facebook-likehamburgerlupeoverview_iconoverviewplusslider-arrow-downslider-arrow-leftslider-arrow-righttwitter

Collage mit Fotos von: Juston Smith und Andre Chung

Trans*fantastische Karrieregeschichten

Transidentisch und erfolgreich im Beruf? Natürlich ist das kein Widerspruch mehr. Trotzdem liest man in den Medien wenig darüber. Deshalb stellen wir bekannte Business Maker vor, die offen trans* leben

Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Studium sollte es aufregend sein, die Bewerbungsunterlagen zu erstellen, sich auf Einstiegspositionen zu bewerben und  eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu bekommen. Allerdings ist das nicht so einfach, wenn man transidentisch ist.

Ich erinnere mich noch genau, wie es mir nach meinem Studium ging. Vor zehn Jahren habe ich meinen Abschluss als Diplom-Modedesignerin gemacht und von der großen Karriere geträumt. Doch gleich zu Beginn musste ich mich mit diversen Fragen auseinandersetzen: Schreibe ich in die Bewerbung, dass ich trans* bin? Wenn ich es nicht tue, wie reagieren die Leute, wenn sie es herausfinden? Was passiert, wenn mich jemand telefonisch zum Vorstellungsgespräch einlädt und merkt, dass ich eine ziemlich tiefe Stimme für eine Frau habe?

In meinem engeren Umfeld kannte ich keine trans* Person, die eine  Erfolgsgeschichte erzählen konnte. Auch in den Medien gab es wenige Beispiele, an denen ich mich orientieren konnte. Ganz im Gegenteil! Transfrauen waren entweder als Sex-Arbeiterinnen oder Opfer von Hassverbrechen in Fernsehserien und Filmen zu sehen. Das verursachte bei mir ziemliche Existenzängste.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Ich arbeite mittlerweile bei einem queeren Magazin, bei dem meine Identität ein Vorteil und eine Bereicherung ist. Und auch in den Medien werden trans* Menschen mittlerweile facettenreicher dargestellt. Und nicht zuletzt das Internet macht es der Community leicht, sich untereinander zu vernetzen. Mit ein paar Klicks findet  man auf der ganzen Welt trans* Menschen , die ihr eigenes Business aufgebaut haben.

Martine Rothblatt

Martine Rothblatt, CEO of United Therapies. Foto: Andre Chung für die The Washington Post MAGAZINE

Laut Forbes gilt die Amerikanerin als eine der reichsten Geschäftsführerinnen in den USA. Ihr geschätztes Vermögen liegt bei 340 Millionen Dollar. Geld, das sie sich in einer langen und einzigartigen Karriere  erarbeitet hat. Nach einem Jura- und Betriebswirtschaftsstudium in den 80ern, gründete sie 1990 den Satellitenradio-Anbieter Sirius. Sechs Jahre später folgte die Firma United Therapeutics. Sie wechselte in die Pharmaindustrie, weil eine ihrer Töchter an der unheilbaren Atemwegserkrankung Pulmonale Hypertonie erkrankte. Rothblatt entwickelte mit ihrer Firma eine medikamentöse Behandlung, die den Verlauf der Krankheit verlangsamt. United Therapeutics ist heutzutage Vorreiter für künstliche Intelligenz und arbeitet an einem Verfahren, Lungentransplantationen zu erleichtern. Im Alter von 40 Jahren outete sich Martine als trans* und ist seither auch als Aktivistin unterwegs.

Tiq Milan

Sobald Tiq Milan vor einer Kamera steht, versprüht er Charisma. Kein Wunder also, dass er auch modelt. Doch darauf legt er nicht sein Hauptaugenmerk. Der New Yorker ist vor allem als trans* Aktivist bekannt. Er arbeitet als Senior Media Strategist bei der LGBT-Organisation GLAAD und ist ebenfalls Speaker und Journalist. Zu seinem Portfolio gehören Artikel bei BET.com, Rolling Stone, The New York Times, The Source und Vibe. Als Mitglied bei der National Association of Black Journalists setzt er sich ebenfalls für Belange der Black Community ein. Er ist ein „Family Man“ und betreibt mit seiner Frau die Beratungsunternehmen Milan Media Arts Productions.

