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Foto: Clark Tibbs.

Ein Yoga-Guru bekommt einen KI-Klon und bald ist er nicht der einzige!

Unter dem Motto „The only AI we will ever be able to really trust is our own!“ hat sich eine amerikanische Organisation zum Ziel gesetzt, jedem Mensch auf der Welt seine eigene künstliche Intelligenz zu geben. So sollen unsere positiven Absichten und Werte möglichst viele Menschen erreichen und die Welt zu einem besseren Ort machen. Die ersten KI-Klone gibt es bereits.

Heutzutage fragt kaum einer mehr danach ob künstliche Intelligenz zu einem Bestandteil unserer Zukunft werden wird, sondern lediglich ab wann. Seit Jahren wird künstliche Intelligenz und ihr Einfluss auf unsere zukünftige Welt diskutiert. Horrorszenarien vom Kontrollverlust über die Maschine machen dabei vielen Menschen Angst. Die Befürworter und Optimisten hingegen sehen zahlreiche Vorteile in der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Sei es in der medizinischen Diagnostik oder als selbstfahrendes Auto – KI verspricht für sie eine bessere Welt durch mehr Gesundheit, Sicherheit und Komfort.

Auch Deepak Chopra will Gutes tun. 74 Jahre alt, 90 veröffentlichte Bücher, eine eigene Wellnessklinik, mehrere Apps, über zwei Millionen Instagram-Follower und vom Time Magazine einst zu einem der 100 herausragendsten Köpfe des 20. Jahrhunderts gekürt. Ein spiritueller Influencer, dessen geballtes Wissen zu Themen wie Achtsamkeit, Heilung und Meditation den Menschen nun in Form seines eigenen KI-Klons „Digital Deepak“ zu einem besseren Leben verhelfen soll – und ihm selbst zur Unsterblichkeit. Noch befindet sich die Anwendung in der Entwicklung. Etwa einmal pro Woche unterhält sich der echte Deepak Chopra mit seinem digitalen Ebenbild. Einen seiner ersten öffentlichen Auftritte hatte er bereits Anfang des Jahres in der Tonight Show von Jimmy Fallon.

Die Entwicklung des eigenen KI-Klons klingt in der Theorie recht einfach. Die AI Foundation stellt die künstliche Intelligenz zunächst auf technischer Ebene bereit. Ihre eigentlichen Fähigkeiten lernt sie anschließend von ihrem Besitzer.Foto: Amir Geshani.

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DIY-KI für die Masse

Hinter der Entwicklung von „Digital Deepak“ steht die AI Foundation, ein durch Investoren finanziertes Hybrid aus kommerziellem Software Start-Up und gemeinnütziger Organisation mit Sitz in Las Vegas. Ihre Vision: eine Welt, in der jeder Mensch seine eigene künstliche Intelligenz besitzt. Eine persönliche KI, die es den Menschen ermöglicht, ihren Purpose mit der Welt zu teilen. So soll verhindert werden, dass Wirtschaft und Politik künstliche Intelligenz instrumentalisieren und monopolisieren. Digital Deepak dient der AI Foundation dabei als „proof of concept“. Achtsamkeit und Persönlichkeitsentwicklung boomen und gelten als Inbegriff der guten Absicht. Ein Influencer wie Deepak Chopra eignet sich also hervorragend, um die Mission der Organisation nach vorn zu bringen. 

Die hier am Beispiel von Digital Deepak skizzierten KI-Klone vereinen in ihrer Funktionsweise zwei Komponenten in sich. Zum einen das Wissen, das sie selbst mitbringen und von einem Original gelernt haben, zum anderen die Fähigkeit, sich voll und ganz den Umständen ihrer Nutzer anzupassen. Die Entwicklung des eigenen KI-Klons klingt in der Theorie recht einfach. Die AI Foundation stellt die künstliche Intelligenz zunächst auf technischer Ebene bereit. Ihre eigentlichen Fähigkeiten lernt sie anschließend von ihrem Besitzer. Über Gespräche mit der eigenen KI verinnerlicht diese unsere Werte und Ansichten. Je mehr wir mit der KI kommunizieren, desto mehr versteht sie, wie wir die Welt sehen. So passt sie sich durch kontinuierliches Lernen sukzessive unserem Habitus und Sprachduktus an und speichert unser Wissen und unsere Erfahrungen. In der Anwendung lernt die KI schließlich sich optimal an ihren Nutzer anzupassen, indem sie sich mit anderen Geräten vernetzt und das Nutzerverhalten analysiert. Diese Mechanismen kennen wir bereits vom Facebook- oder Google-Algorithmus. 

