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Wissenschaftsleugnung: Ein Symptom mentaler Überforderung

Leben im postfaktischen Zeitalter: Falschinformationen und Verschwörungserzählungen verbreiten sich rasant – insbesondere in Krisenzeiten. Aber warum leugnen Menschen wissenschaftlichen Konsens und warum reproduziert Wissenschaftsleugnung antisemitische Ideologien?

Erwachsene im Homeoffice, Kinder im Homeschooling, Angestellte in Kurzarbeit und tausende Tote: Krise bedeutet Belastung. Das wissen wir spätestens seit Ausbruch des Coronavirus. Die Folgen der Pandemie scheinen offensichtlich und doch werden sie verleugnet. Laut einer Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung sind sich lediglich 66 Prozent der deutschen Bevölkerung sicher, dass das Coronavirus und seine Auswirkungen keine Erfindung sind. „Verleugnung ist ein Schutzmechanismus, der uns vor einer subjektiven Gefahr schützt“, erklärt Psychoanalytikerin Delaram Habibi-Kohlen. Wenn der Ball beim Sport zu nah an unseren Kopf fliegt, wehren wir ihn ja auch ab. Verleugnung bewahrt uns vor der schmerzlichen Wahrnehmung von Realität. Leugner*innen können ihr Leben zunächst mehr oder weniger unberührt von der externen Krise weiterführen. Sie schieben das Problem einfach weg, verdrängen seine Existenz und machen es sich damit schrecklich einfach.

Psychoanalytikerin Habibi-Kohlen beschäftigt sich mit der Leugnung des Klimawandels. Laut einer Umfrage des ARD-Deutschlandtrends glaubten im Jahr 2019 ganze 11 Prozent der deutschen Bevölkerung nicht an den menschengemachten Klimawandel. Die Folge: Sie passen ihre umweltschädlichen Verhaltensweisen im Gegensatz zu umweltbewussten Personen weniger an und hindern damit ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, das für die Umwälzung der Krise und des Erhalts unser aller Lebensraum unbedingt notwendig ist. Habibi-Kohlen beschreibt, welche verschiedenen Formen Verleugnung annehmen kann. Häufig verfallen Menschen angesichts der überwältigenden Ohnmacht gegenüber der komplexen Realität einer Krise in Passivität und Teilnahmslosigkeit. Der Gedanke, selbst nichts ausrichten zu können, lähmt. Plötzlich warten Betroffene nur noch darauf, dass Politiker*innen handeln – und diese tun es nicht immer ausreichend.

Die Pandemie macht deutlich, wie schnell Zweifel am wissenschaftlichen Konsens gesäht werden können. Bei einer Anti-Corona Demo im Januar 2021 hält ein Teilnehmer ein Schild mit dem Schriftzug „Angst ist das Problem”. Bild: Ivan Radic, Wikimedia Commons.

Dieser Passivität stellen sich viele Wissenschaftsleugner*innen, die aktiv werden, entgegen. Sie machen es sich zur Aufgabe, andere von ihren verschwörungsideologischen Ansichten zu überzeugen, indem sie sich als Expert*innen eines Themengebiets ausgeben und Falschinformationen verbreiten – und die fruchten. Neben der Leugnung des (menschengemachten) Klimawandels und des Coronavirus‘ existieren in Deutschland auch geschichtsrevisionistische Wissenschaftsleugnungen. Eine Umfrage der US-amerikanischen Organisation Anti-Defamation League aus den Jahren 2013 und 2014 zeigt, dass 93 Prozent der befragten Deutschen bereits etwas vom Holocaust gehört hatten. 11 Prozent unter ihnen waren jedoch der Meinung, dass der Holocaust zwar stattgefunden habe, die Zahl der verstorbenen Juden und Jüdinnen  aber um ein Vielfaches übertrieben worden sei. Weltweit finden darüber hinaus Bewegungen um eine flache Erde, Chemtrails oder die Verschwörung hinter dem Terroranschlag vom 11. September 2011 in den Vereinigten Staaten großen Zulauf.

