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Banking braucht Gemeinschaft – Interview mit Nadin Chucher

Als engagierte Visionärin entwickelt Nadin Chucher für die Deutsche Bank das Filialgeschäft von morgen. Wir haben mit ihr über die Bank als Ort der Gemeinschaft gesprochen, über die Kunst sich Auszeiten zu nehmen und, was wir für eine finanziell sichere Zukunft bedenken sollten.

Nadin Chucher ist Leiterin des Quartier Zukunft, dem richtungsweisenden Flagship der Deutschen Bank an der Friedrichstraße in Berlin Mitte. Dort wurde unter anderem durch das Q Café, dem Co-Working Space und den Q Club ein Ort der Begegnung für Kunden und Berater geschaffen. Wir haben mit Nadin über ihre Arbeit und Zukunftsvisionen gesprochen. Ihre Prognose: Nur das Unperfekte des Menschen wird in der Zukunft benötigt werden. Berufe, die Perfektion erfordern wie beispielsweise die Chirurgie, können später durch künstliche Intelligenz und Maschinen erheblich ergänzt oder gar ersetzt werden. Eine Krankenschwester hingegen, die Fürsorge und Wärme spendet, wird man auch in Zukunft brauchen.

Während der future.challenge im Quartier Zukunft haben wir uns mit Nadin Chucher über ihre Berufung, ihren Alltag außerhalb der Filiale und ihre Tipps für einen sorgenfreien Blick in die Zukunft unterhalten.

Am Dienstag waren wir bei der tink-Store-Eröffnung und heute findet die future.challenge statt. Gibt es überhaupt eine Standard-Woche im Quartier Zukunft?

Das ist der Standard: Es gibt keinen. Jeden Tag besuchen uns hier Menschen mit unterschiedlichster Expertise und mit unterschiedlichsten Themen. Es gibt keinen Tag mehr ohne ein Event – es wäre komisch ohne.

Das stell ich mir dennoch herausfordernd vor mit einer solchen Unplanbarkeit, den Berufsalltag zu meistern. Wie behältst du bei all dem Input den Überblick und wie findest du deinen Ausgleich zum täglichen Chaos?

Wir haben als Team eine Stärken-Analyse durchgeführt. Ich habe demnach die sehr ausgeprägte Stärke, Dinge zu arrangieren. Das Jonglieren mit verschiedenen Themen macht mir sehr viel Spaß. Außerdem ist meine Familie ein wichtiger Ausgleich und gibt mir Halt. Ich lebe relativ klassisch in einem Mehrgenerationenhaus. Mit meinem Sohn, meiner Mutter und der Ur-Oma – alle beieinander. Das bietet mir ein gutes Fundament und Stabilität. Ansonsten bin ich wahnsinnig gerne in der Natur. Zum Beispiel im Sommer in den Bergen zum Mountainbiken. Du würdest mich nie in einem Wellnesshotel sehen, das macht mir keinen Spaß. Meine Umgebung muss echt riechen und schmutzig sein, damit ich entspannen kann.

Hast Du besondere Erfahrungen mit einem Kunden oder einem Kollegen gemacht, über die Du sagst: Das macht meine Arbeit aus!

Ich hatte am Dienstag diesen Gänsehauteffekt, als ein Kunde sein Dankeschön an die Bank formulierte. Dass sein Berater seit dem ersten Augenblick der Gründung an sein Unternehmen geglaubt und ihm dadurch Kraft gegeben hat. Es macht mich glücklich, dass meine Arbeit meinen Kunden Kraft gibt und sie dadurch zum Beispiel ihr Start-up aufbauen können. Was ich auch schön finde ist, dass wir hier ein Ort sind, an dem jedes Lebensalter willkommen ist und das wir versuchen, barrierefrei zu arbeiten. Du kannst hier mit deinem Rollstuhl und deinen zwei Kindern reinkommen und dich willkommen fühlen. Finanzen sind da nebensächlich, wir sind Teil eines Lebensplans und wollen Wege aufzeigen und Risiken managen.

Viele kümmern sich um eine gesunde Ernährung, treiben Sport und trinken wenig Alkohol. Schlimm wäre es aber, wenn wir alt werden und keine Altersvorsorge haben!

Im Quartier Zukunft gibt es den Urban Garden, den Marktplatz, die Kids Corner und den Q Club. Wie hängen diese Elemente miteinander zusammen?

Das Raumkonzept ist beim Quartier Zukunft erst am Ende entstanden. Wir sind inhaltlich vorgegangen und haben überlegt, was Themengebiete sind, mit denen wir einen Mehrwert schaffen können. Wie können wir unsere Beratung verändern und wie sollten wir unsere Begegnung mit dem Kunden verändern. Den Club haben wir eröffnet, da die Kunden den Wunsch hatten eine Gemeinschaft zu bilden. Sie wollten sich über uns und mit uns das richtige Netzwerk für Business-Themen finden. Auch unser Co-Working-Bereich ist aus dem Thema „Berlin – Die Stadt der Gründer“ entstanden, für Menschen die Lust haben in Gemeinschaft ihr Start-up aufzubauen. Im Quartier Zukunft können sie diesen Start am besten hinlegen. Wir haben uns stets an folgenden Fragen orientiert: Was kann so ein Raum bieten, was ein Kunde braucht und auch nutzt? Wie lauten seine Bedürfnisse? Wir wollten kein Museum und keinen Ort, an dem Leute Angst haben, etwas anzufassen. Wir wollten die Patina, die das Leben ausmacht.

