt der Mensch mit Hilfe der Maschine wieder Schritt für Schritt zu laufen. Der Anzug wird nicht im Alltag, sondern nur im Rehabilitationszentrum für Trainings genutzt. Gianna Regenbrecht, die im Zentrum für neuro-robotales Bewegungstraining (der deutschen Dependance von Cyberdyne) in Therapie ist, drückt es so aus: „Für mich bedeutet das, ein selbstbestimmter Alltag und ein großes Stück mehr Selbstvertrauen.”

Foto: Prof. Sankai, University of Tsukuba / CYBERDYNE Inc.

Marktreif auf mehreren Kontinenten

Mit der von der amerikanischen FDA (Food and Drug Administration) ausgestellten Genehmigung der Vermarktung von HAL in den USA hat Cyberdyne einen neuen Markt erschlossen. Die Chancen für eine erfolgreiche Einführung stehen gut. Auch wenn es andere Marktteilnehmer gibt, hat Cyberdyne die meisten Erfahrungswerte. Man könnte sogar davon ausgehen, dass eine japanische Sozialisierung mit ihrer positiven Einstellung gegenüber Robotern dazu führt, dass ein Unternehmen aus diesem Kontext sich schneller und besser entfalten kann. Robotik hat in der japanischen Universitätswelt ihren festen Platz. Heute gehört das Forschungsgebiet von Sankai zu den wichtigsten an der Tsukuba Universität. Aus dem kleinen Team sind viele Forschungsgruppen entstanden. Weltweit erfreut sich seine Erfindung in Medien und Forschung großer Resonanz. Wer sich mit dem Thema Exoskelett beschäftigt, kommt um Cyberdyne nicht herum.

Biohacking: Login zur nächsten Evolutionsstufe

Sankais Vision aus den 90ern ist für uns mittlerweile auch denkbar: Mehr und mehr Menschen öffnen sich für die technischen Erweiterungen ihres Körpers. Sogenannte Biohacker verschmelzen immer mehr mit Maschinen, um sich ihrer Fähigkeiten zu bedienen. Yoshiyuki Sankai drückt es so aus: “HAL is getting plenty of attention from specialists in different fields, but I must admit that not all of them agree with my belief that human beings are now evolving not biologically but technologically.” So verschwimmt die Grenze zwischen einer akuten Behandlung von gesundheitlichen Problemen und Selbstoptimierung. Sankai, Koryphäe auf dem Gebiet, sagt sogar einen Evolutionssprung durch die Robotik voraus. Es scheint, als müssten wir uns schon bald an den Anblick von Menschen mit gewöhnen, die sich ihren biologischen Grenzen wiedersetzt haben.

Foto: Prof. Sankai, University of Tsukuba / CYBERDYNE Inc.

Aufmerksam auf Cyberdyne sind wir über unseren Kooperationspartner Quartier Zukunft der Deutsche Bank geworden. Die Deutsche Bank unterstüzt Cyberdyne bei der Expansion in den US-Markt. Dieses Video ist Teil der Kampagne #PositiverBeitrag.