facebook-likehamburgerlupeoverview_iconoverviewplusslider-arrow-downslider-arrow-leftslider-arrow-righttwitter

Bild: Tesla

Twitterübernahme und Humanoider Roboter Optimus – Der neue Größenwahn von Elon Musk

Tesla-CEO Elon Musk möchte (mal wieder) die Welt revolutionieren. Bei der “Cyber Rodeo”- Veranstaltung in Texas Anfang April, die eher der Halbzeitshow des Superbowls als einer Fabrikeröffnung glich, versprach Musk, sein humanoider Roboter Optimus würde eine “Ära des Überflusses” einleiten und die Welt verändern. Aber hat Musk eigentlich jemals die Welt verändert?

“Willkommen, willkommen zum Cyber-Rodeo”, begrüßt Elon Musk das Publikum (oder sollte man sagen, die Fans?) bei der Eröffnung der neuen Tesla Fabrik in Austin unter jubelndem Applaus. “Habt ihr eine gute Zeit?”, fragt er mit dunkler Sonnenbrille und Cowboyhut ins Publikum, während im Hintergrund Dr. Dre’s “Still D.R.E.” läuft. Die Kamera schwenkt in die Gesichter von jubelnden Teenagern, die aufgeregt den Tesla-Chef mit ihren Smartphones filmen.

Kein Wunder, dass er nicht ins Berghain reingekommen ist: Tesla-Chef Elon Musk inszeniert sich beim “Cyber Rodeo” mit einem Cowboyhut und einer dunklen Sonnenbrille als Gangster-Cyber-Cowboy, während im Hintergrund Dr. Dre’s Klassiker “Still D.R.E.” läuft. Bild: Screenshot Cyber Rodeo/Giga Texas

Dann führt Musk das Publikum durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er geht die Automodelle der Geschichte Teslas durch, die auf der Bühne ausgestellt sind. Stolz zeigt er auf einer Karte, wo sich heute die sechs Tesla Fabriken befinden, von denen eine in Berlin ist.

Eine Ära des Überflusses?

“Wir werden unsere Produktion auf einen wirklich massiven Umfang ausweiten. Einen Produktionsumfang, den kein Unternehmen in der Geschichte der Menschheit jemals erreicht hat. Es wird ein ziemlich futuristisches Robo-Taxi geben und natürlich den Tesla-Roboter: Optimus.”

More, Bigger, Better: Elon Musk möchte mit Teslas humanoiden Roboter Optimus eine “Ära des Überflusses” einleiten, mehr, größer und besser produzieren. Tesla ist heute bereits an sechs Standorten präsent, unter anderem in Berlin-Brandenburg. Bild: Screenshot Cyber Rodeo/Giga Texas

Der Tesla-CEO, der erst gerade bekannt machte, Twitter für 44 Millionen Dollar zu kaufen, hat Großes vor: “Optimus wird die Wirtschaft obsolet machen”, sagt Musk mit einer Hand in seiner Hosentasche. “Optimus wird alles tun, was Menschen nicht tun wollen. Er wird eine Ära des Überflusses einläuten. Ich glaube, es ist schwer, sich das vorzustellen, aber es wird wirklich die Welt verändern, sogar in einem größeren Maße als die Autos [die Tesla produziert].” 

Bei solchen Ambitionen drängt sich die Frage auf: Hat Elon Musk jemals die Welt verändert? Zugegeben, das Bezahlsystem Paypal, welches das Unternehmen X.com, das Musk mitbegründete, mit dem Konkurrenzunternehmen Confinitiy entwickelte, veränderte finanzielle Transaktionen in vielen Teilen der Welt. So weit, so gut. 2002 wurde Musk mit SpaceX zum führenden Anbieter von kommerziellen Raumfahrten. Vor zwei Jahren wagte sich Musk dann erneut in die Weiten des Weltraums, um mit Starlink das Internet zu revolutionieren. Vor ein paar hat sich der Tech-Mogul den Kurznachrichtendienst Twitter unter den Nagel zu gerissen und behauptet damit wieder die Redefreiheit zu ermöglichen. Aber ist das etwas, womit man die Welt (zum Guten) verändert wenn Trump wieder tweeten darf was er will? Menschen für eine halbe Million Dollar auf den Mars zu schießen und den Nachthimmel mit Satelliten zu füllen, verändert vermutlich eher Mars als den Planeten Erde – und nicht zum Guten.

ExpertInnen haben ihre Zweifel 

Der humanoide Roboter Optimus soll laut Musk bereits nächstes Jahr in Produktion gehen. Ob das wirklich realistisch ist – ein Roboter, der die Wirtschaft überflüssig macht, verfügbar schon ab dem nächsten Jahr? ExpertInnen sind sich da nicht so sicher. Zum einen bleibt Tesla natürlich nicht von steigenden Preisen und Lieferengpässen für Rohstoffe und Chips verschont, die sich durch die russische Invasion der Ukraine nur noch verschlimmert haben.

Der humanoide Roboter Optimus soll laut Musk bereits nächstes Jahr in Produktion gehen. Doch ExpertInnen haben ihre Zweifel, dass ein Roboter es schafft, schon nächstes Jahr alle menschlichen Aufgaben zu übernehmen. Bild: Screenshot Tesla

Zum anderen hat Tesla bisher immer noch keine selbstfahrenden Autos auf den Markt bringen können, wie einst angedacht. Der KI-Forscher Gary Marcus sagte dem CNBC kürzlich, er wäre bereit, eine Wette abzuschließen, dass kein Roboter dazu in der Lage sei, bis Ende 2023 alle menschlichen Aufgaben zu übernehmen.

“Nach Jahren von Bemühungen ist es Tesla nicht mal annähernd gelungen, ein relativ einfaches Problem (Auto fahren) zu lösen; zu behaupten, dass ein Roboter, der niemals öffentlich gezeigt wurde, alle menschlichen Aufgaben innerhalb der nächsten zwei Jahre lösen könnte, ist absurd”, sagte der Forscher.

Einfach nur gutes Marketing?

Ist Musks Optimus-Teasing also einfach nur gutes Marketing für Teslas neuen Austin-Standort? Bereits 2019 kündigte Musk an, er sei “sehr zuversichtlich”, bis 2020 eine Million autonome Robotaxis auf die Straße schicken zu können und bis 2021 Autos ohne Lenkrad und Gaspedal zu produzieren. Nichts davon ist bisher eingetreten.

Optimus könnte also genauso gut eine weitere Schwärmerei des Unternehmers sein, die erst später oder nie umgesetzt wird. Ob ein humanoider Roboter überhaupt dazu in der Lage wäre, die gesamte Arbeitskraft von echten Menschen obsolet zu machen, ist eine andere Frage. Solange menschliche Arbeitskraft billiger ist, als die Herstellung eines Roboters, ist das wohl eher unwahrscheinlich.