Die Pandemie macht besonders deutlich, wie schnell Zweifel am wissenschaftlichen Konsens gesäht werden können

Doch wie erkennt der Laie wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse? Wissenschaftler*innen betrachten Hypothesen immer nur vorübergehend als gültig. Um eine weitgehende Übereinstimmung wissenschaftlicher Erkenntnisse zu gewinnen, werten sie Daten aus und setzen sich mit existierenden Hypothesen auseinander. Den methodischen Regeln ihres Faches und den grundlegenden Prinzipien wissenschaftlicher Rationalität folgend, prüfen sie in einem langwierigen Prozess wissenschaftliche Erkenntnisse. Schließlich verwerfen sie Hypothesen oder nehmen sie als vorläufig gültiges Wissen, also als wissenschaftlichen Konsens an. Die Wissenschaftskritik gehört also „zum Kerngeschäft der Wissenschaft“, erklärt der Entwicklungspsychologe Professor Dr. Rainer Bromme.

„Die Wissenschaftskritik gehört ‘zum Kerngeschäft der Wissenschaft'”, erklärt der Entwicklungspsychologe Professor Dr. Rainer Bromme. Foto: Rainer Bromme.

Wissenschaftsleugner*innen streiten jedoch unter Missachtung wissenschaftlicher Rationalität gängigen wissenschaftlichen Konsens ab. Bromme beschäftigt sich im Zuge seiner Forschungen zu Vertrauen in Wissenschaft auch mit der Wissenschaftsleugnung. Laut dem Professor variiert die Intention der aktiven Leugner*innen häufig. Einige verfolgen mitunter politische Interessen . Zusätzlich können wissenschaftsleugnende und verschwörungsideologische Geschichten über eine identitätserhaltende Funktion verfügen. Der Glaube an wissenschaftlich widerlegte Erzählungen wird laut Bromme „Teil der persönlichen Identität, er kann zu einer Verbindung mit Gleichgesinnten führen und zum Lebenssinn werden“. So schlugen sich jüngst einige popkulturelle Größen Deutschlands besonders öffentlichkeitswirksam auf die Seite der Wissenschaftsleugner*innen – ohne Return-Ticket, denn der Ruf der rechtsradikalen Querdenker*innen eilt ihnen seither voraus. Nimmt die Wissenschaftsleugnung persönlichkeitsstiftende Züge an, wird es besonders schwer, Anhänger*innen von wissenschaftlich anerkannten Erkenntnissen zu überzeugen und vom sozialen Milieu der Leugner*innen wegzubringen. Wissenschaftsleugner*innen finden zu Gleichgesinnten und die Gruppe stiftet ein ausgeprägtes Zugehörigkeitsgefühl, das zu einem „Wir gegen die anderen“ führt. Die anderen, das sind Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und in der Tradition antisemitischer Verschwörungserzählungen häufig Juden und Jüdinnen, die ohnehin tagtäglich mit Diskriminierung und Anfeindungen zu kämpfen haben. 

PLURV – die Strategie hinter der Wissenschaftsleugnung

Wissenschaftsleugnung ist gefährlich. Das spürt, wer eine Fahrt in der vollgestopften S-Bahn eng gedrängt an einen hustenden Menschen ohne Mund-Nasen-Schutz zubringen muss. Falschinformationen müssen entkräftet werden. Die Pandemie hat mehr als deutlich gemacht, wie fatal die Leugnung von wissenschaftlichem Konsens sein kann. Eine wichtige Methode gegen die Verbreitung von wissenschaftsleugnerischen Erzählungen ist das Erkennen der Techniken ebendieser Wissenschaftsleugnung. Der australische Kognitionswissenschaftler John Cook beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Phänomen der Wissenschaftsleugnung. Während er zur Leugnung des menschengemachten Klimawandels forschte, entwickelte er das Akronym FLICC (zu Deutsch PLURV). Jeder der Buchstaben steht für eine Strategie der Wissenschaftsleugner*innen.

