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Bild: Chris Liverani

Finanzwissen To Go: Wie Anlegen, wenn die Börse im Keller ist?

An der Börse lief es in den vergangenen Monaten nicht gut. Ein Börsentief könnte jedoch der perfekte Einstiegszeitpunkt sein, meinen Expert:innen. Doch woran erkennt man den richtigen Zeitpunkt, um an der Börse einzusteigen? Und welche Fehler sollten Einsteiger:innen unbedingt vermeiden?

Die Inflation ist hoch, die Börse seit Monaten im Keller. Der Ukraine-Krieg, steigende Energiepreise und die Nachwirkungen der Pandemie sind Auslöser dafür, dass viele Anleger:innen in den letzten Monaten Verluste hinnehmen mussten. Aber das Börsentief, so Expert:innen, kann auch eine Chance sein – besonders für einen Einstieg.

Beim sechsten Insta-Live-Talk von Deutsche Bank und Orange by Handelsblatt haben InvestScience-Gründer Simon Schöbel, Autorin und Fortunalista-Gründerin Margarethe Honisch und Deutsche Bank-Experte Steffen Große Enking diskutiert, wie man turbulente Zeiten für den Börseneinstieg nutzt und welche Fehler man dabei unbedingt vermeiden sollte. Hier haben wir die wichtigsten Tipps für euch zusammengefasst.

Foto: Simon Schöbel

Finanzbildung mit Simon Schöbel von InvestScience

Simon Schöbels Videos sind eine Mischung aus Comedy und Information. Auf seinem Instagram-Kanal bereitet der Finfluencer Finanzwissen wie zum Beispiel das Thema Inflation oder den Aktien- oder Immobilienmarkt spielerisch für seine Follower auf. Doch Schöbel war nicht immer so lässig beim Anlegen, wie es auf Instagram rüberkommt. „Mein größter Fehler beim Geldanlegen war, dass ich anfangs zu viel auf ‘Finanzpornografie’, also auf reißerische Meinungen gehört habe, die viel Rendite versprachen”, sagt Schöbel. „Das hat dazu geführt, dass ich mein Anlageprofil weg von Aktien auf Gold umgeschichtet habe und dadurch viel Rendite verloren habe.” Männer machen übrigens laut Statistik häufiger den Fehler, dass sie sich und ihr Wissen an der Börse überschätzen und durch ihre übertriebene Selbstsicherheit unbedacht handeln. Frauen sind da eher vorsichtig und damit auf lange Sicht auch die erfolgreicheren Anlegerinnen.

Ein klassischer Anfängerfehler, den Schöbel heute nicht wiederholen würde. „Aktien steigen und sinken, aber langfristig geht es nach oben. Deshalb macht es Sinn, den Großteil seines Geldes in Aktien zu investieren”, so Schöbel. Trotz Verlusten blieb Schöbel wegen der hohen Renditeversprechungen an der Börse. „Langfristig kann man mit sieben bis acht Prozent Rendite rechnen, wenn man sein Geld breit streut. Es gibt keine Anlagealternative, die so vielversprechend ist, wie an der Börse sein Geld zu investieren.”

Trotz allem Optimismus – die Weltwirtschaft befindet sich zurzeit im Krisenmodus, gerade die Deutsche Wirtschaft musste seit Anfang des Jahres viel Wachstum einbüßen, was sich auch auf die Börsenkurse niederschlägt. Deshalb rät Schöbel Einsteiger:innen, ihr Geld vor allem langfristig und kontinuierlich zu investieren, anstatt alles auf einmal, zum Beispiel über Wertpapiersparpläne. Dabei sollte man darauf achten, weniger in Einzelaktien zu investieren und das Risiko breit zu streuen, beispielsweise über die Anlage in einen Investmentfonds oder ETF. Laut Schöbel sei jetzt der richtige Moment einzusteigen, weil die Kurse aktuell niedrig sind. „Der größte Fehler ist immer noch, nicht anzulegen!”, sagt Schöbel.

„Das Beste ist die Mischung zwischen KI und Mensch. Und Robin funktioniert bereits ab einer Anlagesumme von 500 Euro”, sagt Steffen Große Enking.

Künstliche Intelligenz bei der Geldanlage mit Steffen Große Enking von der Deutschen Bank

Könnt ihr euch vorstellen, einer KI eure Finanzen zu überlassen? Falls ihr euch noch nie mit digitaler Vermögensverwaltung auseinandergesetzt habt, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Heutzutage muss man sich nicht immer auf das eigene Bauchgefühl verlassen, man kann sich stattdessen auch auf eine KI stützen, findet Steffen Große Enking, Investment-Experte von der Deutschen Bank.

Robo Advisor sind zwar noch nicht so weit verbreitet, werden aber sicherlich in Zukunft immer mehr an Relevanz gewinnen. Ein Robo Advisor ist eine KI, die Anlageentscheidungen anhand von Algorithmen trifft, dein Portfolio strukturiert und es an die aktuelle Marktsituation anpasst. „Robo Advisory startet ähnlich wie eine klassische Vermögensverwaltung”, erklärt Große Enking. „Zunächst stellt man seine Daten bereit und entscheidet, welchen Anlagehorizont man sich wünscht und welche Risikobereitschaft man hat. Dann strukturiert die KI das Portfolio.”

