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Bild: Mikhail Vasilyev

Unsterbliche Haustiere: Wenn Menschen aus Liebe Tiere klonen

Die einen kaufen sich einen neuen Sportwagen, die anderen klonen ihr Haustier. Pet-Klonen ist längst nicht mehr nur etwas für Promis. Petfluencer haben das Klonen salonfähig gemacht, damit sie auch noch nach dem Tod ihres Vierbeiners deren Leben bei Instagram vermarkten können.

So wie auch viele andere prominente Hundebesitzer:innen postet Barbra Streisand regelmäßig Fotos ihrer beiden Hündinnen Scarlett und Violett auf Instagram. Was viele nicht wissen: Die beiden Hündinnen sind die Klone ihrer 2017 verstorbenen Hündin Samantha. Was erstmal wie ein verstörender Einzelfall klingt, ist mittlerweile zur Mode unter Haustierbesitzer:innen geworden. Promis und Petfluencer klonen seit einigen Jahren ihre Vierbeiner, um auch nach deren Tod etwas zu haben, was sie an sie erinnert. Weitere bekannte Promis die ihre Haustiere klonten sind die Modedesignerin Diane von Furstenberg und ihr Ehemann Barry Diller.

“Würdest du deinen Hund klonen?”, frage ich kurzerhand einen Freund, der eine älter werdende Hündin hat und sehr an ihr hängt. “Wow. Das ist eine schwierige Frage”, antwortet er. “Einerseits nein, weil ich den Klon immer mit dem Original vergleichen würde und das komisch wäre. Andererseits, ja, weil ich mir wünschen würde, dass sie noch viel länger lebt, selbst, wenn sie eine andere Persönlichkeit hätte”, fügt er hinzu.

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Influencer klonen ihre Pets 

So wie meinem Freund geht es auch vielen anderen Hundebesitzer:innen, die erst skeptisch sind, aber dann doch schwach werden. Als Petfluencerin Kelly Anderson 2017 unerwartet ihre geliebte Katze Chai verlor, beschloss sie, das Tier zu klonen. Weniger als eine Stunde von Andersons Haus, nicht mal eine halbe Stunde von Austin entfernt, sitzt ViaGen Pets, die einzige Firma in den USA, die Haustiere klont. “Es war nicht der gesündeste Coping-Mechanismus für meine Trauer, aber es erlaubte mir, weiterzumachen”, sagt die Petfluencerin. 

Nach Chais Tod verlor Anderson aber nicht nur ihren vierbeinigen Seelenverwandten, sondern auch 20k Follower. Die Katze zu klonen war wohl eine emotionale Entscheidung, jedoch liegt dahinter auch wirtschaftliches Kalkül – schließlich verdient Anderson als Petfluencerin mit ihren Haustieren Geld. Da wäre es schlicht unpraktisch, wenn das Tier plötzlich einfach nicht mehr da ist.

“Manche Menschen sehen einen hohen Wert darin, ein Auto zu kaufen, ich habe großen Wert darin gesehen, ein Stück meiner Katze weiterhin mit mir zu tragen”, so Anderson. Vier Jahre und viele gescheiterte Versuche brauchte es, bis Chais Klon Belle im August 2021 zur Welt kam. Auf Instagram folgen der geklonten Katze mittlerweile fast 65k. 

Post-mortem Klonen scheint mittlerweile vor allem unter Influencer:innen salonfähig geworden zu sein. Hündin Willow war gerade einmal zwei Jahre alt, als sie von einem Auto angefahren wurde und starb. Willows Besitzerin Courtney Udvar-Hazy hatte zuvor begonnen, Willows Leben bei Instagram zu dokumentieren. Als Willow starb, beschloss Courtney, Willow zu klonen, um ihren Instagram Kanal fortzuführen. Auf Willows Instagram Account, der nach wie vor nach Willow benannt ist, ist nun Willows Klon Phoenix zu sehen. Für die Follower vermutlich auch egal, ob nun das Original oder der Klon besonders niedlich ist, oder?

Warum werden Tiere überhaupt geklont?

Eigentlich ist Klonen nichts anderes als selektives Züchten. Durch Klonen können Landwirte, indem sie die Tiere mit den besten Genen klonen, “besseres” Vieh erzeugen, welches wiederum “besseren” Nachwuchs schenkt und so eine Herde mit höchster Qualität kreieren. In Deutschland ist das Klonen von Tieren nicht prinzipiell verboten, man braucht dafür aber eine behördliche Genehmigung.

1996 war das berühmte Klonschaf Dolly das erste Tier, bei dem das Verfahren funktionierte. Dolly war das einzige überlebende Tier aus 277 Versuchen – eine traurige Bilanz, die das Klonen heute noch sehr umstritten macht. Geklonte Tiere sterben oft früher und werden häufiger mit Entwicklungsanomalien geboren als auf herkömmliche Weise gezüchtete Tiere. 

Bei dem Verfahren wird dem Spendertier eine Körperzelle entnommen, der Kern mit den Erbinformationen herausgelöst und in die leere Eizelle eines zweiten Tieres implantiert. Der dabei im Reagenzglas entstandene Embryo wird anschließend in die Gebärmutter der Leihmutter implantiert.

Heute wird das Verfahren bei Affen, Katzen, Hunden, Pferden, Esel, Kaninchen, Schafen, Schweinen, Kühen, Ratten und Mäusen eingesetzt. Mehr als 1000 Haustiere hat die Firma ViaGen Pets seit 2015 geklont. Günstig ist das Pet-Klonen allerdings nicht: Bei ViaGen zahlt man 35000 $ für eine Katze, 50000$ für einen Hund und 85000$ für ein Pferd.

Werden Tiere in Zukunft auf geklontem Erbgut basieren?

Solange das Klonen teuer ist und eine hohe Fehlerquote hat, wird es keinen wirtschaftlichen Anreiz für geklonte Tiere in der Landwirtschaft geben. Deshalb produziert in Deutschland auch noch niemand Lebensmittel aus geklonten Tieren. Zudem sollte das Klonen von Nutztieren eigentlich seit 2013 in der EU verboten sein, ein 2013 vorgelegter Gesetzentwurf wurde 2015 vom EU-Parlament mit großer Mehrheit angenommen. 

Doch rechtskräftig ist das Gesetz immer noch nicht, das Verfahren liegt auf Eis, da sich EU-Parlament und EU-Ministerrat nicht auf einen Gesetzentwurf einigen können. Bisher darf Gentechnologie in der EU noch nicht für kommerzielle Zwecke eingesetzt werden, aber in den USA und Südamerika werden bereits wertvolle Zuchtbullen geklont, um mehr Sperma vermarkten zu können. Fleisch von Nachkommen geklonter Tiere könnte also auch in Europa auf dem Markt sein.

Ob Pet-Klonen auch irgendwann nach Deutschland kommt, ist fraglich. Moralisch ist das Verfahren unter Expert:innen höchst umstritten, da für einen erfolgreichen Klon immer viele sterben müssen. Solange man in Deutschland eine Sondergenehmigung zum Klonen braucht, wird sich das Verfahren hier also nicht für kommerzielles Pet-Klonen durchsetzen. Wer hier ein geklontes Haustier möchte, muss das in den USA oder China tun. Genügend wohlbetuchte Europäer:innen, die das in Betracht ziehen würden, gibt es sicherlich.