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Foto: Adrien Converse

Unser Wasser wird knapp: Wir brauchen Innovationen für die Water-Smart Society

Wasserknappheit durch Überbevölkerung, Misswirtschaft und Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Neue Technologien versprechen jetzt eine effizientere Wasserversorgung und ermutigen zu bewussterem Wasserverbrauch.

Im Alltag kommt uns Wasser unendlich vor. Wir duschen so lange, wie wir wollen, lassen den Wasserhahn laufen oder stellen die Wasch- oder Spülmaschine an, wenn sie gar nicht voll ist. Unser sorgloser Umgang mit Wasser im urbanen Raum suggeriert die vermeintliche Unendlichkeit unserer Wasserressourcen. Das ist leider ein Irrtum. 

Wasserverschwendung neben Klimawandel die größte Herausforderung

In Deutschland verbraucht jeder Einwohner laut statistischem Bundesamt täglich 123 Liter Wasser. Alleine die Toilettenspülung kostet uns laut BMU täglich durchschnittlich 40 Liter frisches Trinkwasser, das sind 30% des täglichen Trinkwasserverbrauchs. Die meisten Toiletten in Deutschland benötigen pro Spülung immer noch 9 bis 14 Liter Trinkwasser, obwohl die Wassermenge sogar auf 3 Liter reduziert werden könnte. 

Laut den Vereinten Nationen (VN) ist Wasser das Medium, durch das wir den Klimawandel am stärksten spüren werden. Wer kürzlich die Nachrichten von täglichen Naturkatastrophen wie Überflutungen, Dürren und Waldbränden mitverfolgt hat, der hat sicherlich bemerkt: Die Klimakatastrophe ist real und sie ist längst da.

Unser Wasser ist nicht unendlich. Laut den Vereinten Nationen werden wir den Klimawandel vor allem durch das Medium Wasser spüren. Foto: Mrjn Photography

In den kommenden Jahren werden wir uns darauf einstellen müssen, dass die Verfügbarkeit von Wasser durch Überbevölkerung und Klimawandel immer unberechenbarer sein wird. Im letzten Jahrhundert hat sich die globale Wassernutzung im Vergleich zur Bevölkerung verdoppelt, so die VN. Vor allem im urbanen Raum wächst die Bevölkerung schneller an, als Wasserversorgungssysteme angepasst werden können. Deshalb wird die Bekämpfung von Wasserknappheit und effizientes Wassermanagement in den kommenden Jahren essenzieller denn je.

Digitale Lösungen und Modernisierung der Wasserinfrastruktur

Bei der Verwaltung von Wasserressourcen werden digitale Technologien künftig eine größere Rolle spielen. Berlin ist neben Mailand, Sofia, Kopenhagen und Paris eine von fünf Digital Water Cities in Europa, die die Modernisierung der Wasserversorgung als Schlüsselfaktor zur Wasserkrise sehen. Das EU-Verbundvorhaben Digital Water Cities (DWC) entwickelt innovative Lösungsansätze, die das urbane Wassermanagement digitalisieren sollen. 

In der “Digital Water City”, die gerade in Berlin entsteht, werden derzeit konkret drei Projekte erarbeitet. Zum einen kommen Sensoren in der Kanalisation zum Einsatz, die helfen sollen, Emissionen in den Gewässern zu verringern und Fehlanschlüsse zu identifizieren. Die Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Wasser Berlin (KWB) Edith Roßbach erklärte in einem Interview mit der Technologiestiftung Berlin, dass die Berliner Wasserbetriebe dafür verantwortlich seien, “das riesige Berliner Kanalnetz – immerhin rund 10.000 Kilometer lang und zum Teil schon recht alt – instand zu halten. Da kann es ganz erheblich Kosten sparen, wenn man weiß, wann und wo Sanierungsmaßnahmen notwendig werden, um die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur zu erhalten.”

Zusätzlich wird an einer App gearbeitet, die Daten zur Wartung und Reinigung von Trinkwasserbrunnen visualisiert und so das Wartungspersonal unterstützen soll. Auch an Berliner Badeseen kann bereits per App Wasserqualität und Zugang überprüft werden. Zuletzt sollen Visualisierungstechniken wie Augmented Reality “zur Information und Sensibilisierung der Öffentlichkeit über die Herausforderungen des Grundwassermanagements” genutzt werden. Auch hier wird an einer App gearbeitet, die Grundwasserressourcen und Brunnenstandorte visualisieren soll, sowie Hintergrundinformationen für die Bürger*innen bereitstellen soll. Die Apps sollen auch zur Kommunikation mit der Öffentlichkeit genutzt werden, um diese über Wasserqualität informieren oder etwa zum Konsum von Leitungswasser statt abgefülltem Wasser anzureizen.

An Berliner Seen können Einwohner die Wasserqualität bereits mit Apps überprüfen. Foto: Jamie Street

Gelingen die Pilotprojekte in den Digital Water Cities, die mit 5 Millionen Euro von der Europäischen Union gefördert werden, könnten diese Städte eine Vorbildfunktion als sogenannte Water-Smart Society übernehmen. Die Europäische Water-Smart Society ist das langfristige Ziel der Europäischen Kommission, die zu diesem Zweck bereits 2004 die Water Europe Initiative ins Leben gerufen hat. Bis 2030 soll Europa water-smart werden.

In einer Water-Smart Society geht die Bevölkerung bewusst mit Wasserressourcen um und erkennt den Wert von Wasser an, sodass Wasserverschwendung und Verschmutzung verringert werden können. Mithilfe von innovativen Technologien versuchen sogenannte Water-Smart City Projekte die Wasserinfrastruktur zu modernisieren, das Individuum stärker für Wasserverbrauch zu sensibilisieren und in die Verantwortung zu ziehen, zu nachhaltigem Wasserverbrauch anzuregen, Wasserverschwendung einzugrenzen und die Wasserqualität zu verbessern.

Der Weg zur Water-Smart Society

Alleine durch den Klimawandel werden wir bis 2050 10% weniger Wasserressourcen im urbanen Raum zur Verfügung haben, schätzen die VN. Bis 2050 soll laut Water Europe der Wasserverbrauch um 50% steigen. Um die Water-Smart Society zu erreichen, müssen Wasserressourcen bewusster und schonender genutzt werden, sowohl auf Konsumenten wie auch auf Produzentenseite. Mithilfe der Digital-Water-Cities-Projekte sollen Konsumenten stärker miteinbezogen und für ihren Wasserverbrauch sensibilisiert werden. 

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Ein Beitrag geteilt von Water Europe (@watereurope)

 Da der Klimawandel nach wie vor die größte Herausforderung in puncto Wassermanagement bleibt, werden innovative, digitale Lösungen für unsere Wasserversorgung immer relevanter. Digital Water Cities schätzt, dass die EU ihr Investment von 45 Mrd. Euro jährlich verdoppeln muss, um Europas Wasserinfrastruktur zu modernisieren. Digitale Technologien werden dabei in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen, wenn Europa, wie von Water Europa anvisiert, bis 2030 water-smart werden soll.