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Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

Im Gespräch mit den Expert:innen Suzana Schäfer und Alf Meyer zur Heyde wurde das Zusammenspiel von finanzieller Bildung und sozialer Gerechtigkeit analysiert. Wie steht es um das Finanzwissen in Deutschland?

Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

Wer in der fernen Zukunft sein Finanzwissen unter Beweis stellen kann, hat die Chance auf das große Geld. Nur das Ego hat hierbei nichts zu suchen.

Kompendium

Soziale Gerechtigkeit – in unserer Gesellschaft kein Ausgangspunkt, sondern ein Ziel. Die Herausforderung liegt deshalb schon immer darin, den positiven Wandel stets aufrechtzuerhalten. Denn nur, wo Dynamik und Fortschritt herrschen, können Chancen für alle gedeihen, die das Potential haben, Lebensrealitäten zu optimieren.

Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

Das europäische, besonders britische Eingreifen in die Geschichte Indiens hat das Land langfristig erschüttert und den Weg hin zu einer sozial-gerechten Gesellschaft erschwert. Doch im Leid entwickelte sich auch der Wille, für die eigene Gerechtigkeit zu kämpfen.

Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

Starke Mittelschicht, starker Aufstieg. Zwischen 2003 und 2009 befindet sich Brasilien in einer Blütezeit. Doch gerade dort wirft der Erfolg auch die Frage auf, wie nachhaltig das Wachstum eigentlich ist.

Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

Die Debatte um soziale Gerechtigkeit ist entfacht. Was kann man dafür tun? Wie stark oder schwach ist sie in Deutschland? Zahlen und Definitionen unterscheiden sich vielleicht, doch klar ist: Sie hat es in unserer Gesellschaft nicht leicht, muss stets (neu) erkämpft werden.

Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

Indien: Kolonialismus, Kasten und der Kampf um Unabhängigkeit

Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

Indien: Kolonialismus, Kasten und der Kampf um Unabhängigkeit

Portrait eines britischen Kolonialherren. Quelle: Wikicommons

Das europäische, besonders britische Eingreifen in die Geschichte Indiens hat das Land langfristig erschüttert und den Weg hin zu einer sozial-gerechten Gesellschaft erschwert. Doch im Leid entwickelte sich auch der Wille, für die eigene Gerechtigkeit zu kämpfen.

Es ist schon erschreckend, wie einfach es ist, in unserer Geschichte Beispiele für soziale Ungerechtigkeit zu finden: Sklaverei, Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, extreme Armut – wo soll man da überhaupt anfangen? Leider kann man diesen Zustand auch nicht außer Acht lassen, wenn man über soziale Gerechtigkeit sprechen möchte. Die wurde nämlich im Laufe unserer Zeit oftmals bereits im Keim erstickt. Der Versuch, sie zu erreichen, bedeutet daher auch einen Befreiungsschlag. Doch die Wunden heilen nur schwer…

Indien des 19. Jahrhunderts: Ein dunkles Kapitel, das einen langen und fürchterlichen Leidensweg markiert. “The Last Effort and Fall of Tippoo Sultaun”, Henry Singleton, ca. 1800/Creative Commons.

Wir reisen ins Indien des 19. Jahrhunderts. Ein dunkles Kapitel, das einen langen und fürchterlichen Leidensweg markiert. Anders kann man die Zeit, in der der südasiatische Subkontinent durch die britische Handelskolonie erobert, beherrscht und maßgeblich geprägt wurde, wohl nicht beschreiben. Denn während England zum Global Player aufsteigen konnte, wurde die indische Bevölkerung unterdrückt, ausgebeutet und noch weiter in das bereits zuvor bestehende Kastensystem gedrängt.

Die Unterdrückung durch Kasten

Zu Beginn der Übernahme durch die BritInnen existierten fast 2000 Kasten, darunter vier Hauptkasten, die eine Rangordnung wie eine Pyramide haben: Oben in der Hierarchie sind die Brahmanen (Priester, Gelehrte), darunter die Kshatriya (höhere Beamte, Krieger, Fürsten), dann folgen die Vaishya (Händler, Bauern, Kaufleute) und ganz unten die Shudra (Knechte, Dienstleister). Dann gibt es noch die Dalits, die aus dem System herausfallen, „Kastenlose“ genannt werden und als „unrein“ gelten. Angehörige der niederen Kasten waren schon damals in der Gesellschaft benachteiligt und lebten in Armut – über Generationen. Denn hierbei handelte es sich um kein Ausstiegsmodell, das Schicksal war quasi mit der Geburt besiegelt.

Zu Beginn der Übernahme durch die BritInnen existierten fast 2000 Kasten, darunter vier Hauptkasten, die eine Rangordnung wie eine Pyramide haben: Oben in der Hierarchie sind die Brahmanen (Priester, Gelehrte), darunter die Kshatriya (höhere Beamte, Krieger, Fürsten), Vaishya (Händler, Bauern, Kaufleute) und ganz unten Shudra (Knechte, Dienstleister). Dann gibt es noch die Dalits, die aus dem System herausfallen, „Kastenlose“ genannt werden und als „unrein“ gelten. Bild: Creative Commons

Eingriffe in gesellschaftliche Strukturen durch den Kolonialismus erschwerten Indiens späteren Kampf um soziale Gerechtigkeit. Das Kastensystem diente den Kolonialherren zum Beispiel als hilfreiches Mittel, um die indische Bevölkerung zu kontrollieren. Aus strategischen Gründen kollaborierte man mit indischen Eliten, um andere Gruppen zu marginalisieren. Durch die Unterwerfung konnte dieses Bewusstsein so tief in die Gesellschaft durchdringen und seine Wurzeln schlagen, sodass es Teil von Indiens Identität wurde. Was verheerend ist, weil sich dadurch die soziale, politische und wirtschaftliche Spaltung verschärft hat.

Die militärische Dominanz der britischen Krone ermöglichte es, Maßnahmen durchzusetzen, die in die Lebensrealitäten der Einheimischen eingreifen konnten und ihnen damit die Eigenständigkeit nahmen. Dazu zählen die Festlegung von Gesetzgebungen, die Umstrukturierung der Landwirtschaft sowie des Steuersystems und die rechtliche Regulierung. Die koloniale Herrschaft konnte zu einem immer größeren Verwaltungsapparat avancieren, was auch einen immensen Eingriff in das Mindset der InderInnen bedeutete. Damit waren sie nämlich keine selbstbestimmten AkteurInnen mehr. Die europäischen Machthaber versuchten, tief in die Psyche einzugreifen und ihre abwertenden Narrative auf die Kolonialisierten zu übertragen, sprachen ihnen Minderwertigkeit, Unwissenheit und politische Unfähigkeit zu. Man stellte die Bevölkerung so dar, als wäre sie reformbedürftig gewesen, als hätte sie das Einschreiten von außen nötig gehabt.

