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Foto: Maren Courage

Virtual Reality für die Wirtschaft – Interview mit Maren Courage

Bei Virtual Reality kommen einem schnell Actionspiele und Fantasywelten in den Sinn. Dass es sich bei der Technologie um mehr als nur Unterhaltung und einen Trend handelt, beweist Maren Courage mit dem von ihr gegründeten Virtual Reality Business Club. In den Räumen der Anwaltskanzlei 'Buse Heberer Fromm' haben wir die neuesten Technologien von ihr und ihrem Businesspartner Oliver Autumn vorgeführt und erklärt bekommen – mit Blick auf die Gedächtniskirche Berlin und eine neue, spannende Zukunft.

Was zeichnet deine Arbeit beim Virtual Reality Business Club aus?

Der VR Businessclub wurde erst vor eineinhalb Jahren gegründet und hat seitdem 25 Clubevents und 80 Aktionen in Berlin, München, Hamburg, Frankfurt und Köln rund um Virtual Reality (VR) durchgeführt.

“VR ist mehr als nur ein Trend, VR ist eine Schlüsseltechnologie der Zukunft.” – Maren Courage | Foto: Kai Stuht

Als Gründerin veranstalte ich zusammen mit meinem Partner Oliver Autumn regelmäßig Netzwerkveranstaltungen mit Führungskräften verschiedenster Branchen, die immersive Technologien einsetzen könnten, um über deren Potenziale zu sprechen. Es gibt immer kurze Vorträge und Expertentalks und die Gäste können zum Thema passende, sowie aktuelle Anwendungsszenarien mit den verschiedenen VR-Brillen vor Ort ausprobieren. Potenzielle Anwender kommen dabei auf Ideen, wie sie bestimmte Ansätze auf ihr eigenes Geschäft übertragen. Wir haben mit dem VR Business Club eine Plattform geschaffen, die nicht nur informiert, sondern auch aktiv Partner und Mitglieder miteinander vernetzt und darüber hinaus eine Fläche bietet, für Sichtbarkeit und erfolgreiche Vermarktung von VR, Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR) Produkten und Companies.

Wir befinden uns in einer sich ständig verändernden Zeit. Täglich kommen neue Apps auf den Markt, die unser Leben erleichtern oder uns mehr Inspiration geben. Neue, nun vierteljährliche Modekollektionen bewegen uns dazu, unsere Garderobe auszuwechseln, und atemberaubende Innovationen und Designs sollen uns ermutigen, in einem moderneren Zuhause zu leben. Dabei stellt man sich selbst oft die Frage, was man mitmachen will und was nur ein vorübergehender Trend ist. 

Deshalb die Frage: Was ist ein Trend für dich?

Ein Trend ist etwas, worüber man gerne spricht, weil es gerade hip ist. VR allerdings ist mehr als nur ein Trend, VR ist eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft. Mit Steven Spielbergs Film „Ready Player One“, der im März rauskommt, wird das Thema in der Unterhaltungsbranche bestimmt stark an Fahrt aufnehmen.

Wie wird VR sich zukünftig in unserem Alltag wiederfinden? Wird es demnächst beispielsweise schon VR-Steuerberater geben?

Wir werden VR zunächst hauptsächlich im B2B-Bereich antreffen, da die Brillen noch nicht in der Masse beim Endnutzer angekommen sind. Und trotzdem kann VR ein Tool sein, um jetzt schon unseren Alltag zu bereichern oder bestimmte Lebenssituationen zu verbessern. Sei es die virtuelle Begegnung mit einem Blauwal, der Besuch im Weltall, die Heilung von Phobien, Schmerztherapien oder der Spaß am räumlichen Malen und Spielen.

Was stellt für dich nach wie vor die größte Herausforderung in der Welt von Virtual Reality dar?

Der Mensch. Er steht nach wie vor im Vordergrund und bekommt mehr und mehr Möglichkeiten in parallele Welten einzutauchen oder zu entfliehen, die sich schon jetzt sehr echt anfühlen. Je mehr Power die Technik hat und je mehr Daten gleichzeitig übertragen und geteilt werden können, desto mehr ist die Gesellschaft aufgefordert, Werte zu erhalten und insbesondere im Bildungsbereich die richtigen Weichen zu stellen. Nur so kann die kommende Generation einen Umgang finden, der mit dem realen Leben harmoniert und dieses nicht behindert. Dies erfordert aus sozialer, gesellschaftlicher und ethischer Sicht jetzt schon Aufmerksamkeit seitens der Politiker und Meinungsbildner.

