facebook-likehamburgerlupeoverview_iconoverviewplusslider-arrow-downslider-arrow-leftslider-arrow-righttwitter

Chinesische Millennials erobern die Wirtschaftswelt

‘Der Westen’ sieht sich gern an der unangefochtenen Spitze der Globalisierungs-Parade. Doch alle Wirtschaftsprognosen deuten darauf hin, dass bis ins Jahr 2030 die Volksrepublik China dem US-amerikanischen und europäischen Markt den Rang abgelaufen haben wird.

„China ist den Deutschen nicht so ganz geheuer”, so lässt sich die Quintessenz der Studie eines chinesischen Technologie-Herstellers formulieren, die in Zusammenarbeit mit dem Hamburger GIGA-Institut und der Universität Duisburg-Essen entstand. Die Studie fand heraus, dass eine Mehrzahl der Deutschen dem wachsenden Einfluss Chinas als wirtschaftlichen und politischen Global Player mit Misstrauen und Besorgnis gegenübersteht. Ganz anders auf der Gegenseite: 74 % der befragten Chinesen haben ein positives Bild von Deutschland.

„Chinesen lieben Deutschland, wir aber nicht China”, titelte die WirtschaftsWoche nach der Veröffentlichung der Studie 2016. Während hierzulande der chinesischen Massenproduktion misstraut wird, stehen europäische und deutsche Produkte in China für begehrenswerte Qualität und Luxus.

Die Ära der kleinen Kaiser und Kaiserinnen

Die 1-Kind Politik führt zu einem großen Fokus auf den Nachwuchs.

Chinesen geben jährlich 500 Milliarden Yuan (64 Milliarden Euro) für Luxusgüter aus, was fast ein Drittel des globalen Luxus-Marktes ausmacht, so ein neuer Bericht der Consulting-Firma McKinsey. Nach Schätzungen der Schweizer UBS-Bank macht China damit bereits 30 Prozent des weltweiten Umsatzes an Luxuswaren aus; die USA liegen im Vergleich bei 23 Prozent, Europa bei 19 Prozent. Versace, Mercedes, Cartier, Hermès, L’Oréal, BMW, Porsche, die Liste der beliebtesten Luxusmarken in der Mode-, Beauty-, Lifestyle- und Automobil-Branche in China ist vor allem eines: Europäisch.

Die ungewöhnliche Entwicklung der kommunistischen Volksrepublik zur größten Kaufkraft europäischer Luxusmarken ist eng verknüpft mit der einzigartigen Verbrauchergruppe chinesischer Millennials (geboren zwischen 1981 und 1996). Aufgrund der chinesischen Ein-Kind-Politik wuchs eine ganze Generation in Zeiten wirtschaftlichen Reichtums als Einzelkind auf und hatte im Gegensatz zu vielen ihrer Eltern und Großeltern Zugang zu Bildung und modernen Technologien. Diese „Kleinen Kaiser und Kaiserinnen”, wie sie genannt werden, stellen eine – 400 Millionen Menschen starke – Kundengruppe selbstbewusster Digital Natives dar, die auf größere finanzielle Ressourcen zurückgreifen können als vorherige Generationen, und – im Gegensatz zu ihren ‘westlichen’ Pendants – noch weniger davor zurückschrecken, sich persönlichen Luxus zu leisten. Und den am liebsten ‘Made in Europe’.

Eine Studie von KPMG ergab, dass das Einkommen chinesischer Millennials sich im Zeitraum von 2010 bis 2020 verdoppeln soll. 40 % der befragten chinesischen Millennials geben gerne mehr Geld für die höhere Qualität von Luxusgütern aus. 70 % äußerten, dass sie ihren Konsum von Luxus-Produkten und -Dienstleistungen innerhalb des nächsten Jahres noch steigern möchten. Der Markt wächst also.

Wer gibt hier den Ton an?

Die beliebteste Freizeitbeschäftigung: Konsum von Lifestyle-Produkten.

Durch ihre Größe und Kaufkraft werden chinesische Millennials zukünftig Politik, Wirtschaft, Produktentwicklung und kulturelle Trends mitbestimmen. Sollten Deutsche ihnen also nicht eher mit Handkuss als mit Angst und Misstrauen begegnen? Schließlich kaufen Chinesen gerne Deutsche Autos.

Damit einhergehen sollte auch eine zunehmende wirtschaftliche Ausrichtung auf die speziellen Bedürfnisse dieser jungen Verbrauchergruppe. Sie sind ‘Early Adopter’, die neue, individualisierte Produkte und Services und innovative Technologien wie Virtual Reality oder Künstliche Intelligenz schätzen, aber auch einfordern. Mit diesen Ansprüchen mitzuhalten, ist eine Herausforderung.

Wir brauchen mehr als nur Luxus!

Forbes berichtete, dass die chinesische Regierung vorhabe, die Qualität der im Inland produzierten Ware bis ins Jahr 2025 stark zu subventionieren, um die Wahrnehmung Chinas als Billigproduktionsland national wie international aufzuwerten. Wenn Qualität und Luxus jedoch bald ‘Made in China’ sind, wird ‘Made in Europe’ dann obsolet?

Europa – und damit auch Deutschland – wird in Zukunft nicht mehr an erster Stelle stehen. Die Frage ist, wie wir lernen, damit umzugehen. Gerade eine junge Generation muss darauf neue Antworten finden. Keiner kann es sich mehr leisten, sich blind auf die eigene, behagliche Insel zurückzuziehen. Besonders wenn dein bester – 400-Millionen-köpfiger – Kunde nicht auf der Insel wohnt. Das Brexit-Chaos macht derzeit deutlich, welch katastrophale Formen diese wirtschaftliche Kurzsichtigkeit annehmen kann.

Die Ansprüche junger Chinesen können als wichtiger Wegweiser dienen, doch dabei sollten wir nicht von unserer eigenen Bahn abkommen. Wir brauchen eine Rückbesinnung darauf, wer wir sind. Wofür steht Europa und was macht uns in Zukunft zu unverzichtbaren Spielern auf globaler Ebene? – Qualität, Stil und Komfort sind ein Anfang, doch darf eine tief greifende Antwort sich nicht allein auf ausgewählte Luxusgüter für die oberen 10.000 beschränken.

Liegt in China die Zukunft der Welt-Wirtschaft?