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Foto: Markus Sümnik via Flickr (CC BY-SA 2.0)

Studie zeigt: 20.000€ Grunderbe für alle würde soziale Ungleichheit effizient bekämpfen

Eine Studie des DIW schlägt vor, Volljährigen ein Startkapital von 20.000 € auszuzahlen – durch Steuergelder. Die Studie zeigt: ein Grunderbe würde die Vermögensungleichheit in Deutschland effektiv bekämpfen. Was hättet ihr mit 20.000 € vom Staat gemacht?

Es hat funktioniert: Fast ein Jahr später hallt der Slogan, der das Kleid der US-Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez, kurz AOC auf der Met Gala schmückte, immer noch wie ein Echo nach: Tax the rich. Tax the rich. Tax the rich. Die Botschaft ist angekommen. Das Vermögen ist ungleich verteilt und die Lösung dafür ist steuerliche Umverteilung. Eigentlich logisch. Das Thema Steuererhöhungen für Wohlhabende bzw. Erbschaftssteuer spielte auch bei uns in Deutschland in den Bundestagswahlen 2021 eine Rolle. Die Grünen und die SPD strebten an, das Thema in der aktuellen Legislaturperiode endlich anzupacken, doch die FDP ließ das nicht zu. Vermögensumverteilung? Nein, Danke. Millionärssteuer? Nicht mit uns. 

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Trotz des Widerstands der Liberalen beweist eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nun, dass Steuererhöhungen für Wohlhabende tatsächlich die Lösung für soziale Ungleichheit sein könnten. Studienautor Stefan Bach schlägt dafür folgendes Modell vor: allen Bürger*innen wird zur Volljährigkeit ein bedingungsloses Grunderbe von 20.000 € ausgezahlt. Seine Berechnungen belegen, dass dieses Grunderbe soziale Ungleichheiten verringern und mehr Chancengleichheit schaffen würde.  

Bei 20.000 € pro Kopf beliefen sich die jährlichen Kosten dafür auf 15 Mrd. Euro. Diese würde der Staat tragen, der das Ganze über Steuern auf hohe Vermögen oder eine höhere Erbschaftssteuer finanzieren würde. Wer jetzt wegen der Unvernunft der Jugend aufschreit, kann sich kurz mal entspannen. Natürlich bekämen die jungen Erwachsenen nicht einfach Cash, um die Welt zu bereisen, betont Bach. Das Grunderbe wäre zweckgebunden, wie zum Beispiel für Aus- und Weiterbildung, Erwerb von Wohneigentum, Pflege von Angehörigen, Selbständigkeit oder Unternehmensgründung. So würden Menschen aus ärmeren Schichten auch wirklich durch eine Bildung eine Chance bekommen, sozial aufzusteigen. 

Und das wäre angebracht, denn Deutschland gehört innerhalb der EU zu den Staaten mit der höchsten Vermögensungleichheit. Das geht aus aktuellen Daten des DIW und des Sozioökonomischen Panels (SOEP) hervor

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Die reichsten 1 %

Hierzulande besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung rund 35 Prozent und die reichsten zehn Prozent rund 67 Prozent des gesamten Privatvermögens. Die untere Hälfte besitzt gemeinsam gerade mal ein Prozent. “In der Gruppe der Millionär*innen sind überdurchschnittlich oft Männer, die älter, besser gebildet und zufriedener sind”, teilte das DIW mit.

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Sozialstaat hin oder her – Chancengleichheit ist in Deutschland nach wie vor nicht gegeben. Besonders Frauen, PoC, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen unterer Einkommensschichten leiden darunter. Dabei könnte man dieses Problem mit dem Grunderbe lösen, so die Studie. 

„Wenn wir wirklich in absehbarer Zeit ,Wohlstand für alle‘ schaffen wollen, dann sollten wir die hohe Vermögensungleichheit in Deutschland durch Umverteilung reduzieren“, sagt Studienautor Bach. Wenn es so einfach wäre, in absehbarer Zeit Chancengleichheit zu schaffen, wieso ist es dann immer noch nicht passiert? Tja, da sollte man vielleicht bei den politischen Entscheidern (wink wink, hallo FDP) nachfragen. 

Es ist weder eine Frage der fehlenden Lösungsansätze, noch eine der Effektivität des Grunderbes, sondern eine des politischen Willens – und das unterstreicht die Studie. 

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Ein Lebenschancen-Kredit?

Aber würde das bedingungslose Grunderbe denjenigen helfen, die es wirklich brauchen? Schon beim Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens gab es kritische Stimmen, die mahnten, solch ein Schritt würde “vor allem den Selbstverwirklichungsträumen der bürgerlichen Bohème” dienen, statt denen, die es wirklich brauchen. 

Besonders in der Mittelschicht sind geringe Vermögen auffällig, so Bach. Bild: Markus Winkler

Doch die Grunderbe-Studie macht genau das Gegenteil klar: “Auffällig sind vor allem die relativ geringen Vermögen der Mittelschicht”, so Bach. Die habe nämlich im Vergleich zur Oberschicht selbst kaum Erbe in Aussicht. Wie eine Art Lebenschancen-Kredit sei das Grunderbe ein Instrument, “um der sehr ungleichen Vermögensverteilung in Deutschland und den geringen Vermögen der Mittelschichten etwas entgegenzusetzen. Die bisherigen Instrumente und Programme reichen dazu einfach nicht aus”, sagte der Wissenschaftler dem Capital-Magazin. Ohne ein Grunderbe würde sich der Kreislauf fortsetzen und die Kluft sich weiter vergrößern: ein paar wenige würden sehr viel erben, während sehr viele sehr wenig erben würden. 

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Grunderbe: Ein Anfang

Das Grunderbe würde genau dort ansetzen, um einen kleinen Unterschied zu machen. Wie groß sich dieser auf die Chancen der unteren Hälfte auswirken könnte, muss man in der Praxis beobachten. Schließlich kann man sich mit 20.000 € weder Eigentum leisten, noch ein Studium an den renommierten Universitäten in Großbritannien oder den USA, die weiterhin der Elite vorbehalten bleiben.

Mit dem Konzept Grunderbe wagt sich Bach in ein hart umkämpftes Terrain der Sozialpolitik. Zum ersten Mal liefert er handfeste Beweise für das, was lange auf der Hand lag: “Wenn man nicht bereit ist, hohe Einkommen und Vermögen der obersten fünf Prozent moderat zu belasten, hat man kein Geld, um die unteren 95 Prozent der Bevölkerung zu entlasten”, sagt Bach. Die Ergebnisse aus Bach’s Studie sind eine Aufforderung an die Politik, die ihren Handlungswillen auf die Probe stellen – und deutlich machen, an wem das Projekt soziale Gleichheit bisher gescheitert ist. Oder um Stefan Bach nochmal zu Wort kommen zu lassen: “Wir kitzeln damit schon ein bisschen die Konservativen oder die Neoliberalen.” 

Header-Foto: Markus Sümnik via Flickr (CC BY-SA 2.0)