In Deutschland geht der Trend zur Hobbyimkerei. Viele Großstädter fassen sich ein Herz für Honigbienen und nehmen sich ihres Erhalts an. Was steckt hinter dieser Entwicklung?
Selten erhielt ein Insekt in den letzten Jahren derart viel mediale Aufmerksamkeit wie die Honigbiene. Als sehr wichtiger Dienstleister für unsere Ökosysteme sind Bienen weltweit aus unserem Lebensräumen kaum mehr wegzudenken. Der Großteil unserer Nutz- und Wildpflanzen werden von der Westlichen Honigbiene bestäubt, der Rest von Fliegen, Hummeln und anderen Insekten. Besonders wichtig sind allerdings weniger die domestizierten Honigbienen, sondern die Wildbienen. Sie sind nicht nur für das alljährliche Blütenmeer im Frühling verantwortlich, sondern auch für die Bestäubung unserer Agrarpflanzen und damit für die Ernte von einem Drittel unserer Nahrungsmittel. Darunter fallen Beispielsweise Tomaten, Gurken, Brokkoli, Äpfel, Spargel, Nüsse, Avocados, Sojabohnen, Sellerie, Kürbisse. Genauso wie Zitrusfrüchte, Pfirsiche, Kiwis, Kirschen, Blau- und Erdbeeren und verschiedene Melonensorten. Umso lauter war der Aufschrei der Landwirte, als ein alarmierendes Insektensterben in Deutschland festgestellt wurde. Ihr volkswirtschaftlicher Nutzen in Deutschland wird auf rund 2,7 Milliarden Euro geschätzt.
Der Grund für das weltweite Bienensterben setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Der schwerwiegendste Faktor ist die Varroa-Milbe, die sich in die Brut einnistet und die Bienen schwächt. Sie zog im vergangenen Jahrhundert aus Russland, durch die russische Imkerei nach Deutschland und belagert seitdem unsere Bienenstöcke. Außerdem wird durch zunehmende Monokulturen das Nahrungsangebot eingeschränkt, was die Bienen Hunger leiden lässt. Auch neue Pestizide für den Pflanzenschutz in der Agrarwirtschaft beeinträchtigen die Tiere derart, dass sie oft nicht wieder zu ihrem Bau zurück finden. Letzten Endes gefährdet auch der Klimawandel und die Luftverschmutzung die Gesundheit der Bienen. Damit die Landwirte nicht bald selbst wie in China über das Feld wandern müssen, um die Blüten mit einem Pinsel zu bestäuben, wurden in Deutschland einige Initiativen zur Bienenrettung gegründet.
Urban Beekeeping als wirksames Trend-Hobby der Großstädter
Immer mehr Deutsche erfreuen sich an der Imkerei. Laut dem Deutschen Imkerbund sind über 870.000 Honigbienen Völker hierzulande verzeichnet. Bienen in der Stadt zu halten, auch Urban-Beekeping genannt, ist darunter zu einem regelrechten Trend geworden. Das Ziel: mehr Bienenvölkern in Deutschland ein Zuhause zu geben, selbst in der Großstadt. Vor gut drei Jahren schwappte die Hobby-Imker-Welle aus Frankreich nach Deutschland. Allein in Berlin sind heute 500 Großstadtimker verzeichnet, die Honigbienen in der Stadt einen angenehmen Lebensraum verschaffen möchten. Auf den ersten Blick mag das vielleicht paradox klingen: Ein angenehmer Lebensraum für Bienen in der Großstadt? Doch tatsächlich fühlen sich Bienen in der oft 2-3 Grad wärmeren Großstadt sehr wohl. Dabei bieten die anliegenden Parks, Grünflächen und bepflanzten Balkone eine individuelle Nahrungsquelle. Viele motiviert dabei nicht nur die verlockende Honiggewinnung, sondern auch der Gedanke Mithilfe zur Bienenrettung zu leisten. Außerdem gewinnen Menschen, die sich um Insekten kümmern einen anderen Bezug zur Natur und ihre Bedeutung. Somit ist Urban-Beekeping nicht nur ein Hobby, sondern auch ein Beitrag zum Erhalt unserer ökologischen Vielfalt.
Was tut Deutschland für den Bienenschutz?
Websiten wie Bee Careful informieren Interessierte ausführlich über das Imkerhandwerk, die aktuelle Bienengesundheit und den Wert der Biene für den Menschen. Die Seite ist eine Initiative der Schwartauer Werke zum Schutz der Bienengesundheit und Fruchtvielfalt. Wer nun selbst darüber nachdenkt, sich der Hobby-Imkerei zu widmen, der sollte unbedingt die Bienenbox von Stadtimker Johannes Weber kennen. Er gründete zusätzlich Stadtbienen e.V. mit dem Ziel, Bienen in der Großstadt ein Zuhause zu geben. Man kann auch bereits seinen Beitrag zur Bienenrettung leisten, ohne ein Bienenvolk zu pflegen. Die NABU und die Schwartauer Werke laden dazu ein, einen von 1.000 geplanten Obstbäumen in Schleswig-Holstein zu spenden, um ein ausgewogenes Nahrungsangebot für Honigbienen zu gewährleisten. Wie wäre es außerdem selbst mit einer bienenfreundlichen Balkonbepflanzung? Auch der lokale Imker würde sich über die Unterstützung freuen.