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Foto: Joshua Coleman

Pythia – Eine Künstliche Intelligenz als Orakelpriesterin

Ein Startup ermöglicht mittels Künstlicher Intelligenz die neuesten Consumer- und Kultur-Trends vorherzusagen. Wir haben mit Peter Hart, dem Gründer der Trend-Engine Pythia, gesprochen und herausgefunden, warum CBD-Öl gerade überall ausverkauft ist. 

Könnt ihr euch daran erinnern, als Bubble Tea voll im Trend war und in jeder Einkaufspassage mindestens zwei Bubble Tea-Anbieter um ihre Kunden buhlten? Mich haben die allzu süßen Getränke ehrlicherweise nie interessiert und hätte man mich damals gefragt, hätte ich die Prognose abgeben können, dass die Läden in ein paar Jahren alle wieder dicht machen. TADAAH!

In der griechischen Antike hätte ich mich mit diesen Skills als Orakelpriesterin bewerben können. In Delphi mussten da junge Frauen ständig den kriegssüchtigen Männern mit irgendwelchen Prophezeiungen zusichern, dass Feldzug Y besser ist als Schlacht Z. Heutzutage gibt es dafür jede Menge Trendinstitute und Marktforschungsagenturen, die größeren Wirtschaftsunternehmen dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das Startup Swarm Market Research AI tummelt sich mit seiner KI Pythia seit ein paar Monaten im gleichen Fahrwasser mit einem neuartigen Ansatz. Mittels einer Künstlichen Intelligenz, die sich aus öffentlich zugänglichen Google- und Amazon-Daten speist, kann Pythia in bestimmten Themenfeldern Trends und Produktentwicklungen analysieren. Der Kopf hinter dem Unternehmen ist Peter Hart, der bereits einige Startups aus der Taufe gehoben hat. Weil wir mehr über sein Unternehmen und die Art der Zukunftsvorhersage wissen wollten, haben wir ihn vor einigen Wochen einfach mal angerufen. 

Der Unternehmer Peter Hart, Gründer der Trend-Engine Pythia. Foto: Andreas Muhme.

Du bist ein sogenannter Serial Entrepreneur. Wie viele Unternehmen hast du zurzeit parallel am Start? 

Insgesamt führen wir zurzeit vier GmbHs. Das sind unsere Consumer-Brands, die wir mit Hilfe der Vorstufen von Pythia aufgebaut haben. Wir haben dafür Suchtrends aus dem Internet genommen und daraus die Firmen konzipiert. Mit diesen Produkten haben wir uns unter anderem bei Amazon im Retail positioniert. Letztes Jahr haben wir diese Trendfindung abgeschlossen und bieten den Service  nun ausschließlich größeren Unternehmen an. So bieten wir die Quintessenz unserer Unternehmen als Dienstleistung an. 

Daher ist das gar nicht so, wie man das von anderen Mehrfachgründern kennt, dass du von einer Idee zur nächsten springst. Aus einer Grundidee haben sich die anderen ergeben?

Genau. Das war der Beweis dafür, dass man aus Suchdaten Trends ermitteln und diese dann erfolgreich als Dienstleistung oder Produkt positionieren kann. Unsere Methode wird bereits in verschiedenen Branchen genutzt. Es gibt Handelsunternehmen wie beispielsweise Rossmann, die herausfinden müssen, welche Inhaltsstoffe gerade im Trend liegen und welche Produkte dafür aus den Regalen weichen müssen. Außerdem erstellen wir SEO-Inhalte für Firmen, die ihre Webseiten genau darauf ausrichten wollen, was gerade im Trend ist. 

Mich interessiert vor allem deine Eigenentwicklung Pythia, benannt nach einer Orakelpriesterin aus der griechischen Mythologie. Ist für dich die Zukunftsvorhersage etwas Mystisches?

Für uns ist es spannend, festzustellen, was Künstliche Intelligenz alles kann. Mit der Aufgabe, Trendverläufe zu analysieren und daraus Graphen zu erstellen, könnte man natürlich auch Menschen beschäftigen, aber das Beeindruckende und Magische an Pythia ist, mit was für einer Genauigkeit unsere Künstliche Intelligenz  Konsum und Begehrlichkeiten prognostizieren kann. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das schwer fassbar. Daher sehen wir es auch als etwas Mystisches an. 