Das Kastensystem existierte in Indien bereits vor der britischen Kolonialisierung, jedoch diente es den Kolonialherren als hilfreiches Mittel, um die indische Bevölkerung zu kontrollieren und InderInnen koloniale Identitäten aufzuzwingen. Dieses stereografische Bild zeigt drei hinduistische Kinder, die einer höheren Kaste angehören. Bild: United States Library of Congress/Creative Commons.

Große Hoffnung von der vermeintlich „großen Seele“?

Diese Denkmuster pflanzten sich tief in die Selbstwahrnehmung der indischen Bevölkerung. Denkmuster, die langfristige Nachwirkungen mit sich zogen und heute noch ziehen. Doch den Wunsch nach einem selbstbestimmten und gerechten Leben konnten diese trotzdem nicht erschüttern. Wir schreiben das Jahr 1947: Ein historisches Jahr, in dem die britische Kolonialherrschaft in Indien ihr Ende nahm, in dem Indiens Unabhängigkeit erklärt wurde. In den Jahren zuvor gelang es Mohandas Karamchand Gandhi, bekannt als Mahatma (Deutsch: Große Seele) Gandhi, die breiten Bevölkerungsschichten zu mobilisieren und eine Revolution in Gang zu setzen. Diese basierte auf einem Grundsatz, an dem nichts zu rütteln war: Widerstand ohne Gewalt.

Von nun an hallte Gandhis Message, den BritInnen nicht mehr zu gehorchen, durch das Land. Wer hätte sich ausmalen können, dass diese später wirklich die Realität widerspiegeln würde? Aber das Ganze brauchte seine Zeit. 1930, vierzehn Jahre vor der Unabhängigkeitserklärung, initiierte der Pazifist zum Beispiel den Salzmarsch, eine etwa 400 Kilometer und über drei Wochen lange Reise zum Meer. Hintergrund war Englands Monopolmacht rund um Salz und deren teure Salzsteuer. Dabei war Salz für InderInnen von größter wirtschaftlicher Bedeutung, ebenso von körperlicher. Das heiße Klima bedeutete nämlich einen hohen Salzbedarf. Als Widerstand brachte Gandhi seine AnhängerInnen deswegen ans Meer, wo sie lernten, ihr eigenes Salz zu gewinnen. Manche verkauften es dann steuerfrei weiter. Für die InderInnen war es ein wichtiger Schritt, der sie der sozialen Gerechtigkeit näher brachte – doch sie zahlten auch einen hohen Preis. Daraufhin wurden rund 50.000 InderInnen verhaftet, Tausende wurden von SoldatInnen brutal zusammengeschlagen.

1930, vierzehn Jahre vor der Unabhängigkeitserklärung, initiierte Gandhi den Salzmarsch, eine etwa 400 Kilometer und über drei Wochen lange Reise zum Meer. Bild: Autor unbekannt/Creative Commons.

Sogar auf einen friedvollen Protest antwortete die Kolonialmacht mit Brutalität und Gewalt. Dieses Beispiel ist ein tragisches, denn es zeigt noch einmal, was die indische Bevölkerung auf sich nehmen musste, um für sich einzustehen. Es zeigt aber auch, wie aus tiefem Leid heraus neue Chancen entstehen und Veränderungen bewirkt werden können. Aus dem Salzmarsch resultierte nämlich eine ganze Volksbewegung. Doch es war ein steiniger Weg, der viele Rückschläge bedeutete. Auch für Gandhi, der mehrmals verhaftet wurde und ins Gefängnis musste. Aufgrund seines Engagements wurde er zum Nationalhelden, doch das Bild bröckelt. Und das ist auch richtig so. Heute rücken die Misogynie und die rassistischen Ansichten des Freiheitskämpfers zunehmend in den Fokus. All seine guten Taten können nämlich nicht rechtfertigen, dass er zum Beispiel die Schuld an Vergewaltigungen bei Frauen sah und sich für die Überlegenheit der „weißen Rasse“ aussprach.

Der steinige Weg nach der Unabhängigkeit

Ob Gandhi wirklich eine derart große Rolle im Kampf um Indiens Unabhängigkeit gespielt hat, wie es überwiegend dargestellt wird, ist heute umstritten. So oder so gab England im August 1947 seine Machtübergabe bekannt. Von nun an nur noch bergauf? Nach einem derartigen Eingreifen in die Geschichte ist es für eine Gesellschaft unheimlich schwer, sich zu erholen. Ein neues Kapitel aufzuschlagen, lässt das, was bereits geschrieben ist, ja nicht einfach verschwinden. Koloniale Konstrukte prägen den indischen Alltag bis heute, während die Kluft zwischen den Privilegierten und „dem Rest“ immer größer wird.

Das Kastenwesen bleibt bis dato bestehen. Auch wenn Benachteiligungen durch dieses System verboten sind, sind Kasten immer noch Ausdruck der sozialen Stellung und prägen den Alltag vieler InderInnen. Amnesty International verdeutlicht in einem Bericht, dass Übergriffe und Gewalt gegen Dalits sowie Adivasi, also „Kastenlose“ und UreinwohnerInnen unvermindert anhalten. Die Dalits, denen etwa 240 Millionen Menschen angehören, leben oft in Armut und werden vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Indien hat sich zum Land der Gegensätze entwickelt: Während die Zahl der MillionärInnen sowie die der wohlhabenden Mittel- und Oberschicht wächst, sind fast 15 Prozent der Bevölkerung unterernährt, zwei Drittel leben in Armut, 68,8 Prozent müssen mit weniger als zwei US-Dollar durch den Tag kommen. Und die Frage bleibt: Wie kann man soziale Gerechtigkeit langfristig erreichen, wenn sie bereits im Keim erstickt wurde?

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Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

Brasilien in den 2000er – Vorbild für den sozialen Wandel?

Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

Brasilien in den 2000er – Vorbild für den sozialen Wandel?

Bild: Tomaz Silva/Agência Brasil/Creative Commons

Starke Mittelschicht, starker Aufstieg. Zwischen 2003 und 2009 befindet sich Brasilien in einer Blütezeit. Doch gerade dort wirft der Erfolg auch die Frage auf, wie nachhaltig das Wachstum eigentlich ist.

Wenn sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet, wird die Mittelschicht zum Bindeglied. Natürlich ist das Ganze etwas komplexer, aber zugespitzt kann man sagen: Hat ein Land eine starke Mitte, wird ihm in der Regel auch ein hohes Maß an sozialer Gerechtigkeit und Mobilität zugeschrieben. Wie diese wieder an Glanz gewinnen kann, haben wir in den frühen 2000ern in Lateinamerika betrachten dürfen. Aber ist die Vorlage für den Aufstieg auch Inspiration für einen nachhaltigen Wandel?