P für Pseudoexpert*innen,

L für logische Trugschlüsse,

U für unerfüllbare Erwartungen,

R für Rosinenpickerei und

V für Verschwörungserzählungen.

Eine wichtige Methode gegen die Verbreitung von wissenschaftsleugnerischen Erzählungen ist das Erkennen der Techniken von Wissenschaftsleugnung. Bild: Skeptical Science, Wikimedia Commons.

Das Akronym erleichtert das Entlarven charakteristischer wissenschaftsleugnerischer Methoden. Pseudoexpert*innen besitzen keine fachliche Expertise, jedenfalls nicht jene, die sie zur Stellungnahme zu Themen befähigt, als deren Expert*innen sie fälschlicherweise gelten. Seit 1999 erregt beispielsweise eine Desinformationskampagne Aufsehen, die in den Vereinigten Staaten am Oregon Institute of Science and Medicine startete. Demnach sollen mehr als 30 000 US-amerikanische Wissenschaftler*innen eine Petition unterschrieben haben, laut der es den menschengemachten Klimawandel nicht gibt. Ein genauerer Blick offenbart jedoch: Lediglich 0,1 Prozent der unterzeichnenden Personen sind in der Klimaforschung aktiv. Bei den restlichen 99,9 Prozent handelt es sich um Pseudoexpert*innen, denen es an fachlicher Expertise zum Klimawandel mangelt. Logische Trugschlüsse der Wissenschaftsleugner*innen stellen Sachverhalte verfälscht oder übermäßig vereinfacht dar.

Die Aussage, dass sich unser Klima lediglich verändert, weil es sich schon immer im stetigen Wandel befindet, ist ein typischer logischer Trugschluss. Aufgrund ihrer unerfüllbaren Erwartungen an die Wissenschaft verlangen Wissenschaftsleugner*innen eine Gewissheit, die es so aufgrund des vorübergehenden Charakters wissenschaftlicher Hypothesen nicht geben kann.

Die Rosinenpickerei bezeichnet den selektiven Umgang mit wissenschaftlichen Ergebnissen. Durch das bewusste Unterschlagen einer Vielzahl wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Auswahl einiger weniger treiben Wissenschaftsleugner*innen ihre Agenda voran. So gibt es aufgrund der schwankenden Temperaturen an der Erdoberfläche immer wieder kurze Zeitabschnitte ohne Erwärmung. Sehen sich Wissenschaftsleugner*innen lediglich jene Perioden an, so scheint eine globale Erwärmung unrealistisch und falsch.

Schließlich entwickeln sie Verschwörungserzählungen oder eignen sich alte verschwörungsideologische Motive an, um ihre Behauptungen zu untermauern.

Der Antisemitismus in der Verschwörungserzählung

Die Wissenschaftsleugnung hängt eng mit Verschwörungserzählungen zusammen. Ein Blick in die schockierenden Inhalte der Telegram-Gruppen der Querdenker-Bewegung genügt, um sich dessen sicher zu sein. Doch aus Verschwörungserzählungen kann sehr schnell eine reale Bedrohung werden. Das machen nicht zuletzt die Attentate von Christchurch, Halle und Hanau deutlich, die zusammen 62 Tote forderten. Die drei Attentäter hatten eines gemeinsam: Sie fantasierten über eine Gruppe von Menschen, die grundlegend böse sei und die Weltherrschaft an sich reißen wolle. Die Attentäter seien dagegen die wenigen Guten, die sich wehren müssen. Wir kennen diese Rhetorik. Sie begegnet uns seit dem Ausbruch der Pandemie beinahe täglich. Sie marschiert auf unseren Straßen und hält Einzug in vielerlei Köpfe.

Antisemitische Ideologien sind immer wieder Bestandteil von Verschwörungserzählungen. Die antisemitische Karikatur„Le roi Rothschild” („Der König Rothschild“) war 1898 auf der Titelseite der französischen Zeitschrift Le Rire zu sehen. Bild: Charles Lucien Léandre, Wikimedia Commons.

