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Collage: Viktoria Spokojna

Frauen können Finanzen! Diese Finanzinfluencerinnen zeigen dir, wie …

Vor 150 Jahren durften Frauen nicht wählen, kein Eigentum besitzen, nicht studieren, kein Bankkonto eröffnen, sich nicht scheiden lassen, wurden schlechter bezahlt als Männer… die Liste ist lang. Bis heute sind Frauen in vielen Berufsbranchen noch stark unterrepräsentiert. Wie zum Beispiel in der Finanzwelt – ein immer noch männlich dominiertes Terrain. Wir vom Qiio-Team möchten euch zum heutigen Weltfrauentag Frauen in der Finanzwelt vorstellen, die sich von Vorurteilen nicht einschüchtern lassen.

Es ist das Jahr 1909. In der sozialistischen Partei Amerikas (SPA) schließen sich einige Frauen zu einem Frauenkomitee zusammen und schlagen einen nationalen Protesttag für das Wahlrecht von Frauen vor. Ein Jahr später nimmt die deutsche Frauenrechtlerin Clara Zetkin diesen Gedanken auf und schlägt vor, auch in Europa einen Frauentag einzuführen und Frauen an Wahlen teilnehmen zu lassen. In Deutschland wird der Frauentag 1911 eingeführt, andere europäische Länder schließen sich an. Bis die UN den 8. März zum Internationalen Frauentag kürt, dauert es aber noch bis zum Jahr 1980.

Gleichberechtigung aufgeschoben auf das nächste Jahrhundert?

Der internationale Frauentag, in Berlin zwar ein Feiertag, ist jedoch nicht nur zum Feiern da. Er soll daran erinnern, dass die Gleichberechtigung der Geschlechter immer noch nicht erreicht ist. Nehmen wir zum Beispiel den Finanzmarkt: Dort haben Frauen im Vergleich zu Männern schlechtere Aufstiegschancen, wie aus einem Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht.

Trotz stetigen Wachstums beträgt der Frauenanteil in den Vorständen großer Banken in Deutschland im Jahr 2021 nur 13 %. Immerhin: 2006 waren es gerade einmal 2,5 %. Das Wachstum im Schneckentempo würde laut DIW bedeuten, dass es bis zur Geschlechterparität ganze 80 Jahre dauern würde. Wer nicht bis zur Jahrhundertwende warten möchte, sollte jetzt unbedingt weiterlesen. Denn es gibt sie, die unabhängigen Frauen in der Finanzwelt. Und sie haben etwas zu sagen. Dies sind ihre Stimmen.

Celine Nadolny von Bookoffinance

Finfluencerin Celine Nadolny bekam bei einem Praktikum vor acht Jahren ihr erstes Buch über Finanzen geschenkt. Bis dahin hatte sie noch nie etwas von finanzieller Freiheit oder Investitionen gehört. Sie begann zu lesen, wurde neugierig und hörte nicht mehr auf. Auf das erste Buch folgten mehr als 600 weitere rund um das Thema Finanzen und Unternehmertum, die sie in den letzten Jahren verschlang und auf ihrem Finanzblog @bookoffinance rezensiert.

Bild: Celine Nadolny

Als Frau in der Finanzbranche musste sich Celine immer wieder Sprüche wie ‘die kleine Blonde hat doch eh keine Ahnung’ anhören. „Ich musste mir den Respekt und die Anerkennung hart erkämpfen und das war ein langer Weg”, sagt Celine. Ein Gefühl, mit dem sich vermutlich viele Frauen in männerdominierten Branchen identifizieren können.

Celines Finanztipp:

„Wenn ich Frauen in Bezug auf Finanzen nur einen einzigen Tipp geben dürfte, dann wäre es: Geld, Aktien, Börse und alles, was damit zusammenhängt sind keine Männersache. Diese Dinge sind auch keine Frauensache, sie gehen uns alle etwas an. Und je schneller wir das losgelöst von allen Stereotypen verstanden haben, desto zügiger kommt vielleicht auch die zweite Einsicht: Wir allein tragen selbst die Verantwortung für unsere Finanzen.”