Da kommt man schon ins Staunen. Wie die Weltbank berichtet, hat Lateinamerika in den Jahren 2003 bis 2009 eine absolute Punktlandung hingelegt. Innerhalb von gerade mal sieben Jahren konnte dort die Mittelschicht, wenn man sie nicht besonders streng definiert, um satte 50 Prozent zunehmen. Man durfte sich außerdem über ein historisches Tief freuen, das durchaus als Hoch verstanden werden kann: Der Anteil der in Armut lebenden Bevölkerung sank von 44 auf 30 Prozent.

In keiner brasilianischen Stadt geht die Schere zwischen Arm und Reich so weit ausienander wie in Recife. Bild: Wilfredor/Creative Commons

Verantwortlich für den Boom der Mittelschicht vermuten ExpertInnen eine Kombination aus Wirtschaftswachstum, steigendem Bildungsniveau, Rückgang der Einkommensungleichheit und strukturelle Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt. Doch die Unsicherheit ist auf dem Kontinent trotzdem geblieben, genau wie die Armut.

Brasilien wird zum ökonomischen Big Player

Das Beispiel Brasilien zeigt, dass es in Hinblick auf soziale Gerechtigkeit einen stetigen Prozess und strukturelle Änderungen braucht. Heutzutage gilt der portugiesischsprachige Staat als eine der größten Volkswirtschaften der Welt. Bereits in den frühen 2000ern konnte sich das Land am Amazonas-Becken neben Mexiko einen Namen als einer der ökonomischen Big Player Lateinamerikas machen. Ein Durchbruch, denn die Jahrzehnte zuvor waren von Stagnation und Schuldenkrisen gezeichnet. Sogar die globale Wirtschaftskrise schien nach einem Ressourcenboom einfach an Brasilien vorbeizuziehen und an der neu gewonnenen Power nicht zu rütteln.

Das Wirtschaftswachstum und die positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt machten sich in der Gesellschaft bemerkbar: Speziell in Brasilien konnte die Mittelschicht zwischen 2003 und 2009 einen Zuwachs von 40 Prozent verzeichnen. Eine Berechnung auf Basis brasilianischer Haushaltsdaten sieht konkret eine verbesserte Entlohnung auf dem Arbeitsmarkt, veränderte Charakteristika der Bevölkerung, die Sozialleistung der Bolsa Família, die Ausweitung der Renten- sowie Pensionszahlungen und den Anstieg anderer Einkommensquellen als Ursachen für den sozioökonomischen Wandel. Außerdem soll es unter der Präsidentschaft von Lula da Silva (2003 – 2011) laut dem DGB Bildungswerk nach über einer Dekade totaler Abstinenz erstmals überhaupt wieder planerische Vorgaben für die Entwicklung der Wirtschaft gegeben haben.

Mit sozialen Maßnahmen wie “Bolsa Família” und “Zero Fome” holte die Regierung von Ex-Präsident Lula Millionen BrasilianerInnen aus der Armut. Bild: Ricardo Stuckert/PR/Creative Commons

Bolsa Família, die helfende Hand des Staates

Wenn wir von sozialer Gerechtigkeit in Brasilien sprechen, ist Bolsa Família ein wichtiges Stichwort. Hierbei handelt es sich um ein nationales Sozialhilfeprogramm, das einkommensschwachen Haushalten unter die Arme greift, somit maßgeblich an der damaligen Armutsreduktion und an der Verbesserung von Lebensbedingungen beteiligt war. 2007 sollen 11,04 Millionen Familien bzw. 45 Millionen Personen die staatliche Hilfe bekommen haben, was etwa einem Viertel der Bevölkerung entspricht. Der Deal der Sozialreform war und ist strikt und zielt auf die Förderung menschlicher sowie gesellschaftlicher Entwicklung ab: Finanzielle Unterstützung gibt es nämlich nur, wenn diejenigen, die die Leistung in Anspruch nehmen wollen, ihre Kinder in die Schule schicken. Somit pusht das Programm auch die Bildung der jungen Bevölkerung aus armen Familien, um ihnen später bessere Chancen zu gewährleisten. Aber kann ein sichergestellter Schulbesuch wirklich in Bildungsgerechtigkeit resultieren?

Statistiken belegen, dass es rund um Brasiliens Ungleichheit durchaus Verbesserungen gegeben hat. Gesellschaftspolitische Erfolge wie die Erhöhung von Mindestlöhnen und Millionen neuer Arbeitsplätze machten Mut. Trotzdem werden die Stimmen um Armut in einem von strukturellen Herausforderungen geprägten Brasilien immer lauter. Wo einst noch das Wachstum der Mittelschicht gelobt wurde, geht die Schere zwischen Arm und Reich laut Caritas International so weit auseinander wie in kaum einem anderen Land. In Regionen, die es besonders schlecht getroffen hat, nehmen Gewalt sowie soziale Probleme zu. Es fehlt teilweise sogar an Strom und Wasserzugang. Für Kinder, die dort aufwachsen, ist der Einstieg in die Arbeitswelt, wie es die Organisation berichtet, nahezu unmöglich.

Brasiliens Gini-Koeffizient, der die Ungleich­heit in der Ein­kommens­entwick­lung misst, ist einer der höchsten der Welt. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat die Zahl der Armen weiter zugenommen. Deutlich verschlechtert hat sich der Zugang der Bevölkerung zu aus­reichender Ernäh­rung: Laut einer Studie vom März 2021 ist für über 116 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte der Bevölkerung – die Ernäh­rungs­sicher­heit nicht gewähr­leistet. Bild: Screenshot Worldbank

Der soziale Wandel hat Brasilien nicht vor einer Rezession bewahrt. Hohe Kriminalitätsraten, eine ineffiziente öffentliche Verwaltung, politische Unsicherheiten und systemische Korruption, auch in der Politik, haben den Zustand verschlechtert. Besonders der Caso Lava Jato, also die Autowasch-Affäre, hat einen enormen wirtschaftlichen Schaden verursacht. Hierbei handelt es sich um einen riesigen Korruptionsskandal, bei dem ein halbstaatlicher Ölkonzern, mehrere Bauunternehmen, Politiker:innen und Parteien involviert waren. Staatsunternehmen sollen hierbei um mehrere Milliarden bestohlen worden sein. 2014 begannen die Ermittlungen. Angeblich habe allein die Operation Brasilien 65 Milliarden Dollar und viele Arbeitsplätze gekostet. Der Kampf um Gerechtigkeit in der Gesellschaft konnte gar nicht anders, als neu entfachen. Denn auf einstigen Errungenschaften kann man sich nicht ausruhen.

