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Foto: Frank Schröder @ Building My Tomorrow.

Biking Borders – Wie eine Fahrradweltreise die Welt verändert

Mit dem Spendenprojekt Biking Borders radelten Max Jabs und Nono Konopka einen Betrag von über 100.000 Euro zusammen und bauten so zwei Schulen in Guatemala. Ein Appell an eine junge Generation, die alles schaffen kann, was sie sich vornimmt – mit ausreichend Willen und Selbstdisziplin. 

Max Jabs und Nono Konopka haben zwei Kontinente auf dem Fahrrad überquert und das, obwohl beide leidenschaftlich ungern aufs Fahrrad steigen. Sie wollten in ihrem Gap-Year nach dem Studium nicht nur reisen, sondern dabei auch noch was Gutes tun. Welches beeindruckendes Ausmaß dieser Gedanke in kurzer Zeit annehmen würde, war den beiden Jungs zu Beginn ihrer Reise nicht bewusst. Ich traf das eingespielte Team auf dem Building My Tomorrow” Wirtschaftsfestival vom Handelsblatt in Köln und konnte aus erster Hand erfahren, wie man sich als frischgebackener Weltverbesserer fühlt. 

Ein weinreicher Abend und eine National Geographic Dokumentation später kam die Idee zustande, mit dem Fahrrad von Berlin nach Beijing zu fahren und Spenden zu sammeln. Foto: Biking Borders.

Ihr habt mit Biking Borders bisher wirklich Erstaunliches geleistet, herzlichen Glückwunsch zum Bau der ersten Schule in Peking! Wie kam es eigentlich zur Idee für Biking Borders?

Max: Nono und ich kennen uns erst seit dem Studium. Wir haben 2014 begonnen, in Holland Marketing zu studieren, sind ziemlich schnell zusammengezogen und haben uns wenige Semester später für ein Auslandssemester entschieden. Ich bin nach Vietnam und Nono ist nach Mexiko und Guatemala gegangen. Wir haben während des Studiums dort Freiwilligenarbeit geleistet. Ich habe beispielsweise Englisch unterrichtet, wodurch ich einen guten Einblick in die Bildungssituation bekommen habe. Die Kinder dort waren überglücklich und haben sich privilegiert gefühlt, überhaupt zur Schule gehen zu dürfen – ganz anders als in Deutschland. Das hat Nono ähnlich erlebt und so haben wir diese Erkenntnis wieder mit nach Hause genommen. Nach unserem Abschluss letztes Jahr im Juli haben wir mit der Planung des Projekts begonnen und sind schließlich im September losgefahren. 

Nono: Uns war klar, dass wir uns nach dem Studium für etwas Gutes einsetzen wollen. Und Bildung ist letztlich das, wo alles für uns anfängt und aufhört. Ich kannte Pencils For Promise, da ich das Buch des Gründers gelesen hatte. Da sie sehr transparent sind und immer 100 % der Spenden in ihre Projekte fließen, war es für uns klar, dass wir mit ihnen zusammenarbeiten wollen. So kam eins zum anderen und es folgte die Überlegung: Was ist das Krasseste, was man innerhalb eines Spendenaufrufs machen kann? Eine Schule bauen. Was braucht man dafür? 50.000 Euro. Ein weinreicher Abend und eine einschlägige National Geographic Dokumentation später kam die Idee zustande, mit dem Fahrrad von Berlin nach Beijing zu fahren und auf diese Weise Spenden für den Bau zu generieren. Der Entscheidungsprozess war sehr schnell, genauso wie die Motivation dafür zu finden. Die Planung, um das ganze griffig zu machen, war das eigentlich Schwierige.  

Über Social Media habt ihr eine breite Masse an Menschen auf euer Projekt aufmerksam machen können. Was war die wichtigste Plattform, um eure Zielgruppe zu erreichen? Würdet ihr es nochmal genauso machen?

Nono: Ich komme aus dem Influencer Marketing-Bereich und habe viele Influencer-Freunde, daher hatten wir den nötigen Hintergrund dazu. Das Wissen, wie man die Plattform bespielt, hat sich durch „learning by doing” auf der Reise ergeben. Vor der Reise haben wir unser Vorhaben ein paar lokalen Zeitungen in Deutschland gepitcht und während der Reise hatten wir das Glück, dass Ashton Kutcher einen unserer Vlogs geteilt hat. Als wir dann bei Forbes und Business Insider erschienen sind, war das Projekt plötzlich relevant.

