Digital Detox, also digitale Entgiftung, ist die heutige Antwort auf sich ständig aktualisierende Timelines und aufpoppende Push-Meldungen. Dafür geht der vernetzte Mensch schon mal extra in den Urlaub, um dort endlich das zu bekommen, was eigentlich nur zwei Klicks entfernt ist. Einfach mal abschalten, die Verbindung kappen, trennen, unterbrechen – disconnect. So heißt auch ein Online-Magazin, das eigentlich gar keins sein will. Denn die Artikel in „The Disconnect“ kann man nur offline lesen. Dazu werden die Besucher der Seite auch direkt aufgefordert. Ähnlich wie eine Paywall, beschreibt einer der Gründer des Magazins, Chris Bollin, dieses besondere Format.
Im Gegensatz zu vielen Paywall-Artikeln, lockt „The Disconnect“ nicht mit Titeln und Teasern, sondern stellt alle Inhalte erst nach dem Trennen der Internetverbindung zur Verfügung. Erst jetzt lässt sich im Digitalmagazin blättern, und obwohl es so simpel ist, hat etwas Zauberhaftes. Denn zunächst trifft man eine Vereinbarung: Ich gebe dir meine volle Aufmerksamkeit, du gibst mir deinen Inhalt. Und sobald man seinen Teil der Abmachung trifft, gibt das Magazin seine Geschichten preis.
Auch das Design von “The Disconnect” ähnelt eher dem eines Print- denn eines Online-Magazins. Es ist aber auch deshalb so schlicht, da nach dem Aufrufen der Website der gesamte Magazininhalt schnell geladen sein muss. Deshalb sind keine hochauflösenden Bilder oder Videos erlaubt. Doch die einfache Darstellung passt zum Ansatz der Macher, ein Magazin zu gestalten, das eine „Pause von der ständigen Ablenkung und unermüdlichen Werbung” bieten möchte.
Inhaltlich dreht sich „The Disconnect“ um Popkultur und Technologie. Der Fokus der ersten Ausgabe „Mensch und Technik“ ist thematisch weit gefasst und erlaubt, dass die Autoren sich ihnen sehr verschiedenartig annähern. Etwa, wie die Autoren der digitalen Welt begegnen, im Negativen wie im Positiven.
Das Online-Offline-Magazin ist daher mehr als nur eine Urlaubslektüre für digital Entgiftende. Vielmehr ist es ein spannendes Experiment, das zeigt was passiert, wenn wir bewusst offline gehen (müssen). Und sei es nur für einen Artikel.