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Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

Soziale Gerechtigkeit in Deutschland – subjektiv, fragil und ausbaufähig

Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

Soziale Gerechtigkeit in Deutschland – subjektiv, fragil und ausbaufähig

Bild: Rasande Tyskar/Creative Commons

Die Debatte um soziale Gerechtigkeit ist entfacht. Was kann man dafür tun? Wie stark oder schwach ist sie in Deutschland? Zahlen und Definitionen unterscheiden sich vielleicht, doch klar ist: Sie hat es in unserer Gesellschaft nicht leicht, muss stets (neu) erkämpft werden.

„Ich habe den besten Ratschlag für Frauen in der Geschäftswelt: Kriegt euren A**** hoch und arbeitet. Es scheint, als würde heutzutage niemand arbeiten wollen.” Danke, Kim Kardashian, für diese Einschätzung. Zwar hat sie später erklärt, dass ihr Statement aus dem Kontext gerissen wurde und anders gemeint war, einen wunden Punkt getroffen hat es trotzdem. Mal abgesehen von der vermeintlichen Unterstellung, dass wir alle faul seien, hebt das Zitat deutlich hervor, welcher Irrtum sich im Mindset vieler Menschen eingenistet hat. Würde man nach den Worten des milliardenschweren Reality-Stars gehen, hätten wir alle die gleiche Ausgangslage. Das wäre fair, das wäre gerecht. Wir alle könnten uns den Traum „vom Tellerwäscher zum Milliardär” problemlos und ohne Hilfe erfüllen. Würden wir nur wollen. Und endlich den A**** hochkriegen…

Hallo 2022 und willkommen zurück in der Realität! Klar gibt es heute unzählige Möglichkeiten, um das eigene Potenzial zu entfalten und beruflich voranzukommen. Aber genau so, wie wir die Chancen sehen sollten, müssen wir auch die Faktoren beachten, die manchen Menschen den Zugang verwehren oder erschweren. Während ich das schreibe, habe ich gefühlt hundert Tabs offen, die zu Beiträgen rund um soziale Gerechtigkeit führen. Dabei geht es bei den meisten eher um eines: Soziale Ungerechtigkeit. Und da sind wir wieder beim Thema, beim Status quo.

Die Schere zwischen Arm und Reich beschäftigt Deutschland

Einmal zusammengefasst im Schnelldurchlauf: Auch in Deutschland beschäftigen sich einige Studien mit der Kluft, die sich zwischen Arm und Reich vergrößert. Die Hans-Böckler-Stiftung berichtete 2021 zum Beispiel, dass das Einkommen heute viel ungleicher verteilt ist, als noch vor zwei bis drei Jahrzehnten. Ähnlich ist es mit dem Vermögen. Ein Beispiel aus dem WSI-Verteilungsbericht 2017: Gut betuchte Haushalte können mit ihren Rücklagen mindestens zwei Jahrzehnte durchkommen. Rund ein Drittel der Haushalte in Deutschland tut sich allerdings viel schwerer. Ihre Ersparnisse würden vielleicht für einige Wochen oder höchstens wenige Monate reichen. Und das führt zu einem belastenden Dominoeffekt: Weniger finanzielle Mittel zur Verfügung zu haben, bedeutet, weniger frei in seinen Entscheidungen sein, weniger Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und in manchen Fällen auch sozialen Rückzug.

Auf Dauer können Existenzängste sogar krank machen. Amerikanische WissenschaftlerInnen haben zum Beispiel herausgefunden, dass Geldprobleme das Gehirn sehr stark beanspruchen. So sehr, dass sich Betroffene nur noch schwer auf andere mentale Aufgaben konzentrieren können und dazu neigen, Fehler zu machen. Was dazu führt, dass es viel herausfordernder ist, aus dem finanziellen Engpass oder der schlechten Lage überhaupt wieder herauszukommen.

Und da sind wir im Dilemma, denn die soziale Mobilität ist aktuell relativ gering. Eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ergab, dass sich der soziale Aufstieg in Deutschland als schwieriger erweist als in vielen anderen Industrieländern. Bei den unteren Einkommensklassen liegt er hierzulande bei sechs Generationen.

Das heißt, in der Regel bleibt arm eher arm. Was wiederum zeigt, wie schnell Ungleichheit zur Ungerechtigkeit führen kann. Das Ganze wirkt sich besonders auf die Jüngsten aus, die in finanziell unsicheren Haushalten von klein auf Startschwierigkeiten haben, sozusagen unverschuldet in einer schlechteren Position verharren. Der soziale Status von Kindern steht unmittelbar in Verbindung mit der Situation der Eltern. So nimmt der Teufelskreis seinen Lauf und Armut verfestigt sich immer mehr, während auf der anderen Seite Reichtum bestehen bleibt, also nicht nur in die Wiege gelegt, sondern dauerhafter wird.

Eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ergab, dass sich der soziale Aufstieg in Deutschland als schwieriger erweist als in vielen anderen Industrieländern. Bei den unteren Einkommensklassen liegt er hierzulande bei sechs Generationen. Das heißt, in der Regel bleibt arm eher arm. Bild: Naomi August

Mit der Pandemie ist die soziale Gerechtigkeit in Gefahr

Mit der Pandemie erreichte die Armut in Deutschland einen neuen Höchststand. Nach einem Bericht des Paritätischen Gesamtverbands lebten hierzulande im Jahre 2020 etwa 13,4 Millionen Menschen in Armut. Gleichzeitig besitzen laut der Hans Böckler Stiftung die wohlhabendsten zehn Prozent der deutschen Haushalte zusammen schon 60 Prozent des Gesamtvermögens (Netto). Die unteren 20 Prozent besitzen gar keins. Das muss man erst einmal sacken lassen. Bereits seit 2006 sei im Hinblick auf Armut ein Trend nach oben zu beobachten. Da brauchte es schnell und dringend politische Instrumente. Im Nachhinein lässt sich feststellen, dass die Kurzarbeit in der Pandemie eine erfolgreiche Maßnahme war.

Zwar konnten Einkommenseinbußen dadurch nicht verhindert, aber trotzdem viele Menschen gerade noch so vor der Armut gerettet werden. Nicht zu vergessen das Konjunkturpaket in Höhe von 130 Milliarden Euro, das unter anderem die temporäre Absenkung der Mehrwertsteuer und Überbrückungshilfen für kleine Firmen umfasste. Nach der Corona-Krise sollte das Programm die Wirtschaft wieder ankurbeln. Die Bilanz der Bundesregierung nach einem Jahr: „Konjunkturmotor läuft wieder”.