Hava Misimi von Femance_finanzen

Mit ihrem ersten Gehalt fragte sich die 27-jährige Finanzbloggerin Hava Misimi: „Ich arbeite lange für dieses Geld, was kann dieses Geld wiederum langfristig für mich tun?” 2018 startete sie ihren Finanzblog femance. Mittlerweile ist die ausgebildete Finanz- und Versicherungsberaterin selbst Besitzerin von Fonds, Aktien und Immobilien.

Bild: Hava Misimi

„Ich würde mir von der Gesellschaft wünschen, dass wir aufhören, in Schubladen zu denken und Frauen ‚einreden’, sie könnten dies oder jenes nicht – eben auch beim Thema Finanzen oder Mathe. Das fängt schon in der Sozialisierung von Frau/Mann in Familien und Schulen an. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sich einfach jede*r um seine Finanzen kümmert und sich die Basics für den richtigen Umgang mit Geld aneignet, unabhängig vom Geschlecht.”

Havas Finanztipp: „Traut euch und macht den ersten Schritt. Natürlich ist es wichtig, sich Wissen anzueignen, man sollte aber auch nicht vergessen, zu handeln. Auf dem Weg kann man immer noch adjustieren – Perfektionismus killt manchmal den Aktionismus, den man beim Thema Finanzen braucht.”

Anne Connelly von herMoney

Anne Connelly wundert sich bis heute, warum so wenige Frauen sich für Finanzen interessieren. Deshalb gründete sie mit zwei Freundinnen das Karrierenetzwerk Fondsfrauen und 2017 das unabhängige Finanzportal herMoney, was Frauen dabei helfen soll, Berührungsängste beim Thema Finanzen zu überwinden. 14 Jahre lang war Connelly Deutschland-Chefin des amerikanischen Finanzinformationsunternehmens Morningstar, bis sie mit den Fondsfrauen und herMoney den Schritt in die Selbstständigkeit wagte.

Bild: Anne Connelly

Als ich in meinem ersten Job in der Fondsbranche im Rahmen eines Traineeprogramms die Grundlagen der Börse gelernt habe, war das für mich Eye-Opening. Welche Möglichkeiten die Börsen für den Vermögensaufbau bieten, finde ich sehr spannend”, sagt die Unternehmerin. Anne wünscht sich, dass mehr Frauen in der Finanzbranche arbeiten, damit sich die Branche der weiblichen Perspektive öffnet und Frauen zum Anlegen animiert.

Annes Finanztipp: „Der wichtigste Tipp ist, aufhören zu sparen und anfangen zu investieren. Nur so erreichen Frauen langfristig ihre finanziellen Ziele, indem sie sich am Aktienmarkt mit ETFs oder Fonds engagieren. Das geht schon mit kleinen Beträgen.”

Astrid Zehbe & Daniela Meyer von fresh.and.furious

Das Thema Frauen und Finanzen liegt Astrid und Daniela von @fresh.and.furious besonders am Herzen. 2019 gründeten die beiden Finanzjournalistinnen das Courage Magazin, Deutschlands erstes Finanz- und Karrieremagazin für Frauen. Später folgte der Blog Fresh & Furious, auf dem die beiden neue Formate und Medienprodukte entwickeln. Mittlerweile sind Astrid und Daniela Chefredakteurinnen des Magazins Finanzielle.

Bild: Astrid Zehbe, Daniela Meyer

Sowohl Astrid als auch Daniela begegneten in ihrem Leben Frauen, die nach der Geburt des ersten Kindes ihre beruflichen Ambitionen aufgaben, obwohl sie das eigentlich nicht wollten. „Das fanden wir erschreckend und es war für uns der Auslöser, uns dem Thema Female Finance beruflich zu widmen”, sagen sie. Damit Frauen nicht immer beruflich zurückstecken und die finanziellen Folgen tragen müssen, braucht es mehr Gleichberechtigung, vor allem in der Care-Arbeit, so Astrid und Daniela. „Frauen verdienen weniger, sammeln weniger Rentenpunkte, haben schlechtere Möglichkeiten, selbst Vermögen aufzubauen und rutschen im Alter viel häufiger in Altersarmut. Diese Aspekte sollten noch viel stärker in der Finanzberatung und der Ansprache von Frauen berücksichtigt werden.”