Rechtsradikale, antisemitische Ideologien bilden den Kern aktueller Verschwörungserzählungen

Laut der Recherche- und Informationsstelle „Antisemitismus Berlin“ haben sich die Zahlen antisemitischer Vorfälle in Deutschland von 2019 auf 2020 erhöht. Allein in der Hauptstadt sei die Zahl antisemitischer Vorfälle demnach um 13 Prozent gestiegen. Der Antisemitismus sei Betroffenen zudem räumlich nähergekommen – häufiger als zuvor wurden Juden an Rückzugsorten wie dem eigenen Wohnumfeld angegriffen. Der Anstieg antisemitischer Vorfälle liege unter anderem daran, dass die Pandemie Gelegenheiten biete, Antisemitismus offener auszuleben. Denn Juden_Jüdinnen müssen als Sündenbock für die Krise herhalten – wie so oft in der Vergangenheit. Auf Querdenker-Demonstrationen fällt es leicht, in der Anonymität der Menge zu verschwinden. Gepusht vom Zugehörigkeitsgefühl der Gruppe eignen sich Wissenschaftsleugner*innen antisemitische Verschwörungserzählungen an.

Antisemit*innen nutzen nicht erst seit der Corona-Pandemie (gesundheitliche) Krisen zur Verbreitung von Antisemitismus. Mittelalterliche Ritualmordlegenden halten sich bis heute in Form des QAnon-Mythos. Während sie damals Juden der Tötung christlicher Kinder bezichtigten, deren Blut sie für magische und medizinische Zwecke genutzt haben sollen, gilt das Kinderblut heute als Verjüngungstrank. Zwar hatten die zahlreichen antisemitischen Verschwörungserzählungen damals aufgrund des nur sehr schleppenden wissenschaftlichen Fortschritts wenig mit der Leugnung einer anerkannten Wissenschaft zu tun, sie machen jedoch eines klar: Die Verschwörungserzählungen, die im Rahmen der Wissenschaftsleugnung eine wichtige Rolle spielen, „haben einen antisemitischen Kern“, erklärt Nikolas Lelle von der Amadeu-Antonio-Stiftung. Er beschäftigt sich für die Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus mit israelbezogenem Antisemitismus, Schuldabwehrantisemitismus, Judenhass und Verschwörungserzählungen. Lelle weist auf Gemeinsamkeiten der Strukturen des Antisemitismus‘ und der Verschwörungserzählungen hin: „Es gibt ein klar definiertes Böses, eine kleine Gruppe von Menschen, die die Ereignisse in der Welt verändern. Und es gibt ganz klar eine gute Gegenseite, das sind die Leute, die es verstanden haben, die aufgewacht sind und endlich kämpfen. Der existentielle Kampf zwischen Gut und Böse prägt beide Erzählungen – den Antisemitismus und die Verschwörungsmythen.“

“Der existentielle Kampf zwischen Gut und Böse prägt beide Erzählungen – den Antisemitismus und die Verschwörungsmythen.“ Foto: Nikolas Lelle.

Juden und Jüdinnen werden in antisemitischen Ideologien stets mit Macht in Verbindung gebracht, die sie selbstsüchtig ausüben. Dieses antisemitische Bild macht sie zur idealen Zielscheibe von Verschwörungserzählungen. Zumindest für eine gewisse Zeit kommen antisemitische Verschwörungserzählungen laut Lelle ohne die explizite Erwähnung des Juden aus. Verschworungsmythiker*innen hängen dann einfach anderen Personen jene Attribute an, die Juden in Diskriminierungskontexten negativ zugeschrieben werden. Früher oder später greifen sie jedoch auf die explizite Erscheinung des Juden zurück. So wurde Bill Gates aufgrund seines Vermögens und seiner vermeintlichen Profitgier zunächst für die Pandemie verantwortlich gemacht, später dann als Jude oder Freund von Juden bezeichnet.