Der KI-Klon von Deepak Chopra. Der echte ist 74 Jahre alt, hat 90 Bücherveröffentlicht, eine eigene Wellnessklinik, mehrere Apps, über zwei Millionen Instagram-Follower und vom Time Magazine einst zu einem der 100 herausragendsten Köpfe des 20. Jahrhunderts gekürt. Foto: Sunshine Sachs.

Die Interaktion zwischen KI und Nutzer ist essenziell für ihre fortlaufende Optimierung. Auch Digital Deepak soll unter dem Motto „Help train Digital Deepak“ gemeinsam mit seinen Nutzern weiter wachsen. Seine Veröffentlichung ist deshalb noch für 2020 geplant.

Influencer 2.0

Deepak Chopra hat zahlreiche Follower, die den Anweisungen seiner digitalen Version für ein gesünderes und entspannteres Leben folgen werden. Vor allem dann, wenn diese vollkommen auf die eigenen Gewohnheiten und Bedürfnisse eingeht. Warum sollte das also nicht auch für andere Influencer funktionieren? Beispielsweise die digitale Version eines Foodbloggers. Die KI vereint in sich das gesamte Rezept- und Ernährungswissen seines Originals. Sie kennt unsere Essgewohnheiten, Vorlieben und Unverträglichkeiten. Sie verbindet sich mit unserem Smarthome, kennt den Kühlschrankinhalt, ordert von selbst Nachschub und kocht mit uns. Oder der digitale Fashionblogger. Ein persönlicher Stylist, der unsere Maße genauso gut kennt wie unseren Kontostand. 

Auch von der eigenen KI ließe sich profitieren. Ein KI-Klon könnte uns in digitalen Arbeitsmeetings vertreten oder als persönliche Assistenz die Organisation unseres Alltags übernehmen. Und wir hätten die Möglichkeit dieser Welt etwas von uns zu hinterlassen. Ein perfektes Abbild unserer selbst, das unseren Nachkommen und Liebsten noch lange nach unserem Tod zur Verfügung stehen wird. Doch wo bleibt hier die gute Absicht zum Wohle aller?

Der KI-Klon wäre ein perfektes Abbild unserer selbst, das unseren Nachkommen und Liebsten noch lange nach unserem Tod zur Verfügung stehen wird. Foto: Darlene Alderson.

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Video – „If I had my own AI“

„He cannot wonder about the mysteries of the universe.“ (Deepak Chopra)

Bisher wirken die KI-Klone der AI Foundation wie ein lustiges Gadget. Dabei ist die Entwicklung eines KI-Klons im Stil von Digital Deepak darauf ausgelegt, optisch wie technisch maximal menschlich zu wirken. Werden wir also irgendwann nicht mehr unterscheiden können, ob wir es mit einer realen Person oder einem KI-Klon zu tun haben? Nein, denn auch künstliche Intelligenz hat Grenzen, auch im Bezug auf ihre Fähigkeit die Welt zu verändern. Deepak Chopra selbst merkt an, dass sein KI-Klon weder in der Lage ist, sich zu verlieben noch den Tod zu fürchten. Künstliche Intelligenz kann nicht ohne Menschen und das ist auch gut so. Auf dem Weg zu einer besseren Welt ist Menschlichkeit unverzichtbar. Ressourcen wie Nähe, Empathie, Emotion und Kreativität prägen dabei unseren zwischenmenschlichen Austausch. Noch kann das kein KI-Klon für uns leisten.