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Short Q

Dank KI: Zeitreise in die Vergangenheit großer Metropolen 

Der Youtuber und Filmkünstler Denis Shiryaev verwandelt Videoaufnahmen von New York des frühen 20. Jahrhunderts dank KI in ein lebendiges Zeitdokument. 

Wer ist nicht schon einmal durch die Straßen seiner Stadt gelaufen und hat sich gefragt, wie es dort wohl vor 100 Jahren ausgesehen hat? Immerhin liegen in der genannten Zeitspanne zwei Weltkriege, unzählige technologische und wirtschaftliche Fortschritte und architektonische Trends – einer vergangener als der andere. Während wir kommende Zeiten in den schillerndsten Farben malen und ihr abwechselnd irgendeinen Zustand zwischen Utopie und Dystopie andichten – kommt die Vergangenheit auf Bildern nicht selten in schwarz/weiss daher. Ruckelige Filmaufnahmen und körnige Fotografien aus Städten um die vorletzte Jahrhundertwende lassen die Vergangenheit etwas verwaschen, unlebendig erscheinen. 

Alte Filmaufnahmen von New York Paris und Co. schienen bisher immer mehr zu ver- als zu enthüllen, der Youtuber Denis Shiryaev hat es sich zur Aufgabe gemacht, das durch digitale Bearbeitung zu ändern. Foto: Screenshot aus dem Video “A Trip Through New York City in 1911” / Denis Shiryaev.

Der Youtuber Denis Shiryaev hat es sich indes zur Aufgabe gemacht, besagte Filmaufnahmen mittels KI mit neuem Leben zu füllen. Dank ihm gibt es bei Youtube mittlerweile hochwertig restauriertes Filmmaterial vom bunten Treiben in den Hafenvierteln New Yorks um 1911 zu sehen, aber auch Aufnahmen der Belle Epoque von Paris etwa aus dem Jahr 1890, Bilder aus Moskau von 1896 sowie solche aus London um 1901 und Amsterdam  im Jahre 1922. Mittels neuen Bildbearbeitungstechniken verleiht ihnen Shiryaev neue Klarheit und Schärfe: So beschleunigte er die Framerate (Geschwindigkeit der Bildfolge) auf 60 Bilder pro Sekunde, erhöhte die Auflösung der Bilder auf bis zu 4K (Ultra HD) und färbte die Bilder ein. Laut eigenen Angaben des Youtubers stellen die Farben zwar nicht die historische Realität wieder. Allerdings erzeugen sie ein Ambiente, das dem Zuschauer das Gefühl gibt, erstmals wirklich das sehen zu können, was alte Filme und Bilder sonst so ungewollt verschleiern. Im wahrsten Sinne des Wortes. 

Das Unsichtbare sichtbar machen

Mit neuer Präzision erkennt man das quirlige Treiben aus Kutschen, Straßenbahnen, Frauen, Männern und Kindern unter anderem vor dem Flatiron Building in New York, auf dem Platz vor der Kathedrale “Notre Dame” in Paris und auf der Tverskaya Straße in Moskau. Inklusive einer authentischen Geräuschkulisse. Alltagsszenen aus den jeweiligen Metropolen dieser Zeit. Es passiert auf den ersten Blick nirgendwo etwas, das einen in größeres Erstaunen versetzen würde – wäre es nicht alles schon über 100 Jahre her. 

Und doch zeigen einige der Zuschauer auf Youtube in den Kommentaren Blickwinkel auf, die diese Alltagsszenen in einem neuen Licht darstellen. Unter dem Video zu Paris im Jahre 1890 kommentiert jemand: “Die Kinder in diesem Video haben wahrscheinlich später im ersten Weltkrieg mitgekämpft die alten Menschen in diesem Video sind vermutlich direkte Nachkommen derjenigen, die noch in den napoleonischen Kriegen dabei waren. Unglaublich.”

Mehr als nur fremde Menschen?

Ein bisschen seltsam fühlt es sich an, fremden Menschen auf diesen Videos dabei zuzusehen, wie sie ihr Leben führen. Vielleicht, weil man weiß, was in mittelfristiger Zukunft eine Zäsur in ihrem Leben darstellen wird: der Erste Weltkrieg. Vielleicht werden sich die Menschen der Generationen weit nach unserer durch unsere derweil völlig antiquierten Social-Media-Aufzeichnungen klicken und denken “Das war kurz vor der Corona Pandemie, der Zäsur im Leben der 2000er-Millennials”.

Worauf steuern wir noch zu, was wird uns passieren und wovon haben wir noch nicht die geringste Ahnung?

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