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Stille Nacht, Dunkle Nacht – Lichtverschmutzung lässt die Nacht verschwinden

Lichtverschmutzung lässt die Nacht verschwinden. Was macht die ständige Verfügbarkeit von Licht mit uns und unserer Umwelt? Und was kann man dagegen unternehmen?

“Es werde Licht”, sagte Gott laut dem ersten Buch Moses der christlichen Schöpfungsgeschichte bei der Erschaffung des Kosmos. Heute kann diesen Trick jeder Mensch, der abends seine Wohnzimmerlampe einschaltet. Klar ist künstliches Licht ist nützlich. Besonders im Winter, wenn es hier in Mitteleuropa nur noch für ein paar Stunden am Tag und in Nordeuropa gar nicht mehr hell wird. Doch hat unsere extreme Benutzung von künstlichem Licht unschöne Auswirkungen: Die Nächte verschwinden. Von 2012 bis 2016 ist die gesamte künstlich beleuchtete Fläche der Erde um 2,2 Prozent gewachsen, stetig beleuchtete Flächen wie Städte wurden ebenso jährlich um 2,2 Prozent heller, so das urbane Stadtmagazin Citylab.

Lichtverschmutzung schädigt uns Menschen und unsere Umwelt 

Nachtaktive Tiere werden durch die zunehmende Beleuchtung in ihrer gewohnten Lebensweise stark beeinträchtigt. Foto: Fuchs bei Nacht, Giuseppe ME, (CC BY-SA 3.0).

Wer in den den großen Städten gen Himmel sieht, kann meist nicht mehr als nur ein paar Sterne erblicken – dank der stetigen künstlichen Beleuchtung unserer Straßen und Häuser. Nicht nur schädigen wir dadurch unseren eigenen Biorhythmus, sondern auch den von anderen Säugetieren, Vögeln, Pflanzen und Insekten. Die ständige Beleuchtung bedingt beim Menschen durch die drastisch verkürzten Ruhezeiten Schlaf- und Hormonstörungen. Nacht- und tagaktive Tiere werden in ihrem natürlichen Lebensrhythmus stark beeinflusst und Vögel verlieren aufgrund der nächtlichen Beleuchtung ihre Orientierung.

Es wird rund um die Uhr unglaublich viel Licht sinnlos eingesetzt, obwohl niemand einen Nutzen davon hat: Leuchtreklamen, Straßenbeleuchtung, Flutlichtanlagen.

Vor allem Holland ist eines der am hellsten erleuchteten Länder, bedingt durch die hohe Einwohnerzahl auf kleinem Raum. Die niederländische Initiative Nacht van de Nacht z. B. ruft daher einmal jährlich in ganz Holland zum Verzicht auf künstliches Licht nach Einbruch der Dunkelheit auf. Statt der Glühbirne werden die Menschen dazu angehalten, für eine Nacht privat auf Kerzenlicht zurückzugreifen. Unternehmen sollen während dieser Zeit ihre Beleuchtungen einstellen. Ebenso wird die Straßenbeleuchtung der Städte eingeschränkt. 

Gottes Werk und KIs Beitrag

Jede Nacht werden völlig sinnlos Unmengen an Lichtern in Großstädten angeknipst. – Was wäre, wenn eine KI sie nach Bedarf einfach ausknipst? Foto: Paris bei Nacht, NASA, Public Domain/gemeinfrei.

Aber ginge da nicht eigentlich noch viel mehr? Was wäre, wenn wir diesen Vorgang automatisieren? Der Mensch brauchte nie einen Gott, um sich Licht zu schaffen. Aber braucht er vielleicht die KI, die es wieder löscht? Mittels künstlicher Intelligenz wäre es beispielsweise möglich zu ermitteln, welche Straßen ab bestimmten Uhrzeiten weniger stark befahren sind. Hier könnte die Beleuchtung dann einfach mit Hilfe einer Zeitschaltuhr ausgestellt werden. 

Dasselbe gilt für Unternehmensgelände, die oft aus Sicherheitsgründen die ganze Nacht beleuchtet werden. Hier wäre schon mit einer Art Beleuchtung durch Bewegungsmelder Abhilfe geschaffen, die nur dann anspringt, wenn sich wirklich etwas bewegt. Und nicht die ganze Nacht durchbrennt. 

Nicht zuletzt würde die KI damit bei uns Menschen vielleicht auch wieder für ein bisschen mehr Demut sorgen. Denn wenn es möglich wäre, den Sternenhimmel bei Nacht wieder in seiner ganzen Fülle zu sehen, wer weiß? Vielleicht würden wir ja dann wieder begreifen, dass wir auf unserer hell erleuchteten Erde nicht die Krone der Schöpfung sind, sondern nur ein kleiner Teil eines ganzen Universums. Und das sieht man am besten im Dunkeln.