Astrids & Danielas Finanztipp: „Viele Menschen fühlen sich mit dem Thema Finanzen nicht wohl. Damit bist du nicht allein. Meistens liegt das einfach daran, dass das notwendige Wissen fehlt. Sich dieses anzueignen ist aber nicht schwer – und es geht nochmal leichter, wenn du dich mit einer Freundin oder Kollegin zusammentust und das Thema gemeinsam mit ihr angehst. Trau dich auch, dein gewonnenes Wissen anzuwenden: Verschaffe dir einen Überblick über deine Finanzen, bau mögliche Schulden ab, leg einen Notgroschen an und starte dann mit dem Vermögensaufbau!”

Margarethe Honisch von fortunalista

„Frauen sind die besseren Investoren, aber nur, wenn sie auch damit anfangen”, findet Finanzkolumnistin, Autorin und Unternehmerin Margarethe Honisch von @fortunalista. Das ist nicht nur ihre Meinung – mehrere Studien bestätigen, dass Frauen am Finanzmarkt höhere Renditen als Männer erzielen. Trotzdem investieren Frauen immer noch viel seltener als Männer und rutschen dadurch tendenziell viel eher in die Altersarmut. Diese Erkenntnis konnte Margarethe nicht auf sich sitzen lassen – und gründete 2017 das Finanzportal fortunalista, das Frauen dabei hilft, ihre Finanzplanung selbst in die Hand zu nehmen. Von der Gesellschaft würde Margarethe sich in Zukunft wünschen, dass Finanzbildung auch in der Schule thematisiert wird, damit auch Mädchen Lust auf Finanzen bekommen und Finanzbildung nicht nur Frage des Elternhauses bleibt.

Bild: Margarethe Honisch

Margarethes Finanztipp: „Hab’ mehr Selbstvertrauen in deine eigenen Fähigkeiten und traue dir zu, die eigene Finanzplanung selbst in die Hand zu nehmen.”

Lisa Osada von aktiengram

Vor elf Jahren erhielt Lisa Osada, Gründerin des Finanzblogs @aktiengram ihre erste Dividende. „20 Cent pro Aktie ergaben sechs Euro, einfach so, steuerfrei auf mein Konto. Ich war angefixt und begann, mich mit den Themen Aktien und Börse auseinanderzusetzen”, erzählt die gelernte Fachinformatikerin. An die Börse gelang sie eher aus Zufall: Ihre Ausbildung absolvierte sie in einem börsennotierten Unternehmen und bekam so schnell die Möglichkeit, günstig Unternehmensaktien zu erwerben. Das war der Startschuss. Mittlerweile beschäftigt sich die Börsianerin seit über einem Jahrzehnt mit Aktien und dem Finanzmarkt und teilt Tipps auf ihrem Finanzblog und Instagram Kanal @aktiengram.

Von der Gesellschaft würde sie sich vor allem mehr Transparenz, Bildung und Aufklärung am Finanzmarkt wünschen, sodass auch Frauen zum Investieren ermutigt werden. Fehler seien beim Investieren ganz normal, sogar wünschenswert, sagt Lisa: „Jeder Fehler, jede Fehlentscheidung kann helfen, es zukünftig besser zu machen. Ihr müsst euch immer nur mit euch selbst vergleichen und euer Handeln reflektieren!”

Bild: Lisa Osada

Lisas Finanztipp: „Legt die negativen Gedanken ab und seid mutig! Die Verantwortung für die eigenen Finanzen tragt nur ihr selbst – und diese für die eigenen Finanzen in die Hand zu nehmen, ist ein wichtiger Schritt für den eigenen Vermögensaufbau. Man darf sich auf diesem Weg nicht beirren lassen, auch wenn im direkten Umfeld vielleicht wenig Interesse an diesen Themen vorhanden ist.”

Camilla Sohn von caminvesta

Früher gönnte sich Camilla Sohn mit ihrem Geld sofort kleine Luxusmomente. Vom Sparen hielt sie nichts – obwohl ihr Großvater ihr immer wieder erzählte, wie wichtig Investieren für die Altersvorsorge ist. Dann las sie ihr erstes Buch über Finanzen, auf das Erste folgten weitere. „Das hat mir die Augen geöffnet. Je mehr ich mich informierte, desto bewusster konsumierte ich. Ich bin sehr froh, dass ich mich schon früh mit finanzieller Bildung beschäftigt habe und früh anfangen konnte. Denn bekanntlich ist die Zeit am Aktienmarkt der Schlüssel für den Vermögensaufbau”, sagt Camilla, die auf ihrem Instagram Kanal @caminvesta Finanzwissen vermittelt.