Der Vorteil einer digitalen Vermögensverwaltung ist, dass die KI auf einen riesigen Datensatz zugreifen kann. Somit kann die KI vielleicht nicht unbedingt bessere, aber schnellere Entscheidungen treffen und das Portfolio sehr schnell an die Marktsituation anpassen. „Wir bei der Deutschen Bank haben ebenfalls eine digitale Vermögensverwaltung: Robin. Das coole an Robin ist, dass sich der Robo Advisor nicht ausschließlich auf Algorithmen basiert, sondern auch die taktische Allokation unseres Chef-Anlagestrategen der Deutschen Bank in Form der Marktmeinung miteinfließen lässt. Dadurch ergibt sich ein hybrides Anlagemodell, in das beide Faktoren miteinfließen.” 

Natürlich trifft nicht jede KI bessere Entscheidungen als ein Mensch. Wer jedoch keine Lust und Zeit hat, sich intensiv um die eigene Anlage zu kümmern, aber trotzdem schnell auf das Marktgeschehen reagieren will, für den ist die digitale Vermögensverwaltung eine gute Option. „Das Beste ist die Mischung zwischen KI und Mensch. Und Robin funktioniert bereits ab einer Anlagesumme von 500 Euro”, so Große Enking.

Autorin und Gründerin Margarethe Honisch rät Einsteiger:innen, zunächst einmal damit anzufangen, ein Haushaltsbuch zu führen. So geht man bewusster mit dem eigenen Geld um.

Finanzielle Freiheit mit Margarethe Honisch von Fortunalista

In ihrem neuen Buch So wirst du finanziell frei dekonstruiert die Autorin und Fortunalista-Gründerin Margarethe Honisch den Begriff der finanziellen Freiheit. Sie ist sich sicher: Finanzielle Freiheit bedeutet nicht, nicht zu arbeiten. Im Gegenteil: Bei finanzieller Freiheit geht es darum, langfristig Vermögen aufzubauen, und dafür geht laut Honisch kein Weg an der Börse vorbei.

Honisch selbst investiert seit zehn Jahren an der Börse und empfiehlt allen, die noch unter dreißig sind, unbedingt jetzt damit anzufangen. „Es ist besser, mit wenig Geld anzufangen, als es gar nicht zu tun”, so Honisch. „Man kann es gar nicht oft genug sagen: Anfangen ist das Wichtigste!”

Honischs Erfahrungen haben gezeigt, dass besonders Frauen viel sparen, aber wenig investieren. „Dabei ist es so wichtig, einen guten Bezug zum Thema Geld zu haben. Geld ist leider immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft, weshalb nur wenige Menschen über eine gute Finanzbildung verfügen.”

Honisch rät vor allem Einsteiger:innen, zunächst einmal damit anzufangen, ein Haushaltsbuch zu führen. Das geht mittlerweile auch digital über Apps. So geht man bewusster mit dem eigenen Geld um. Außerdem hilfreich: am Monatsanfang, statt am Monatsende zu sparen.

Beim Anlegen sollte man den Großteil des Investments in risikoärmere Anlagen stecken und diversifiziert investieren, um eine stabile Basis zu legen. Kleine Anteile können dann für risikoreichere Anlagen genutzt werden. Vom Day-Trading, also Aktien morgens zu kaufen und abends wieder zu verkaufen, rät Honisch gänzlich ab: „Die meisten, die das machen, verlieren dabei ihr Geld. Das ist nichts für Einsteiger:innen.”

Für Honisch ist der beste Grund zu investieren die Rentenlücke, denn wer jetzt nicht investiert, dem wird später das Geld zum Leben fehlen. „Wer früh anfängt, muss zudem weniger Geld investieren!”, so Honisch.

Seid ihr bereit, das Börsentief zum Einstieg für euch zu nutzen? Wenn ja, dann solltet ihr folgende Key-Take-aways des sechsten Insta-Live-Talks unbedingt beachten:

  1. Der größte Fehler ist immer noch, nicht anzulegen. Legt also besser in kleinen Beträgen an als gar nicht.
  2. Nicht auf reißerische Meinungen hören. Es gibt nicht den heißen Tipp an der Börse.
  3. Investiert lieber kontinuierlich in Wertpapiersparplänen als in großen Summen auf einmal und legt diversifiziert an, also nicht überwiegend in Einzelaktien, einzelne Anlageklassen oder einzelne Regionen, sondern breit gefächert.
  4. Lasst euch zu einer digitalen Vermögensverwaltung beraten oder testet es für euch mit einem kleineren Startbudget.
  5. Immer lieber am Anfang des Monats das Geld für die Sparpläne beiseitelegen. Ein Haushaltsbuch per App hilft dir, deine eigenen Ausgaben im Blick zu behalten.

Falls ihr noch nicht genug von der Börse habt, und bereit seid, noch mehr über Finanzen zu lernen, empfehlen wir den YouTube-Kanal Fit für Finanzen!