Mit der Pandemie erreichte die Armut in Deutschland einen neuen Höchststand. Nach einem Bericht des Paritätischen Gesamtverbands lebten hierzulande im Jahre 2020 etwa 13,4 Millionen Menschen in Armut. Bild: Richard Buriton

Soziale Gerechtigkeit, eine Frage der Definition

Im globalen Vergleich läuft es hier sowieso nicht ganz schlecht. Grundsätzlich gilt der Sozialstaat Deutschland nämlich als ein Land mit einem relativ hohen Maß an sozialer Gerechtigkeit. Jetzt wird es tricky, weil es eben keine verbindliche und einheitliche Definition davon gibt. Auch, weil man ziemlich individuell und subjektiv war, ob etwas gerecht oder ungerecht ist und außerdem jede:r andere Wertvorstellungen hat. Trotzdem kann soziale Gerechtigkeit auf unterschiedliche Art und Weise gemessen werden, zum Beispiel unter Berücksichtigung der Normen aus der Politik und Rechtsprechung. Eine Studie des IZA – Institute of Labor Economics – kam mit ihrer Berechnung zum Ergebnis, dass nur 17,6 Prozent der Einkommensungleichheit auf Gerechtigkeitsprinzipien – also Grundsätze, die sich um ein Leben ohne systematische Benachteiligung drehen – zurückzuführen sind. Jetzt lässt sich allerdings schon über das „nur” streiten. In Deutschland haben 11,6 Prozent der gemessenen Ungleichheit ihre Wurzeln in Unfairness. Der Anteil ist im Vergleich zu Ländern wie Italien, Litauen und Rumänien eher gering.

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Zahlen sind die eine Sache, Empfindungen und Erfahrungen die andere. Wenn man nonstop den Druck spürt, weil der Stress so groß und der Lohn so gering ist, oder man bei derart steigenden Mietpreisen gefühlt sowieso keine Chance auf dem Wohnungsmarkt hat, wenn die Inflation manchen mehr Sorgen bereitet als den anderen, wenn die Energiepreise die einen nur ärgert, den anderen aber Angst vor der nächsten Jahresabrechnung macht. Wenn Menschen im Alltag Rassismus, Sexismus und Diskriminierung ausgesetzt sind und deswegen in unterschiedlichsten Lebensbereichen benachteiligt werden, wenn sich harte Arbeit irgendwie doch nicht so auszahlt, wie es noch vor zehn, 15 Jahren vermittelt wurde – dann sollte es keinen Grund geben, sich mit Zahlen abzufinden, die im Vergleich vielleicht als „gut” empfunden werden.

Milliardäre im Goldrausch: Reich, reicher, unverschämt?

Wo wir schon einmal beim Thema Zahlen sind: Könnt ihr etwas mit 1,5 Billionen Dollar anfangen? Irgendeine Vorstellung? Vielleicht, wenn wir den Betrag ausschreiben: ​​1.500.000.000.000. Ja, schwierig. Aber genau das ist die ungreifbare Summe, auf die die zehn reichsten Männer der Welt laut Oxfam zusammen mit ihrem Vermögen kommen. Während die Unternehmer dieses in einem Leben niemals ausgeben könnten, sind Global Citizen zufolge 270 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht. Die Organisation rief die Kampagne „Give While You Live” ins Leben. Diese fordert Milliardär:innen dazu auf, jährlich fünf Prozent ihres Vermögens an gemeinnützige Organisationen zu spenden. Vielleicht möchte sich Kim Kardashian ja auch beteiligen. Damit es in Zukunft möglicherweise wirklich so einfach ist, wie sie es sich, wenn man es wortwörtlich nimmt, ausmalt…

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Finanzbildung für mehr soziale Gerechtigkeit

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Finanzbildung für mehr soziale Gerechtigkeit

"Fehlendes Finanzwissen kann für junge Menschen zum realen Problem werden", sagt Suzana Schäfer. Dass Finanzbildung in Deutschland unter den Teppich gekehrt wird, könnte auch ein kulturelles Problem sein, so Alf Meyer zur Heyde: "In Deutschland spricht man nicht gerne über Geld." Foto: Bernhard Pierel/'WESTFALEN-BLATT'/Suzana Schäfer

Im Gespräch mit den Expert:innen Suzana Schäfer und Alf Meyer zur Heyde von der Deutschen Bank wurde das Zusammenspiel von finanzieller Bildung und sozialer Gerechtigkeit analysiert. Wie steht es um das Finanzwissen in Deutschland?

Wenn wir von sozialer Gerechtigkeit sprechen, dürfen wir über Geld nicht schweigen. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird es darum gehen müssen, Finanzbildung auszuweiten und zugänglicher zu machen. Je mehr Menschen ein Verständnis für ihre eigenen Finanzen haben, desto mehr können wir die Wirtschafts- und Finanzwelt mitgestalten. Eine Win-Win-Situation für die Zukunft? Wir haben mit den Expert:innen Alf Meyer zur Heyde, Leiter Beratung Zukunft und Nachhaltigkeit, und Suzana Schäfer, verantwortlich für Finanzbildungsprogramme im Bereich Corporate Social Responsibility der Deutschen Bank, gesprochen.Vor allem über das ungenutzte Potenzial, das durch die Bildungslücke beim Thema Finanzen entsteht.

Frau Schäfer, Herr Meyer zur Heyde, welche Rolle spielt finanzielle Bildung in ihrem persönlichen Leben?

Suzana Schäfer: Durch meine Aufgabe bei der Bank spielt das Thema natürlich eine große Rolle. Privat sind es eher familiäre Gründe: Ich habe zwei Töchter auf dem Gymnasium, die Ältere macht nächstes Jahr Abitur. Ich habe gemerkt, dass sowohl meine Tochter als auch ihr Umfeld recht wenig über das Thema Finanzen und Umgang mit Geld wissen. Kein Wunder, denn im Unterricht findet dieses Thema so gut wie gar nicht statt, weil es die Lehrpläne nicht vorsehen. Es ist bedauerlich, dass die Themenfelder Wirtschaft und Finanzen im deutschen Bildungssystem eine so untergeordnete Rolle spielen, weil sie wichtig wären, um die Kinder für das Leben nach der Schule zu wappnen. Ich möchte einen aktiven Beitrag dazu leisten, das Bildungsniveau der Jugendlichen im Umgang mit Geld und Finanzen zu verbessern.

In deutschen Schulen ist Finanzbildung kein großes Thema. Das ist bedauerlich, findet Suzana Schäfer, die selbst zwei Töchter auf dem Gymnasium hat, denn Finanzbildung ist wichtig, um die Kinder für das Leben nach der Schule zu wappnen. Bild: Kenny Eliason

Alf Meyer zur Heyde: Während meiner Schulzeit las ich in Zeitungen immer gerne den Finanzteil. Ich erinnere mich noch an einen Artikel, in dem es darum ging, dass man als Arbeitnehmer:in die vermögenswirksamen Leistungen des Arbeitgebers, damals waren das 78 D-Mark, durch verschiedene Ansparmöglichkeiten, wie z.B. Investmentsparen, im Laufe der Zeit zu einem recht ordentlichen Vermögen anwachsen lassen konnte. Das Ergebnis hat mich damals sehr fasziniert und war einer der Gründe, warum ich meine Ausbildung bei der Bank begonnen habe. Das Thema ist mir dann im Berufsleben immer wieder begegnet. Diese vermeintlich kleinen Entscheidungen, die im ersten Moment zunächst keinen Unterschied zu machen scheinen, aber im Laufe eines Berufslebens dann doch enorm zu Buche schlagen. Vieles im Leben hängt davon ab, ob man in der Lage ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Nicht nur, um später einen guten Beruf zu haben und ein auskömmliches Einkommen, sondern auch, um finanziell die richtigen Weichen zu stellen. Dazu möchte ich gerne beitragen.