Max: Für mich war das alles ziemlich neu. Ich hatte zwar einen Instagram-Account, aber habe kaum etwas gepostet, weil ich vorher kein Mensch war, der viel über sein Leben preisgibt. Für das Projekt wurde mir aber klar, dass ich mich überwinden muss. So mussten wir auch bei -20 Grad, bei Müdigkeit und Anstrengung oder im Regen dafür sorgen, dass für das Projekt alles ausreichend dokumentiert wird. Wenn du dich nicht überwindest, sehen die Leute nichts und so kommen auch keine Spenden. 

Das Projekt brachte bis heute über 100.000 Euro an Spenden ein, womit zwei Schulen in Guatemala gebaut werden konnten. Bei der Eröffnung der ersten Schule entstand dieses Bild. Foto: Biking Borders.


Also hatte es wahnsinnig viel mit Disziplin zu tun? 

Nono: Alles war Disziplin. Das ist die Erkenntnis, über die ich im Nachhinein jetzt letztlich Vorträge halte. Ich habe durch die Reise für mich erkannt, dass Selbstdisziplin der Schlüssel zu allem ist. 

Hast du das Gefühl, dass es bei eurem Projekt Situationen gab, die ihr ohne technologische Neuerungen nicht hättet bewältigen können? 

Nono: Ohne unser Handy hätten wir das Ganze nicht machen können. Wir hätten niemals auch nur 50 Euro gesammelt (lacht). Ohne das Handy und Instagram hätte es nie funktioniert. Instagram war das Medium, um das Projekt bekannt zu machen, da der Multiplikationseffekt dahinter sehr groß war. Ohne die App hätten wir keine Reichweite gehabt, keine Marke aufbauen können und somit weniger Spenden generiert. Des Weiteren wären wir ohne Navigations-Apps auf jeden Fall nicht angekommen. 

Könnt ihr eures Wissens nach Organisationen empfehlen, die man mit Spenden unterstützen kann?

Nono: Viva Con Agua. Die setzen sich für Trinkwasser-Projekte ein. Mit denen arbeite ich gerade zusammen und kann sie sehr empfehlen. Auch sie arbeiten sehr transparent und setzen das Geld bewusst ein. Es ist ein anderes Ziel als Bildung, aber es wird für sauberes Wasser gesorgt. 

Max: Ich denke, es ist generell wichtig, sich gut zu informieren und Dinge zu hinterfragen. Ich hoffe, dass die Menschen uns nicht nur aus Sympathie Geld gegeben haben, sondern wir sie auch dazu bewegen konnten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. 

So mussten wir auch bei -20 Grad, bei Müdigkeit und Anstrengung oder im Regen dafür sorgen, dass für das Projekt alles ausreichend dokumentiert wird. Wenn du dich nicht überwindest, sehen die Leute nichts und so kommen auch keine Spenden. Foto: Biking Borders.

Was sind eure zukünftigen Pläne für Biking Borders? Wie soll sich das Projekt weiterentwickeln? 

Nono: Das Projekt Biking Borders ist so jetzt vorbei. Wir wollen aber mit einem Film, an dem wir seit diesem Sommer mit unserem gesammelten Material arbeiten, Menschen weiterhin nachhaltig inspirieren. Es soll auch einen Podcast geben, der sich gerade noch in der Entstehungsphase befindet. Dieser wird sich dann nicht um das Projekt an sich drehen, sondern um unsere Erkenntnisse, die wir durch die Reise gewonnen haben. Ich werde mich also weiter um unseren Social Media Auftritt kümmern und Max ist derjenige, der seine künstlerische Energie in den Film stecken wird. 

Max: Wir ergänzen uns in vielerlei Hinsicht, da passen wir wie die Faust aufs Auge. 

Nono: Wir sagen immer: Wenn ich alleine gefahren wäre, wäre ich nicht angekommen und wenn Max alleine gefahren wäre, wäre er zwar angekommen, aber keiner würde es wissen (lacht).