Ich würde mit Virtual Reality gerne zukünftige Reiseziele schon vorher besichtigen, oder hätte es spannend gefunden, im Geschichtsunterricht die Welt von damals durch eine Oculus Rift Brille zu betrachten. Wie sieht es bei dir aus, was wäre dein größter Wunsch für eine Virtual Reality Innovation in der Zukunft?

Ich würde gerne mal in der Zeit zurückreisen und durch das Berlin der 20er Jahre schlendern….

Seit seiner Gründung hat der VR Businessclub bereits 25 Clubevents und 80 Aktionen rund um Virtual Reality durchgeführt. Foto: VR Business Club

In einer Welt, in der es kaum noch technische Einschränkungen zu geben scheint – was bedeutet es für dich, in Zukunft mit Technik noch mutig zu sein? Braucht es dafür immer weitere neue Innovationen, künstliche Intelligenz oder werden wir mit der vorhandenen Technik einfach neue Alltagslösungen dank Smart Homes und Smart Watches beispielsweise finden?

Ich glaube, hinsichtlich der Innovation ist der rasante Fortschritt auch bei den VR-Brillen nicht mehr aufzuhalten. Dazu kommt künstliche Intelligenz und smarte Sensoren. Da liegt der Mut eher darin, dass die Unternehmen, die bis jetzt noch analog arbeiten, bereit sind, ihr eigenes Geschäftsmodell in Frage zu stellen, auch wenn es gut läuft. Denn alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Auch wenn man von heute auf morgen als mittelständisches Unternehmen nicht „smart“ werden kann: Kleine Schritte gehen immer. Und darin besteht der Mut. Im Ausprobieren, ggf. Scheitern, Erfahrungen machen, einen Neustart wagen, den kommenden Markt und die Transformation als Chance begreifen. Das ist der Schlüssel. Wer weiß… vielleicht finden es Jugendliche in 50 Jahren total normal, dass ihr Pullover mit ihnen spricht und die Ansage macht: zu klein. Danke lieber Pullover – ich bin gewachsen und brauche einen neuen.

Smartphones und Social Media werden dafür kritisiert, dass sie die Kommunikation zwischen uns Menschen negativ beeinträchtigen. Muss man Virtual Reality eher als Hilfsmittel verstehen, welches Menschen weltweit verbinden kann, in dem man sie täuschend echt vor sich sieht, sich aber auf verschiedenen Kontinenten befindet? 

Virtual Reality wird unsere Art, in sozialen Netzwerken zu kommunizieren, komplett verändern. Telepräsenz ist ein Riesenthema. Facebook arbeitet ja schon sehr lange daran, die Kommunikation in den virtuellen Raum zu bringen. Die dafür entwickelte App Facebook Spaces, derzeitig noch in der Beta-Phase, schafft es jetzt schon, dass aus meinem Profilbild ein Avatar erstellt wird, der mir als Comicfigur sogar ein bisschen ähnlich sieht. Nun ist das Spannende, dass ich nicht nur was posten kann, sondern mit der Oculus Rift Brille in die Lage versetzt werde, meine Freunde irgendwo auf der Welt zu treffen. Das ist verrückt. Und ich bin mir sicher, dass insbesondere die junge Generation das nutzen wird, um einfach Distanzen zu überwinden, neue Menschen kennenzulernen, andere Kulturen zu erfahren und schnell mal Freunde zu treffen. Dieser Benefit lässt sich natürlich 1:1 ins Arbeitsleben übertragen und würde sogar der Umwelt zugutekommen. Schon jetzt gibt es tolle Kollaborations-Tools mit denen Konferenzen, Workshops etc. im virtuellen Raum stattfinden. Beispielsweise werden diese von VW genutzt, um in der Produktion und Logistik Leute für bestimmte Lösungen aus Wolfsburg und Tschechien zusammenzuschalten. Das ist nur ein Beispiel unter vielen anderen Anwendungen. Meist arbeiten die Firmen jedoch mit Avataren und animierten Räumen – um mich täuschend echt (also fotorealistisch) in die virtuelle Welt zu beamen, braucht es noch viel Rechenpower. Mit der Liveschaltung von 360 Grad Kameras, die an verschiedenen Orten in den Konferenzräumen aufgestellt werden, kann ich aber heute trotzdem schon den praktischen Effekt erzeugen, mittels VR-Brillen Distanzen zu überwinden und Geschäftspartner oder Mitarbeiter aus z.B. Hongkong und Berlin zusammenzubringen.