Wie steht es denn um die Finanzbildung in Deutschland?

Alf Meyer zur Heyde: Es könnte besser sein. Ich glaube, dass in Deutschland in puncto finanzielle Allgemeinbildung und dem Verständnis von ökonomischen Zusammenhängen großer Nachholbedarf besteht. Wer gut auf das künftige Leben vorbereitet sein möchte, sollte auch in Finanzfragen fit sein. Das ist meine Überzeugung.

Suzana Schäfer: Da kann ich mich nur anschließen. Das bestätigen auch verschiedene Bildungs- und Jugendstudien. Der Bankenverband hat gerade eine Studie herausgebracht, die eine klare Tendenz aufweist: 2/3 der 14-24-Jährigen gaben an, in der Schule wenig über Finanzen gelernt zu haben. Und ¾ der jungen Menschen würden sich wünschen, dass dieses Thema in der Schule mehr behandelt würde. Entsprechend schlecht fühlen sich die Jugendlichen auf das Leben vorbereitet.

Warum wurde das Thema bislang so vernachlässigt?

Alf Meyer zur Heyde: Ich glaube, das hat auch kulturelle Gründe: In Deutschland spricht man nicht gerne über Geld, im Vergleich zu angelsächsischen Kulturen. Dort redet man offen darüber, wie viel man verdient. Das ist in Deutschland anders. Vielleicht ist auch dies ein Grund dafür, weshalb man dieses Thema in den Lehrplänen der Schulen vermisst. Die Leidtragenden sind am Ende unsere Kinder, die es versäumen, sich finanzielle Kompetenzen anzueignen, um ökonomische Zusammenhänge besser verstehen und einordnen zu können.

Welche Kompetenzen meinen sie da konkret? Können sie ein Beispiel geben?

Alf Meyer zur Heyde: Das beginnt bei realen Themen wie der Inflation, die zwar eine Bedrohung darstellt, mit der man am Ende aber trotzdem lernen muss umzugehen, sonst ist man auch ein Stück weit abhängig und hilflos. Ich glaube, da fehlt es an elementaren Kenntnissen, wie man bestimmte Dinge berechnet und was das für das eigene Leben, für die persönlichen Entscheidungen bedeutet.

Und das ist ein Kulturproblem?

Suzana Schäfer: Ja, denn leider mangelt es auch an der Aktienkultur hierzulande. Zwar sind die Deutschen Weltmeister im Sparen, aber die vermeintliche Sicherheit der Sparanlagen ist gerade im Niedrigzinsumfeld und bei der momentan anziehenden Inflation ganz und gar nicht mehr gegeben. Die Inflation entwertet das Geld und frisst die Sparguthaben auf. Aktien als Sachwert bieten hier mittel- bis langfristig höhere Renditen. Aber es müssen ja nicht einzelne Aktien sein, in die man investiert, man kann beispielsweise schon ab 25 Euro im Monat einen Wertpapier-Sparplan besparen. Und je früher man damit beginnt, desto geringer können die Sparbeiträge ausfallen, denn durch den sogenannten „Zinseszinseffekt“ steigt das Guthaben exponentiell an, was einem gerade im Alter zugutekommt.

Wenngleich man sich in jungen Jahren verständlicherweise nicht schon mit seiner Rente und seinem Alter beschäftigen möchte, sollte man doch wissen, dass wegen der Überalterung der Gesellschaft die gesetzliche, umlagefinanzierte Rente nicht mehr ausreichen wird, um seinen Lebensunterhalt im Alter selbstständig zu tragen. Aber nur wer den Durchblick hat, wird frühzeitig damit beginnen, privat vorzusorgen.

Was sind aus ihrer Sicht die radikalsten Auswirkungen der fehlenden Finanzbildung – sowohl für Privatpersonen als auch für die Gesellschaft?

Alf Meyer zur Heyde: Für die Einzelperson heißt das, man bleibt immer abhängig von seiner Beschäftigung und der Tatsache, dass man im Zweifelsfall sehr lange arbeiten muss. Zusätzlich muss man Einbußen in Kauf nehmen, wenn man in den Ruhestand geht. Für die Gesellschaft ist es am Ende fehlendes Kapital für Zukunftsinvestitionen. In anderen Ländern, wo ein relativ großer Kapitalstock von Pensionskassen und Ähnlichem genutzt werden kann, ist auch eine Bereitschaft da, in Zukunftsprojekte zu investieren. Wenn Gründer:Innen hierzulande Geld für Zukunftsthemen benötigen, müssen sie eigentlich über den Atlantik, um sich dort so genanntes Venture Capital zu besorgen, weil es das in Deutschland nicht genügend gibt.

Suzana Schäfer: Fehlendes Finanzwissen kann für junge Menschen zum realen Problem werden. Bei einem laxen Umgang mit Geld und Krediten, und dem heute so häufig praktizierten ‚Buy now, pay later‘ – Prinzip kann man früher als einem lieb ist, in der Schuldenfalle landen. Und das hat dann auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen.

Welche Initiativen betreibt die Deutsche Bank, um finanzielle Bildung für alle zugänglich zu machen?

Suzana Schäfer: Alle unsere Bildungsinitiativen bündeln wir unter dem Label ‚Born to Be‘, worunter auch das Finanzbildungsprogramm ‚So geht Geld‘ fällt. Unsere Kolleg:innen gehen damit auf ehrenamtlicher Basis ins Klassenzimmer und vermitteln Schüler:Innen in einer Doppelstunde praxisnah Finanzwissen. Dazu stellen wir den Kolleg:innen Unterrichtsmaterialien zu zehn spannend und interaktiv aufbereiteten Finanzthemen zur Verfügung. Passend zu jedem Thema haben wir auch digitale Lernmodule – die sogenannten „eduStories“ – entwickelt, die optisch an vertraute Social-Media Formate wie TikTok und Instagram erinnern. Damit können Sie sich selbstständig und auf eine spielerische Art auf den Unterrichtsbesuch vorbereiten oder ihr Wissen im Anschluss daran vertiefen. Und wer mag, kann das Erlernte in einem Kurzclip festhalten und den Beitrag in unserem jährlich stattfindenden Videowettbewerb ‚FinanzTuber‘ einreichen.