Strategien gegen Wissenschaftsleugnung

Wissenschaftsleugnung und Verschwörungserzählungen mögen harmlos erscheinen, wenn es um die Existenz von Bielefeld oder den Wahrheitsgehalt der Mondlandung geht. Leugnungen des Klimawandels, des Holocausts und einer globalen Pandemie machen dagegen deutlich, wie schwer die Ignoranz des Einzelnen wiegen kann. Im Mai 2021 veröffentlichte ein unabhängiges, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beauftragtes Gremium aus 13 Expert*innen einen Bericht zum weltweiten Pandemie-Management. Das Urteil ist vernichtend: Zu lange hätten die WHO und einzelne Regierungschef*innen gewartet. Auch akzentuiert der Bericht, was wohl den meisten aufmerksamen Beobachter*innen längst klar sein musste: Die Wissenschaftsleugnung hat Tote gefordert.

Wer schon mit Leugnern diskutiert hat, weiß, wie aussichtslos es scheint. Einige Menschen sind in ihrem verschwörungsideologischen Weltbild gefestigt und haben es sich als persönliche Identität angeeignet. Sie sind vom wissenschaftlichen Konsens unter Umständen nicht mehr zu überzeugen.

Wie aber ist ein Zuwachs an Wissenschaftsleugner*innen zu verhindern?

Besonders erfolgreich können Verschwörungserzählungen und Wissenschaftsleugnungen aus der Welt geschafft werden, indem ihnen vorgebeugt wird. Jene Präventionsstrategien bezeichnen Wissenschaftler*innen ironischerweise als inoculation, zu Deutsch Impfung. Demnach sollen Menschen bereits vor der weiten Verbreitung einer Falschinformation gegen diese „geimpft“ werden. Wissenschaftler*innen oder Medien „impfen“ Menschen durch frühzeitige Aufklärung zu einem Thema und den existierenden Falschinformationen. Um die Prävention zu erleichtern, vermitteln Expert*innen oft bereits Schüler*innen erforderliche Medienkompetenzen. Das Projekt „Medienkompetenz macht Schule“ widmet sich in Rheinland-Pfalz dieser Aufgabe. Im Jahr 2019 wurde es von den weiterführenden Schulen auf Grundschulen ausgeweitet und erreicht seither mehr als zwei Drittel der Grundschulen im Land. Schüler*innen erlernen im Projekt unter anderem den richtigen Umgang mit Informationen und Quellen. Dadurch werden bereits die Jüngsten befähigt, Falschinformationen kritisch zu hinterfragen.

Das Projekt „Medienkompetenz macht Schule“ widmet sich in Rheinland-Pfalz der Prävention von Falschinformationen in den Medien. Foto: David Geitgey

Wissenschaftsleugnung und Verschwörungserzählungen schaden: In der Pandemie Menschen mit Vorerkrankungen, im Kampf gegen den Klimawandel Menschen im globalen Süden und generell immer jenen, die zu den Bösen stilisiert und diskriminiert werden. Die zerstörerische Kraft der Verleugnung fängt im Kleinen an: Schon die Passivität kann im Umgang mit Krisen großes Leid verursachen. Das wird besonders an der Klimakrise deutlich. Wir können es uns nicht leisten, uns den krisengezeichneten Lebensräumen, die wir selbst geschaffen haben, aus Bequemlichkeit nicht anzupassen. Die katastrophalen Schäden weiterer Krisen können minimiert werden, indem soziale Netzwerke Falschinformationen kennzeichnen und löschen, Medien den „Meinungen“, die sich wissenschaftlichem Konsens gegenüberstellen, keine Plattform bieten und Politiker*innen bei der Verbreitung von geprüftem Wissen helfen. Wir müssen Gegenrede betreiben, uns bewusst mit Krisen und Lösungsvorschlägen auseinandersetzen und anderen unter die Arme greifen, die angesichts der psychischen Belastung von Krisen in Verleugnung zu verfallen drohen.