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Bild: Ori

Weg mit der Wand – Die Wohnung wird elastisch

Unterschiedliche Lebensphasen erfordern unterschiedliche Wohnsituationen. Wir ändern uns, doch die vier Wände um uns herum bleiben statisch – dabei müssen sie das nicht. Ein Blick auf das Wohnungskonzept Elastic Living. 

Wohnraum in Städten wird immer knapper, die Mieten steigen. Wer eine Wohnung hat, behält sie lieber – man weiß schließlich nie, wann man wieder eine gute findet. Heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, bis 2050 werden es 68% aller Menschen sein. Das Thema Wohnungsknappheit wird uns also noch eine Weile begleiten. 

Wie wollen wir in Zukunft wohnen? 

Elastic Living ist ein Wohnungskonzept, das für städtische Wohnungsknappheit eine kreative Lösung bietet. Elastic Living bedeutet flexibles Wohnen, bei dem sich der Wohnraum den persönlichen Lebensumständen anpasst. Die Kinder sind ausgezogen und aus den Kinderzimmern soll ein großes Esszimmer werden? In einer elastischen Wohnung wird die Wand einfach weggeschoben. 

Die Wiener Architekten Anna Popelka und Georg Poduschka vom Büro PPAG architects haben für die Berliner Wohnbaugesellschaft degewo ein Modell für einen Wohnbezirk mit elastischen Wohnungen entwickelt. Der Entwurf wurde zwar nie umgesetzt – die Behörden stoppten das Projekt ohne Angabe von Gründen – doch die Idee ist immer noch relevant. 

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Das Modell beinhaltete 200 elastische Wohnungen, die über Treppen miteinander verbunden sind und sich flexibel den Lebensumständen der Bewohner*innen anpassen können. Jede Wohnung ist 58m² groß und besteht aus acht kleinen Zimmern. Drei davon sind fest für Küche, Bad und Abstellraum eingeplant. Die restlichen Zimmer können nach Belieben zusammengeschoben werden. Das Konzept ist auf jede Wohnungsgröße anwendbar und erlaubt eine flexible Raumkonfiguration. Braucht man mal ein Zimmer mehr oder weniger, kann die Wand einfach rübergeschoben werden. Sehr praktisch für Besuch, Familienzuwachs oder auch Trennungen. 

Die Wohnung, die sich anpasst 

Popelka und Poduschka sind nicht die ersten, die sich mit Elastic Living auseinandersetzen. Auch das New Yorker Design Studio Ori sucht nach kreativen Lösungen für überfüllte Städte und kleine Wohnungen. Oris Ziel ist, mit wenig Raum viel zu ermöglichen, indem der Raum intelligent gestaltet wird. Um das umzusetzen, entwickelt das Design Studio intelligente Möbel, die sich Räumen anpassen. Braucht man beispielsweise das Bett nicht mehr, lässt sich dieses einfach an die Decke hochfahren und der freigegebene Raum wird zum Sofa.

Denkt man das Elastic Living Modell weiter, können elastische Wohnungen in Zukunft diverse Lebensmodelle in der Großstadt ermöglichen, von der Patchworkfamilie bis zum Seniorenehepaar oder der Studenten-WG. Aber auch für verschiedene kulturelle Angewohnheiten in einem Mietshaus können elastische Wohnungen sinnvoll sein. Denn urbane Zentren werden immer mehr multikulturellen Ansprüchen genügen müssen. So könnten ganze Gebäude nach Notwendigkeit – in etwa Krankenhäuser oder Seniorenheime oder auch für religiöse Feste – umfunktioniert und der urbane Raum effizienter genutzt werden. 

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Idee mit Potenzial – Aber die Realität geht noch in eine andere Richtung

Bisher findet man elastische Wände eher in luxuriösen Mini-Lofts in den Wolkenkratzern Manhattans als in alltagstauglichen, bezahlbare Wohnungen. Langfristig sind wir in Anbetracht der stetig wachsenden urbanen Bevölkerung aber dazu gezwungen, weniger Wohnraum einzunehmen, um nachhaltig leben zu können. Nur, wenn elastisches Wohnen auch für verschiedene Einkommensschichten und regionale Bedürfnisse gedacht wird, hat das Modell Zukunftspotenzial.

Mehr zum Thema flexibles Wohnen könnt ihr in unserem Kompendium dazu lesen.