Die Initiativen finden auch großen Anklang bei unseren Kolleg:innen. Seit dem Start von „So geht Geld“ 2019 haben sich schon über 900 Kolleg:innen für das Projekt registriert, mit dem Ziel, mindestens eine Unterrichtseinheit an Schulen zu halten. Letztes Jahr fand unsere erst hybride „So geht Geld“-Schultour statt, bei der unsere Mitarbeitenden bundesweit rund 1.500 Schüler:innen unterrichtet haben. Die nächste Tour steht schon vor der Tür: vom 13.-15. Juli 2022.

Über 900 Berater:innen von Deutsche Bank haben sich für das Projekt registriert, mit dem Ziel, mindestens eine Unterrichtseinheit an Schulen zu halten. Foto: Yan Krukov

Und diese eduStories sind für jeden digital zugänglich?

Suzana Schäfer: Ganz genau. Diese sind für alle zugänglich. Auf der Webseite kann man sich durch die Module durchklicken. Das Format ist wie ein Quiz aufgebaut. So kann man sich das Finanzwissen am Smartphone aneignen.

Wie wird das Format angenommen? Was ist das Feedback der Schulen und der Schüler:Innen? Und: Findet das Wissen bereits Anwendung?

Suzana Schäfer: Ja tatsächlich. Die Hochschule Neu-Ulm hat ein begleitendes Forschungsprojekt zu den eduStories gemacht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass über die spielerischen Formate das Wissen eher bei den Schüler:innen hängen bleibt. Dazu sollte man auch erwähnen, dass die Module sich an Schüler:Innen aller Schulformen richten. Wir haben ab der fünften Klasse für alle Altersstufen angepasste Inhalte. Vom Grundwissen für die jüngeren Schüler:innen bis hin zu sehr anspruchsvollen Modulen für die höheren Klassen, wo es um die Funktionsweise der Börse oder des Finanzsystems geht.

Viele der Maßnahmen zielen auf Schüler:innen ab. Wie steht es um die ältere Generation? Bräuchten nicht alle mehr Finanzwissen?

Alf Meyer zur Heyde: Definitiv. Wir versuchen auch bei den älteren Generationen, die finanzielle Allgemeinbildung zu fördern. Sei es durch unser YouTube-Format „Fit für Finanzen“, verschiedene zielgruppenspezifische Event Formate und Webinare und natürliche unsere Beratung. Jeder Mensch, egal welchen Alters, bekommt bei uns eine persönliche Beratung, die seiner Lebensplanung entspricht und konkrete Vorschläge dafür macht. Je früher man anfängt, umso leichter ist es auch, im Leben finanziell etwas zu erreichen.

Statistisch geht auch in Deutschland die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Welche Rolle spielt dabei das Thema Finanzbildung?

Alf Meyer zur Heyde: Es gibt verschiedene Faktoren, die dazu führen, dass sich Vermögen unterschiedlich entwickelt. Deutschland hat eine lange Spartradition. Die Sparquote deutscher Haushalte liegt seit Langem deutlich über der von anderen europäischen Ländern. Vier von fünf Deutschen sparen. Zwei Drittel von ihnen legen monatlich sogar bis zu 500 Euro zurück.* (*Quelle: Handelsblatt Research Institut)  Die meisten sparen für unerwartete Ausgaben oder größere Anschaffungen und einige auch für die Altersvorsorge. Aber nur ca. 15 Prozent der Menschen legen ihr Geld in Aktien an. Eine kulturell verankerte Risikoaversion und eine fehlende Anlagetradition treffen auf wenig Finanzbildung: Vielen Sparenden fehlt das Wissen, wie der Kapitalmarkt funktioniert. Dies verunsichert sie, Risiken werden überschätzt. Sind Menschen ohnehin eher risikoscheu, treibt sie das noch weiter weg vom Anlegen und hält sie davon ab, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Suzana Schäfer: Das kann ich alles bestätigen. Dieses Anlageverhalten wird jedoch auch in den Familien weitergegeben. Wenn Kinder im Elternhaus beim Thema ökonomische Bildung nicht unterstützt werden, kann das für die Zukunft der Kinder Konsequenzen haben.

Welches Mindset bräuchte es, damit es in Zukunft besser wird?

Alf Meyer zur Heyde: Baden-Württemberg hat als einziges Bundesland das Fach Wirtschaft als Pflichtfach. Aus meiner Sicht müsste das definitiv ein Pflichtfach in jedem Bundesland werden. Dafür bräuchte es aber auch ein neues Verständnis. Die sozialste Politik ist die, die den Menschen Freiheit über ihre persönlichen Lebensentscheidungen ermöglicht. Und finanzielle Freiheit ist eben in einer Gesellschaft, in der wir leben, in der sozialen Marktwirtschaft, Voraussetzung für freie Entscheidungen.

Suzana Schäfer: Vor allem braucht es eine offene Einstellung zum Thema Geld und Finanzen. Und da sehe ich auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Jugendlichen und auch den Erwachsenen einfach die Scheu und die Angst zu nehmen und sie entsprechend gekonnt an die Themen heranzuführen. Das ist für mich die Grundlage für eine gute Finanzbildung und damit auch die Grundlage, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Mehr Infos zu den Finanzbildungs-Initiativen der Deutschen Bank, findet ihr hier

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Kompendium: Soziale Gerechtigkeit

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Bild: Armin Rimoldi

Wer in der fernen Zukunft sein Finanzwissen unter Beweis stellen kann, hat die Chance auf das große Geld. Nur das Ego hat hierbei nichts zu suchen.

Berlin im Jahr 2037: Noch einen letzten Schluck vom Matcha Latte. Sam fährt sich mit zittriger Hand durch die Haare, atmet tief ein und aus, um ihre Nervosität wieder in den Griff zu bekommen. In wenigen Minuten beginnt eine wichtige Prüfung im Metaverse. Heute wird das auf die Probe gestellt, was bei der 25-Jährigen seit der sechsten Klasse auf dem Lehrplan steht und was nach dem Abi durch weiterführende Workshops und Seminare gefördert wurde: Finanzbildung. Wie kann das Budget sinnvoll verwaltet werden? Was würde man mit einem staatlichen Zuschuss machen? Und wie kann der persönliche Umgang mit Geld dem Allgemeinwohl dienen? Dies sind nur einige der Fragen, die Sam heute mit Bedacht beantworten muss. Bei Bestehen der Prüfung gibt es den lang ersehnten Finanzführerschein.