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Das mit der Gemeinschaft verstehe ich als eine Art zentralen Aspekt Eures Konzepts. Wie wird man Mitglied im Q Club?

Eine Mitgliedschaft im Q Club erhält man in den meisten Fällen indem man von einem anderen Mitglied nominiert wird. Wir sagen immer: „Nette Menschen kennen nette Menschen.“ Das heißt, kennst du einen guten Menschen, bist du da auch in einer guten Community unterwegs. So teilen unsere Mitglieder ihr wertvolles Netzwerk mit uns. Es gibt aber auch Menschen, die finden über einen Zufall Zugang zu uns und wollen ihren Beitrag leisten. Man kann sich also auch bewerben. Dabei geht es nicht um Geld, sondern um Inhalte und um die Lust, die den digitalen Wandel mit uns gemeinsam zu gestalten und voranzutreiben. Von der Altersklasse her sind wir ein recht junger Club, darunter sind auch einige tolle Frauen. Wir sind also keinesfalls ein Altherren-Club, so wie man sich das vielleicht häufiger vorstellt.

Sprichst du zu Hause auch über deinen Beruf? Musst du auch da Finanzberatung leisten oder hältst du Beruf und Privates getrennt?

Zu Hause übernehme ich die klassische Rolle, die jeder hat. Ich muss genau wie jeder andere mit meiner Mutter diskutieren warum sie noch Überweisungsscheine nutzt statt Onlinebanking. Meine Familie hat mir aber sehr deutlich gesagt, dass dieser Beruf etwas wäre, was ganz und gar zu mir passt. Ich wollte ursprünglich Juristin werden, daraufhin hat meine Mutter gesagt: „Zum Anwalt gehen die Menschen nur, wenn sie ein Problem haben. Du brauchst was, was das Leben macht!“ Zur Bank geht man, wenn ein Kind geboren wird oder wenn ein Mensch verstirbt und man den Nachlass bearbeiten muss. Man begleitet den Menschen das ganze Leben über.

Was sollten wir alle zum Thema Finanzen noch für die Zukunft lernen? Was glaubst du wird unterschätzt?

Es wird unterschätzt, dass wir alle wirklich alt werden können. Viele kümmern sich um eine gesunde Ernährung, treiben Sport und trinken wenig Alkohol. Schlimm wäre es, wenn wir alt werden aber keine Altersvorsorge haben! Als ich mit dem Rauchen aufgehört habe, habe ich mir über das Thema Gedanken gemacht. Meine Lebenszeit wird sich dadurch um ein Vielfaches verlängern, auch dank der medizinischen Möglichkeiten, die die nächsten Jahre noch bringen werden. Wir unterschätzen, dass wir uns auch um das Thema finanzielle Sicherheit im Alter kümmern sollten.

Viele, die sich ein gutes Unternehmen und Vermögen aufgebaut haben, unterschätzen glaube ich auch die Aufgabe, dies ihrem Privatleben anzupassen. Es heiratet jetzt nicht mehr jeder Anfang zwanzig, bekommt Kinder und wird mit genau diesem Partner später in Rente gehen. Dazwischen hat man oft Patchwork-Situationen, die für alle Beteiligten auf der privaten Seite gut funktionieren, aber finanzielle Unwägbarkeiten mitbringen. Niemand spricht darüber, das ist unangenehm. Dafür gibt es allerdings hervorragende Vertragsmöglichkeiten und Lösungen. Ich sage: Kläre das, organisiere dich und mach‘ weiter.

Da seid ihr in Berlin für Patchwork-Konzepte auch eine notwendige Beratungsstelle, oder?

Patchwork oder auch internationale Lebensplanung. Oder auch zum Beispiel Menschen, die sagen, Kinder gehören gar nicht zu ihrem Leben, verfügen jedoch über ein großes Vermögen und können dies vermachen. Das sind natürlich First World Problems, aber das kann einen schon beschäftigen.

Zum Abschluss habe ich noch ein Gedankenexperiment für dich: Stell dir vor du machst eine Reise. Nicht in den Skiurlaub, sondern in eine andere Zeit – wo würdest du gerne hinfahren?

Ausschließlich in die Zukunft. Ich weiß nicht, ob ich mich trauen würde 100 Jahre nach vorne zu springen. Ich hätte Angst herauszufinden, ob meine Welt dann noch so aussieht wie ich sie kenne. Gibt es dann noch Gletscher, auf denen ich Ski fahren kann? Aber ein 10-Jahres-Sprung, das wäre schon spannend! Was ich mir wünschen würde, ist das auch alle mehr dafür tun, dass wir uns trauen können in eine fernere Zukunft zu schauen und dieser auch mit Freude entgegentreten.

Danke für das Gespräch. 

Mehr zum innovativen Konzept vom Quartier Zukunft erfährt man auf der Homepage.