Kate Craig-Wood

Die Britin ist Vorreiterin, wenn es darum geht, Informationstechnik und Umweltschutz miteinander zu verbinden . Nachdem sie Biomedizin  studiert hat, arbeitete sie einige Jahre als IT-Beraterin. Im Jahr 2002 gründete sie mit ihrem Bruder das Unternehmen Memset. Dieses ist Großbritanniens erster CO2-neutraler Internetanbieter. Kate hat diverse Preise gewonnen. Unter anderem wurde sie fünf Jahre in Folge zum besten UK-Web Host gewählt. Im Jahr 2008 outete sie sich im Sunday Times Magazine als trans* und ist seither auch als Aktivistin tätig. Sie möchte jungen trans*Menschen das Vorbild sein, das sie nie hatte.

Bea Knecht

Zattoo ist eine der ersten Internet-Plattformen, die in Europa TV-Sendungen streamte. Die Schweizerin Bea Knecht ist Mitgründerin des seit 2005 existierenden Unternehmens. Ihre Familie führt bereits seit 1909 eine Holding mit Reise-, Umzugs- und Fuhrunternehmen. Sie studierte Informatik an der University of California in Berkeley und hat einen Master of Business Administration vom IMD Lausanne. Sie ist eine geborene Gründerin und neben Zattoo hat sie noch zwei weitere Unternehmen gegründet. Das Startup Levuro vermarktet interaktive Werbung und bei Genistat werden Daten und Quoten ausgewertet. Diese beiden Unternehmen sind nach ihrer Transition entstanden und machen sie damit zu einer der erfolgreichsten Entrepreneurinnen in Europa.

Gislenne Zamayoa

Die LGBT-Bewegung ist in Mexico-City auf dem Vormarsch. Es gibt viele Vereine, die sich für die Rechte der marginalisierten Gruppen einsetzen, doch bis heute ist zum Beispiel die Ehe für alle nicht durchgesetzt. In solch einem intoleranten Umfeld hat man es vor allem als trans* Person nicht immer leicht. Doch Gislenne Zamayoa ist eine Frau, die sich durchsetzt. Sie ist studierte Architektin und hat Master-Abschlüsse in Industriedesign und Self-Sustainable Design. Seit 2010 arbeitet sie in der Architekturbüro Arquia und ist Chefin von einer großen Gruppe von  Männern. Außerdem ist sie Mitglied beim Verband der LGBT-Unternehmer, FME-LGBT. Dieser ermöglicht Finanzierungskonzepte für aufstrebende Unternehmen mit dem Fokus Diversity. Nebenberuflich hat Gislenne das Netzwerk Trans X Objetivos gegründet. Dieses möchte für mehr Sichtbarkeit, weit über die Grenzen von Mittelamerika hinaus, sorgen.

Janet Mock

photo: Juston Smith

Die gebürtige Hawaiianerin ist der absolute Überfliegerin schlechthin. Erste Aufmerksamkeit erregte sie 2011, als im Fashion Magazin Marie Claire ein Artikel über sie und ihre Transition veröffentlicht wurde. Ihre öffentliche Plattform nutzt sie seither für trans* Aktivismus, vor allem für People of Color. Sie selbst hat einen Abschluss als Bachelor of Arts in Fashion Merchandising und als Master of Arts in Journalismus. Nach ihrem Studium arbeitete sie fünf Jahre lang als Autorin für das People Magazine in New York. Im Jahr 2014 veröffentlichte sie ihre Autobiografie „Redefining Realness“ und landete damit auf der New York Times Bestseller-Liste. Das zweite Buch „Surpassing Certainty“ folgte 2017. In diesem Jahr erschien die Fernsehserie „Pose“ auf dem Pay-TV Sender FX. Janet Mock war dabei als Autorin, Produzentin und erstmals auch als Regisseurin verantwortlich. Momentan wird die zweite Staffel produziert.