In wenigen Worten: Wie funktioniert der Algorithmus von Pythia?

Pythia generiert eine große Menge Suchdaten – sogenannte Keywords – für bestimmte Branchen. Die Künstliche Intelligenz dahinter hat die Aufgabe, diese zu analysieren. Sie lernt aus Entwicklungen von Trends, wie sich diese in den Daten widerspiegeln muss, damit das Keyword mit höchster Sicherheit ein Trend wird. Die Ergebnisse geben wir dann weiter. 

Lernt Pythia auch aus Fehlern, die sie selbst macht? 

Ja, die Aufgabe von Pythia ist mathematisch gesprochen Fehler-Minimierung. Sie stellt Prognosen auf und lernt aus jedem tatsächlichen Ergebnis, diese anfänglichen Prognosen immer präziser zu machen. Deswegen qualifiziert sich Pythia als Künstliche Intelligenz –, sie lernt  mit jedem Prozess dazu . 

Gab es eine Trend-Vorhersage von Pythia, die dich selbst überrascht hat? 

Letztes Jahr haben wir in einem unserer ersten Reports an Rossmann CBD als Trend in Deutschland vorhergesagt. Auf dieses Ergebnis von Pythia hat Rossmann sich verlassen und wenn man heute in ihren Online-Shop und in ihre Filialen schaut, dann ist CBD ihr meistverkauftes Produkt in der Kategorie Wellness. Darauf sind wir schon ein wenig stolz.

Pythia generiert eine große Menge Suchdaten – sogenannte Keywords – für bestimmte Branchen. Die Künstliche Intelligenz dahinter hat die Aufgabe, diese zu analysieren. Foto: Swarm Market Research AI GmbH.

Bisher sind die Vorhersagen von Pythia rein produktspezifisch. Kannst du dir vorstellen, dass euer Algorithmus vielleicht auch andere Dinge vorhersagen kann? Zum Beispiel den nächsten amerikanischen Präsidenten?

Ja, auf jeden Fall. In dieses Gebiet sind wir noch nicht eingestiegen, aber rein technisch ist es genau der gleiche Prozess, den wir bisher auch für unsere Kunden durchlaufen. Wir geben Prognosen auf Veränderungen in der Zukunft, positiver wie auch negativer Art. Am Beispiel Trump ist interessanterweise zu erkennen, dass auch eine geballte negative Medienaufmerksamkeit zum Wahlerfolg führen kann. 

Was wäre der Rat gewesen, den du als angehender Gründer gerne gehabt hättest?

Ich glaube, das Meiste muss man auf seinem Weg selbst lernen. Der wichtigste Hinweis, den ich früh bekommen, aber erst später verstanden habe, war: Die größte Aufgabe eines Gründers ist es, sich selbst zu managen. Man sollte auf seine Gesundheit achten und seine Zeit gut einteilen. Wichtig ist dabei, dass die Arbeit nicht darunter leidet, wenn man in kurzer Zeit ausgebrannt ist. Jeder sollte dafür sorgen, einen sportlichen Ausgleich zu finden, sich gesund ernähren und sein soziales Netz pflegen.

Die meisten Trendinstitute kombinieren mittlerweile Künstliche Intelligenz mit Expertenmeinung. Warum ist das bei euch nicht der Fall? Oder wer wertet dann am Ende die Ergebnisse von Pythia sinnvoll aus? 

Wir geben keine qualitative Meinung über die Trends ab, wir geben den Unternehmen nur unsere quantitativen Ergebnisse. Danach fängt die Arbeit unserer Kunden an, die auswerten müssen, ob der Trend zu ihnen, ihrem Preispunkt und ihren Kunden passt. Man unterscheidet im Netz auch zwischen positiver und negativer Aufmerksamkeit. Die Frage lautet beispielsweise: Erregt ein Inhaltsstoff gerade Aufmerksamkeit, weil er krebserregend sein soll, oder wird er vermehrt auf Google gesucht, weil er die Gesundheit unterstützt? Das können wir an den Daten nicht erkennen. Das ermittelt letztlich das Unternehmen, an die wir die Ergebnisse liefern. 

Hast du selbst eine Idee für ein Startup und brauchst Unterstützung bei der Gründung und Finanzierung? Die Deutsche Bank bietet jungen Gründern vielfältigen Support an. Mehr Informationen findest du hier.