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An Weihnachten feiert der Großteil der westlichen Welt die Geburt eines Flüchtlingskindes. Bild: Gerard van Honthorst, via Wikimedia Commons gemeinfrei.

Weihnachten: Wenn die halbe Welt die Geburt eines Flüchtlingskindes feiert

Die Adventszeit ist in vollem Gange. Keine andere Zeit ist so sehr konsumgesteuert  und medienwirksam aufgeladen wie der Advent. Dabei hat unsere verwöhnte westliche Gesellschaft völlig verdrängt, auf welcher Geschichte die Tradition dieses Festes beruht: auf der eines Flüchtlingskindes und seiner Familie.

Genau auf diesen Aspekt der Herkunft des Christentums hat sich eine methodistische Kirche in Los Angeles, Kalifornien konzentriert. Die Claremont United Methodist Church setzt mit ihrem Krippenspiel im Jahr 2019 ein Statement gegen die Einwanderungspolitik der USA in Bezug auf mexikanische Flüchtlinge. Das Krippenspiel zeigt die heilige Familie separiert und in Käfigen und spielt damit auf die über 5.500 Kinder an, an der mexikanischen Grenze von ihren Familien durch die Trump-Verwaltung getrennt wurden. 

“Imagine Joseph and Mary separated at the border and Jesus, no older than two, taken from his mother and placed behind the fences of a border patrol detention center as more than 5,500 children have been the past three years. Jesus grew up to teach us kindness and mercy and a radical welcome of all people.”  – Karen Clark Ristine (Quelle: Webseite der Claremont United Methodist Church)

Mit diesen Worten und einem Bild-Post des Krippenspiels bei Facebook machte die Pastorin der Claremont United Methodist Church, Karen Clark Ristine, auf diese Unmoral aufmerksam. Sie ermahnte die Menschen, sich darauf zu besinnen, dass auch die heilige Familie des Christentums eine Flüchtlingsfamilie gewesen sei. Auch sie hätten vor dem tyrannischen Regime des König Herodes aus Nazareth nach Ägypten fliehen müssen – aus Angst um ihr Leben.

Das drastisch anmutende Szenario des Krippenspiels rüttelte die Menschen weltweit auf und provozierte verschiedenste Reaktionen. Das Foto wurde seither 24.751 Mal geteilt und 15.549 mal kommentiert. Die Kritiker unter den Kommentatoren empfinden das Spiel und den Post teilweise als blasphemisch und unangebracht. Immerhin, so kommentierte ein Facebook User, sei das eine mit dem anderen nicht zu vergleichen. Die Geflüchteten heutzutage hätten ja immer die Wahl, wieder zurück in ihr Heimatland zu gehen. Ein anderer schreibt, dass kein Mensch das Recht hätte, in einen anderen Staat einfach so einzuwandern, weil es ihm zuhause nicht gefiele. So einfach stellt man sich offenbar das Geflüchtetendasein vor. 

Der wichtigste Aspekt des christlichen Glaubens: die Nächstenliebe

Was würde mit Jesus, Maria und Joseph heute geschehen? Was wäre passiert, wenn man die Familie an den Grenzen auseinandergerissen hätte? Kurz: Was wäre, wenn man sie damals behandelt hätte, wie es heute in vielen Teilen der Welt geschieht? Noch immer und unaufhörlich flüchten Menschen weltweit nach Europa und Nordamerika. Vor unhaltbaren Lebensbedingungen, vor gewalttätigen Regimen, Krieg und Terror. Sie ertrinken im Mittelmeer, werden im Flüchtlingslager gedemütigt und Menschen, die diesen Geflüchteten helfen möchten, werden wegen Menschenhandels vor Gericht gestellt. 

Andere begegnen ihnen mit Hetze und Hass und berufen sich dabei auf das Recht zum Schutz christlicher Werte der westlichen Gesellschaft – vor der angeblichen Bedrohung durch Überfremdung. Dabei sind zentrale Aspekte dieser Werte die Nächstenliebe und die Barmherzigkeit. 

Die Weihnachtszeit sollte eine Zeit sein, in der nicht nur gläubige Christen, sondern alle Menschen sich auf diese Grundpfeiler nicht nur des Christentums, sondern des allgemeinen sozialen Zusammenlebens besinnen. Die Geschichte der heiligen Familie sollte uns verdeutlichen, dass Herkunft keine Leistung ist und jeder Mensch das Recht hat, für seine Familie ein friedliches Leben in Freiheit zu erkämpfen. Auch wenn es sie in ein fremdes Land führen muss.