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Jede Woche landet eine Kreditkarte an Mikroplastik in unserem Magen

Mikroplastik wird zur gesundheitlichen Gefahr für  Mensch und Ökosystem. Was können wir unternehmen, um den Schaden zu begrenzen?

Lange drang es nur leise aus den Wissenschaftslaboren zu uns durch: Nicht nur der sichtbare Plastikmüll verunreinigt unsere Meere, unsere Erde und unsere Luft, sondern auch das für unsichtbare Mikroplastik. Es gelangt fast unbemerkt durch unser Essen, unser Trinkwasser und sogar durch die Luft in unsere Lunge, unseren Magen und damit auch in unseren Darm. Eine neue, großangelegte Studie des Umweltbundesamts mit Probanden aus der ganzen Welt sorgte mit ihrem Forschungsergebnis für Aufsehen. Bei den Teilnehmern wurde erstmals Mikroplastik im Stuhl festgestellt, und zwar 20 Teilchen pro 10 Gramm Stuhl. Über die gesundheitlichen Folgen und die Auswirkung auf unsere Organe gibt es laut Umweltbundesamt bisweil noch keine Langzeitstudien. Doch ist Mikroplastik einmal in unsere Umwelt vorgedrungen, ist es schwer es dort wieder weg zu bekommen.

Foto: Oregon State University

Als Mikroplastik werden Kunststoffe bezeichnet, die nicht größer als 5mm sind. Dabei wird zwischen zwei unterschiedlichen Arten unterschieden: das primäre und das sekundäre Mikroplastik. Primäres Mikroplastik bezeichnet Plastikgranulat in Kosmetikprodukten wie Peelings oder als Massageperlen in Duschgels, während Sekundäres Mikroplastik beim Zerfall größerer Kunststoffteile durch die natürliche Einwirkung von Sonne, Wind und Wellen entsteht.

Stellt euch vor eure Kreditkarte fein zu zerkauen und runterzuschlucken – wie gesund fühlt sich das an? Aber de facto tun wir genau das. Wir Menschen nehmen wöchentlich unwissentlich 5 mg Mikroplastik zu uns. Auf diese Angabe kamen Forscher der Universität Newcastle, die sich im Auftrag der Umweltstiftung WWF bereits erschienene Studien genauer angeschaut haben. Fünf mg gleicht dem Gewicht unserer Kreditkarte, die wir so im übertragenen Sinne jede Woche verspeisen. Die Industrie behauptet oft, dass das Meiste an Mikroplastik durch die Zersetzung größerer Plastikteile entsteht. Doch tatsächlich tragen Kunststofffasern aus Synthetiktextilien und Reifenabrieb ebenfalls stark zur Umweltbelastung durch Mikroplastik bei. Auch Kleidung aus synthetischen Stoffen wie zum Beispiel Polyester, Elasthan oder Acryl verliert bei jeder Wäsche winzige Fasern, die mit dem Abwasser in unserer Umwelt landen. Und Pflegeprodukte wie Peelings oder Duschgels, tragen mit ihren Kunststoffperlen auch zur Verschmutzung bei.

Foto: Gentlemanrook

Was wir tun können, um die Entstehung von Mikroplastik einzudämmen

Als Problem, das durch Menschenhand erschaffen wurde, können wir es auch ebenso wieder eindämmen. Dafür müssen wir in unserem Alltag umdenken, allein das Plastik aus unserem Alltag zu verbannen ist eine große Herausforderung, jedoch absolut unabdingbar. Was können wir also verändern um in Zukunft Mikroplastik in unserer Umwelt zu reduzieren? Wir sollten also Plastikverpackungen meiden, zu den Tüten im Supermarkt konsequent “nein” sagen und lieber zur Tupperware greifen. Hersteller wie beispielsweise Soulbottles machen es uns einfach auch auf Plastikflaschen in unserem Alltag zu verzichten.

Achtet auch auf Mikro- und Flüssigplastik in eurer Kosmetik, erkennbar an Bestandteilen wie Acrylate Copolymer, Acrylate Crosspolymer, Cyclopentasiloxane (Silikon) und Polyethylen. Greift lieber stattdessen auf plastikfreie Naturkosmetik wie Lavera oder Ecco Verde zurück. Es ist ebenso wichtig möglichst keine Kleidung aus Synthetikfasern zu  kaufen. Stattdessen sind Klamotten aus Wolle, Seide, Bio-Baumwolle, pflanzlicher Viskose, Holzfasern, Leinen oder Hanf angesagt.

Auch bei der aufkommenden Festivalsaison solltet ihr auf das herkömmliche synthetische Glitzer verzichten und auf plastifreien Bio-Glitzer wie das von Projekt Glitter umsteigen – den Unterschied sieht man übrigens überhaupt nicht. Vermeidet es dabei auch Zigaretten in die Umwelt zu schnipsen, denn die geschätzt 4.5 Trillionen jährlichen Filter-Abfälle bringen ebenso Mikroplastik in Umlauf.

Bisher war das Problem noch nicht bekannt genug, dass sich nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch die Gesellschaft und Politik damit beschäftigen, doch das ändert sich zunehmend. Letztlich ist jeder von uns mitverantwortlich. Insbesondere auch dafür, unser Umfeld in ihrem Umgang mit Plastik aufzuklären.