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Sevil Uguz ist Gründerin und Inhaberin des LNFA Shops sowie der gleichnamigen Agentur.

Meinungsstarke Mode statt Konsum: Interview mit Sevil Uguz

Wenn in Zukunft die Liebe zum Design noch eine Rolle spielen soll, müssen laut Sevil Uguz kritische gesellschaftliche Diskurse und Mode Hand in Hand gehen.

In ihrem LNFA Store verkauft Uguz Stücke junger und engagierter Labels, die noch relativ unbekannt sind.

Personen, die sich gerne mit Mode beschäftigen, werden schnell in eine Schublade gesteckt mit solchen, die in der Modeindustrie arbeiten. Sevil Uguz beweist, dass man dies auf keinen Fall tun sollte. Die Gründerin und Inhaberin des LNFA Stores und der gleichnamigen Agentur ist gelernte Juristin mit einem besonderen Gespür für Trends. In ihrem Store im Bikini Berlin trafen wir auf ihre meinungsstarke Mode. Vom Trendscouting auf der Straße zu einer mutigen Gründerin, die mit ihren Aussagen über unser Konsumverhalten zum Nachdenken anregt.

Als wir beim Dreh miteinander gesprochen haben, sagtest du, dass Trends uns unterstützen und inspirieren – aber nicht verändern sollten. Welche aktuellen Veränderungen durch Trends in unserer Gesellschaft fallen dir hierzu ein?

Nun, ich denke jede Zeit hat ihre eigenen Trends. Besonders spannend finde ich zurzeit, dass feministische Themen in der Mode wieder eine Rolle spielen. Nicht, dass ich denke, es müsse jetzt jeder ein T-Shirt mit dem Aufdruck “Female Power“ tragen, aber mir gefällt es, dass mehr Menschen ihre Meinung und ihren Standpunkt offen kundtun. Auch mit der Wahl ihrer Kleidung.

Wie entdeckst du Trends und was inspiriert dich?

Am liebsten entdecke ich Trends auf der Straße, allgemein auch als Street Looks bekannt. Hier sieht man Inspirationen quasi aus erster Hand und kann diesen Trend dann für sich nutzen oder abwandeln.

Wenn sich unsere wirtschaftlichen, ökologischen aber auch sozialen Ressourcen verändern, nimmt es sofort aktiv Einfluss auf unseren Konsum und damit auch auf die Mode. Wie sieht die Bekleidungsindustrie der Zukunft aus? Ist eine faire und bezahlbare Produktion von Kleidung für die Masse realistisch?

Wir führen bereits viele verschiedene Designer, die nachhaltig arbeiten. Unter anderem kann ich da großartige Designer wie zum Beispiel Stoffbruch, Natascha von Hirschhausen und Esther Perbandt empfehlen. Selbstverständlich ist auch der Begriff Nachhaltigkeit sehr dehnbar. Wir wissen tatsächlich von jedem Designer, wo und wie er produziert. Letztendlich muss sich der Konsument nur angewöhnen, lieber einmal im Monat etwas Wertvolles und mit Liebe designtes zu kaufen, anstatt jede Woche etwas aus der Fast Fashion-Abteilung zu holen. Und ich kann aus Erfahrung versprechen: Was man mit voller Überzeugung und Hingabe kauft, trägt man auch länger und lieber.

Sevil Uguz hat ihren LNFA Shop im Bikini Berlin.

In unserer Zeit der Schnelllebigkeit und Wegwerfgesellschaft: Was wünscht du dir für Modetrends in Zukunft? Wird sich langfristig auch unser Konsumverhalten ändern?

Wir wünschen uns, wie viele Kreative, einfach wieder die Liebe zum Design … dann wird der Fast Fashion Trend von selbst reguliert.

Du bist gelernte Juristin und hast dann deinen Weg in die Modebranche gefunden. Welche Eigenschaften, denkst du, werden in unserer zukünftigen Berufswelt immer häufiger gefragt sein? Haben Quereinsteiger aus deiner Sicht eine bessere Chance, weil sie eine andere Denk- und Herangehensweise mitbringen?

Als Selbstständiger oder Gründer muss man viele verschiedene Eigenschaften mitbringen wie Lernbereitschaft, Fleiß, Organisationstalent. Die meisten der erforderlichen Eigenschaften sind aber erlernbar. Zumindest musste ich viel Neues lernen und lerne immer noch jeden Tag dazu. Die wohl wichtigste Eigenschaft ist es, sich jeden Tag neuen Herausforderungen zu stellen und diese zu meistern. Und wenn mal etwas nicht klappt, dann nicht verzweifeln, sondern die Problemfelder aufspüren und stetig sich selbst und das eigene Konzept optimieren.