Bild: Camilla Sohn

Die studierte Gesundheitsökonomin wünscht sich, dass Frauen im Finanzmarkt mehr Vertrauen geschenkt wird. „Statistisch gesehen, sind Frauen sogar die besseren Anleger, jedoch sind in Deutschland nur ein Drittel der Aktienbesitzer weiblich. Das Geld einfach auf dem Konto liegen zu lassen, ist ein höheres Risiko, als es an der Börse anzulegen. Leider wird das Thema Finanzen in der Schule kaum behandelt, weshalb es umso wichtiger ist, selbst aktiv zu werden.”

Camillas Finanztipp: „Finanzen und Vermögensaufbau sind kein Männerthema und auch nicht so kompliziert wie du denkst! Sobald du anfängst, dich mit dem Thema zu beschäftigen, wirst du schnell merken, dass es gar nicht so schwer ist und sogar Spaß machen kann. Fang‘ einfach an und nimm‘ deine Finanzen selbst in die Hand!”

Dani Parthum von Geldfrau 

Bereits als junge Frau interessierte Dani Parthum, was die Wirtschaftswelt im Innersten zusammenhält. Deshalb studierte sie Ökonomie, mit dem Ziel, Fachjournalistin zu werden. Während des Studiums arbeitete sie bei einem Wirtschaftsprüfer und lernte dort, Bilanzen zu lesen. Nach einer zwanzigjährigen Karriere als Journalistin in verschiedenen Medienhäusern bemerkte Dani, dass ihre Kolleginnen und Freundinnen nur wenig über finanzielle und volkswirtschaftliche Zusammenhänge wussten. Also gründete sie das Portal Geldfrau, auf dem sie Finanzwissen kompakt vermittelt. Auf der Suche nach einem motivierenden Spruch der Mut macht, dachte sich Dani mit ihrer Marketingfachfrau den Slogan Frauen können Finanzen! aus. „So etwas brauchen wir, gerade beim Thema Finanzen,  das so groß, unnahbar und komplex erscheint”, sagt Dani.

Bild: Dani Parthum

„Ich würde mir von der Gesellschaft für Frauen im Finanzmarkt wünschen, dass endlich das Stereotyp begraben wird, Geld sei Männersache. Ist es nicht. Geld und Finanzkompetenz bedeuten Gestaltungsspielraum, Selbstbestimmtheit, Macht und Sicherheit. Das steht allen Menschen zu”, findet Dani. „Frauen sollten denselben Zugang zu Kapital haben, wie Männer. Außerdem wünsche ich mir, dass Frauen sich gegenseitig darin unterstützen, mutig und selbstbewusst mit Geld umzugehen und auch laut zu sagen: Geld ist mir wichtig, Geld steht mir gut, macht Freude und stützt mich im Leben.”

Danis Finanztipp: „Verschiebe das mit dem Geld nicht auf ‘später’, wenn es ‘mal passt’ – es passt nie, solange wir das Thema nicht bewusst als Priorität begreifen. Jede Frau und jeder Mann kann Finanzen lernen. Wir haben das Wissen nicht einfach, wir müsse das lernen. Deshalb lautet auch mein Motto als Geldfrau: Frauen können Finanzen. Das dürfen wir uns ruhig öfter mal selbst sagen.”

Investieren statt warten

Wenn man sich nur einen Tipp unserer Finanzinfluencerinnen mitnimmt, dann sollte es der sein, selbst aktiv zu werden, statt darauf zu warten, dass etwas passiert. Nur so können wir gemeinsam dazu beitragen, dass Frauen seltener in die Altersarmut rutschen, stärker in der Finanzbranche repräsentiert sind und letztlich unabhängig und selbstbestimmt leben.

Wenn ihr noch mehr weibliche Inspiration sucht, schaut euch doch mal die Wünsche dieser Gründerinnen an. Und wenn ihr nicht wisst, wie ihr mit dem Investieren anfangen sollt, beantworten wir hier eure wichtigsten Fragen.