Sam fährt sich mit zittriger Hand durch die Haare, atmet tief ein und aus, um ihre Nervosität wieder in den Griff zu bekommen. In wenigen Minuten beginnt eine wichtige Prüfung im Metaverse. Bild: jeshoots

Damit könnte Sam in Hinblick auf ihre Zukunftsplanung so richtig Fahrt aufnehmen, endlich die lang ersehnte Organisation für ihr Co-Housing gründen und dementsprechend Projekte rund um Communities, die zusammen leben und füreinander sorgen, fördern. Der Finanzführerschein kommt nämlich nicht nur mit einem Zertifikat, sondern mit einem finanziellen Zuschuss. Glatte 120.000 Euro bekommen Menschen ab dem 25. Lebensjahr zur Verfügung gestellt, um sich selbst verwirklichen und absichern zu können. Voraussetzung ist aber eine fundierte Finanzkompetenz, die durch einen umfangreichen Test sichergestellt wird.

Die Bildungsreform ist die Basis für ein selbstbestimmtes Leben

Ohne eine neue Bildungsreform wäre das Ganze gar nicht erst möglich gewesen. Durch die Integration im Schulplan wurde darauf hingearbeitet, dass junge Menschen mit so einer großen Summe Geld nicht überfordert sind: Dass diese keine Last darstellt, sondern eben ein wirklicher Push für die Zukunft ist. Deswegen gehört eine detaillierte Kostenaufstellung zum Finanzführerschein mit dazu. Zwar gibt es Raum für undefinierte persönliche Zahlungen, 70 Prozent des Zuschusses müssen aber vorher festgelegt werden. Damit der Plan so gut wie möglich eingehalten wird, gibt es eine Prüf- und Beratungsstelle. Diese steht BesitzerInnen des Finanzführerscheins nach Erhalt drei Jahre lang mit Rat und Tat zur Seite. Unabhängig vom Kundenservice gibt es in diesem Zeitraum aber auch alle drei Monate ein verbindliches Gespräch.

Die Finanzbildung eröffnet also nicht nur neue Möglichkeiten, sondern hat auch einen anderen netten Nebeneffekt mit sich gebracht. Die Gesellschaft in Deutschland ist durch das gefestigte Wissen automatisch viel konsumbewusster geworden. Impulskäufe und Buy Now-Pay Later sind heute so verpönt wie Plastikstrohhalme. Faire Produktionen sind auf dem Markt keine Option mehr, sondern ein Muss. Seitdem sich das partizipative System auch in der Wirtschaftsordnung durchgesetzt hat, zeichnet sich ein starkes Gerechtigkeitsempfinden und ein gesteigertes Wir- und Solidaritätsgefühl in der Gesellschaft ab. Der Tenor: Das ökonomische Handeln dient nicht den KapitalgeberInnen, sondern der Demokratie und dem Gemeinwohl.

Durch mehr Finanzbildung ist die Gesellschaft konsumbewusster geworden: Impulskäufe und Buy-Now-Pay-Later sind heute so verpönt wie Plastikstrohhalme, faire Produktionen sind auf dem Markt keine Option mehr, sondern ein Muss. Bild: Nathan Dumlao

Das Revival der Vermögenssteuer hat es möglich gemacht. Diese sorgte für üppige Haushaltsüberschüsse, die der Staat sowohl in Finanzbildung als auch in das bedingungslose Kapitaleinkommen stecken konnte. Das gibt es jetzt nämlich für alle – mit oder ohne Finanzführerschein. Und so haben junge Erwachsene im Jahr 2037 immerhin die Möglichkeit auf eine gleiche Ausgangssituation. Was sie daraus machen, liegt immer noch bei ihnen. Aber das neue Mindset hat immerhin dazu geführt, dass die Masse selbstbewusster handelt.

Diese Theorien beschäftigen uns schon heute

Zurück in die heutige Zeit. Kann soziale Gerechtigkeit nur ohne Kapitalismus bestehen? Ist die Wirtschaftsordnung, in der Angebot und Nachfrage den Markt regeln, ein Ausstiegsmodell, das in der fernen Zukunft im Sinne des Gemeinwohls ausgedient hat? Denn wie fair kann ein System eigentlich sein, in dem die Reichen gefühlt immer reicher und die Armen immer ärmer werden? Die Antwort kommt aus Frankreich und lautet partizipativer Sozialismus.

Dieser setzt sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen. Zum einen geht es um eine progressive Besteuerung, die mit Steuererhöhungen für SpitzenverdienerInnen darauf abzielt, Reichtum umzuverteilen. Zum anderen geht es um geteilte Machtbefugnisse in Unternehmen. Thomas Piketty heißt der Mann, der dafür plädiert und mit seinen Büchern weltweit für Furore sorgt. In den Medien hat er dafür passend den Namen “Marxist fürs neue Jahrhundert” bekommen. Der französische Wirtschaftswissenschaftler macht keinen Hehl daraus, dass es nach seiner Auffassung einen Neuanfang braucht. Ungleichheit in unserer Gesellschaft, aus der verschiedene Ungerechtigkeiten resultieren, empfindet er als Ergebnis ideologischer und politischer Entscheidungen. Deswegen sei es Zeit für einen „partizipativen Sozialismus”, in dem es darum geht, sowohl Eigentums- als auch Machtverhältnisse neu zu denken, gar zu revolutionieren.

Thomas Piketty ist mit seinen Büchern als “Marxist fürs neue Jahrhundert” bekannt geworden.Bild: B. Sutherton/Creative Commons

Irgendwann haben Milliardäre ein Ablaufdatum

Da darf eine satte Vermögenssteuer natürlich nicht fehlen. Hört sich ganz danach an, als würde das der Weg in eine Gesellschaft ohne Milliardäre sein. Ab zwei Milliarden Euro sollte die Steuer nach Pikettys Vorstellung nämlich bei 90 Prozent liegen. Und mit den übrigen 200 Millionen Euro ließe es sich ja auch noch gut gehen. Spitzenverdiener:innen würden außerdem eine Einkommensteuer von bis zu 80 Prozent zahlen. Das war‘s dann übrigens mit vererbtem Privateigentum, wie wir es kennen. Dank dieser Steuerreform wäre dieses nur noch temporär und würde schon früh an die Gesellschaft übertragen werden.

Der Staat könnte dadurch auch viel geben, nämlich dem Nachwuchs. Zum 25. Geburtstag soll es für junge Menschen einen satten Zuschuss, genauer gesagt 120.000 Euro geschenkt geben. In dem Fall ohne Mühe, ohne Verpflichtungen, einfach als Startkapital. Klar, dass der Wirtschaftswissenschafter damit nicht nur auf Zuspruch, sondern eben auch auf Kritik, gestoßen ist. Aber auch wenn sein Modell nicht überall greift, geht es doch viel mehr darum, Impulse zu setzen und auf den Zahn (der Zeit) zu fühlen. Weil es sich nicht bestreiten lässt, dass soziale Gerechtigkeit und soziale Mobilität jedem Menschen zustehen sollten. Diese sind nämlich– und das ist wichtig – immer auch eine Frage der Würde.

Zum Anfang Indien: Kolonialismus, Kasten und der Kampf um Unabhängigkeit
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