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Collage: Paula Günther (Qiio Magazin), Screenshots

Leiser Luxus: Der “Quiet Luxury”-Modetrend auf dem Prüfstand

Unauffällig, aber nicht unproblematisch: “Quiet Luxury” ist das Gebot der Stunde in Sachen Mode. Doch was steckt hinter dem Trend?

Ob Gwyneth Paltrows Outfit während der Gerichtsverhandlung zu ihrem Ski-Eklat oder die steinreichen Protagonist:innen der HBO-Serie “Succession”, die sich über Burberrys Karo-Markenzeichen amüsieren: Gedeckte Farben, schlichte Optik und der Verzicht auf jegliche Zurschaustellung von Marken und Logos geben modisch gerade den Ton an. Denn der aktuelle Mode-Trend “Quiet Luxury”, zu Deutsch “leiser Luxus”, schwört auf Minimalismus und kehrt Luxusmarken den Rücken zu. 

Auch dieser Trend hat seinen Preis

Wobei letzteres nicht ganz stimmt. Luxus spielt, wie der Name des Trends bereits suggeriert, dann eben doch noch eine Rolle. Denn obwohl “Quiet Luxury”-Outfits uns optisch betrachtet keine Marken oder Logos unter die Nase reiben, sind die “stillen” Kleidungsstücke weder vom Discounter nebenan noch von der Stange. 

Im Gegenteil: Die unauffälligen Shirts, Pullover und Co. sind von allerhöchster Qualität, makelloser Verarbeitung und aus erlesenen Materialien – oder anders gesagt: Es sind Luxusartikel von bekannten High-End-Marken, die das lediglich nicht prominent zur Schau stellen. Und die ihren Preis haben – man denke nur an Mark Zuckerbergs berühmt unauffällige graue T-Shirts für umgerechnet knapp 400 Euro.

Subtiler Statuskonsum für Eingeweihte statt demonstrativer Protz

Längst als Ästhetik des heimlichen Reichtums bezeichnet, ist “Quiet Luxury” auch ein erstes Symptom eines größeren Trends, den Zukunftsforscher:innen bereits vor einigen Jahren prognostiziert haben: “Stealth Wealth” oder das Streben der besser Betuchten und jenen, die es werden wollen, nach subtilem Statuskonsum. 

Die Botschaft dahinter ist so simpel, wie der Trend selbst: Nach außen hin soll für all jene, die sich teure Markenkleidung nicht leisten können, der Anschein von Normalität und Bescheidenheit erweckt werden. Gleichzeitig baut man darauf, dass andere Gutverdienende natürlich auch ohne große Marken, Monogramme und Logos erkennen, was man trägt. Getreu dem Motto: If you know, you know. 

Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – oder?

Was bisher recht zynisch klingt, kann jedoch im Sinne der Nachhaltigkeit anders interpretiert werden. So kann “Quiet Luxury” auch eine Investition in zeitlose Klassiker für den Kleiderschrank sein, statt Fast Fashion-Einwegkleidung zu kaufen oder kurzlebigen Trends hinterher zu shoppen. 

Problematisch wird es jedoch, wenn Nachhaltigkeit mit dem ausschließlichen Konsum  überteuerter Luxusartikel gleichgesetzt wird. Oder wenn suggeriert wird, dass man dadurch Teil einer elitären Fashion-Bewegung sein könnte. 

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Trends und Gegentrends

Es ist auch kein Zufall, dass die Protagonist:innen von Quiet Luxury alle weiß sind. Denn viele in der Öffentlichkeit stehende Afroamerikaner:innen prägen seit Jahren eher den Gegentrend der “Opulence”. Ein Trend, der – wie der Name schon sagt – auf opulente Kleidung und auffällige Accessoires setzt und sich seit den 90er Jahren als subversive Ästhetik in den amerikanischen Black Communities etabliert hat. 

Subversiv, weil er sich als Antwort auf die weiße Vorherrschaft verstehen lässt: Schwarzsein wird zelebriert, die Schwarze urbane Erfahrung “zum ultimativen Schmelztiegel des Coolen”, wie die Medienwissenschaftlerin Roopali Mukherjee erklärt.

Was den “Quiet Luxury” Trend angeht, so muss auch er letztlich hinterfragt, statt nur getragen werden – sei es hinsichtlich des vermeintlichen Nachhaltigkeitsversprechens oder in Bezug auf historische und strukturelle Ebenen, die damit einhergehen. Solange diese kritische Auseinandersetzung nicht stattfindet, kann man nur hoffen, dass der Modetrend so still und leise von der Oberfläche verschwindet, wie er optisch daherkommt.