Ein untersetzter Mann im Lendenschurz trommelt sich mit den Fäusten auf die haarige Brust, um eine Frau mit zotteligem Haar aus ihrer Höhle zu locken. „Ich Mann, du Frau! Wir Koitus?“ Die Frau guckt sich kurz um. Niemand sonst da. Na gut. Name, Aussehen, Hobbys? Egal. Die Fortpflanzung geht vor.
So oder so ähnlich ist unser Bild des triebgesteuerten Urzeitmannes, der seinen Samen möglichst weit verbreiten und viele Kinder zeugen möchte. Und von der willigen Frau, die sich von Stärke und Gesundheit beeindrucken lässt, denn diese Parameter erhöhen die Chancen auf gesunde Nachkommen. Der Fortbestand der eigenen Gene hat für beide oberste Priorität. Wer beim Fortpflanzungsspiel durch das Fruchtbarkeitsraster fällt, bleibt allein zurück. Selbst in der Bibel teilt etwa Abraham seine Liebe großzügig mit mehreren Damen, um die Nachkommenschaft zu sichern.
Mit Monogamie wird die Liebe exklusiv
Vor rund zehntausend Jahren hat allerdings ein dramatischer Umbruch in der Menschheitsgeschichte stattgefunden. Nach dem Ende der Eiszeit wird die sogenannte Neolithische Revolution von Landwirtschaft, Viehzucht und dem Übergang vom Nomadenleben hin zur Sesshaftigkeit geprägt. Beziehungen werden immer exklusiver und allmählich setzt sich die monogame Lebensweise durch.
„Der Übergang vom Nomadenleben hin zur Sesshaftigkeit und zur Landwirtschaft ist eine der größten Herausforderungen in der Geschichte der Menschheit gewesen.”
Marion Benz, Institut für Vorderasiatische Archäologie der Universität Freiburg
Wie Knochenfunde frühsteinzeitlicher Bauern belegen, werden Partner zunächst hauptsächlich im eigenen Familienkreis gewählt. Dies geschieht vermutlich nicht aus der Not heraus, sondern freiwillig, etwa um die Gruppe zu stärken und Nahrungsressourcen lediglich im engsten Kreis teilen zu müssen.
Mit Landbesitz und Hausbau werden die Nachkommen in der Erbfolge nun wichtiger als jemals zuvor. Mann und Frau arbeiten mit vereinten Kräften daran, dass die Kinder und damit auch ihre eigene Blutlinie möglichst lang überleben.
Frauen und Männer sind aufeinander angewiesen – auch wenn das gemeinsame Glück damals oft von kurzer Dauer ist, denn die Lebenserwartung liegt bei rund 30 Jahren.
Monogamie als Schutz vor Krankheiten
Warum gerade die Monogamie sich als Beziehungskonstrukt durchsetzt, ist bis heute von Forschern umstritten. Studien vermuten, dass sexuell übertragbare Krankheiten einen Einfluss auf diese historische Entwicklung hatten. Syphilis, Gonorrhö oder Chlamydien führten häufig zu Unfruchtbarkeit und wurden so zum Dauerproblem. Das Risiko einer Ansteckung war in Zweierbeziehungen deutlich geringer.
Die Bindung an einen einzigen Partner mag zusätzlich wirtschaftliche Vorteile haben, bedeutet aber auch eine freiwillig gewählte Selbstbeschränkung, die nur allzu oft an der Umsetzung scheitert. Genau das soll die Menschheit zukünftig noch zu spüren bekommen.