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Short Q

Mut zur Lücke: Wird der Spielplatz von morgen ein Rimbin?

Kindern wird das Alltagsleben derzeit besonders schwer gemacht: keine Schule, kein Kindergarten, keine Besuche bei Freunden, kein gemeinsames Spielen auf dem Kinderspielplatz. Die Ansteckungsgefahr ist zu hoch, die Berührungsfläche zu groß. Könnte ein neues Spielplatzkonzept die Lösung sein? Martin Binder und Claudio Rimmele hätten da nämlich eine Idee.

Globale Zäsuren wie die Corona-Pandemie zeigen mit einer erbarmungslosen Radikalität die Schwachstellen von Gesellschaften auf. Derzeit besonders heiß diskutiert: die unzureichende Digitalisierung im Schulsektor. Doch dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass Kinder nicht nur in der Schule und im Klassenraum lernen, sondern – gerade in Kindergarten- und  Grundschulalter – vor allen Dingen auch durch das Spiel(en). 

Momentan jedoch scheinen sich Eltern und Lehrer vor allem darum zu sorgen, wie die schulische Bildung ihrer Kinder möglichst effizient und am liebsten digital fortgesetzt werden kann. Nur wenige denken derzeit an die mindestens genauso wichtige Komponente des Spiels in der kindlichen Entwicklung. Denn nicht nur die Schulen waren die vergangenen neun Wochen geschlossen, sondern auch die Spielplätze. 

Spielplätze als sozialer Interaktionsraum für Kinder 

Gemeinsames Spielen ist wichtig für die soziale, psychische und physische Entwicklung von Kindern. Aber wie geht das, wenn eine Pandemie die Welt und das soziale Miteinander verändert? Bild: “Gemeinsam spielende Kinder in ihrem Rimbins” / Martin Binder & Claudio Rimmele.

Gemeinsames Spiel, ob nun im Garten oder auf dem Spielplatz, ist wichtig für die soziale Entwicklung von Kindern. Sie lernen dadurch ein soziales Miteinander in vielen seiner alltäglichen Facetten kennen: wie sich Spaß/Lust anfühlt, Gemeinschaft, die Prinzipien von Teilen und Gewinnen als auch die von Frust und Verlust.

Die Ansteckungsgefahr wird besonders unter kleinen Kindern als sehr hoch eingeschätzt. Das führte dazu, dass aufgrund dessen nicht nur der strukturierte Alltag in Schule und Kindergarten ausfiel. Auch die Freizeitgestaltung von Kindern ist während der Pandemie über weite Strecken geprägt von wenig sozialer Interaktion mit Gleichaltrigen und ungenügend körperlicher Bewegung. Und das können auch ein Lernspiel auf dem Tablet oder eine pädagogisch wertvolle Serie auf Netflix nicht ausgleichen. 

Alle wollen sie die Schule zurück – aber wer kümmert sich um den Kinderspielplatz?

Der Künstler Martin Binder und der Psychologe und Chefredakteur vom Qiio Magazin, Claudio Rimmele, haben sich daher in den vergangenen sechs Wochen Gedanken über den ansteckungsfreien Spielplatz von morgen gemacht: den Rimbin. Ein Ort, an dem Kinder trotz vielleicht noch lange anhaltenden Kontaktbeschränkungen wieder ein soziales Miteinander mit anderen Gleichaltrigen erleben können. Aus einem sicheren Abstand heraus, aber mit vielen Optionen zur körperlichen Aktivität und der Möglichkeit, trotz eines solchen Abstandes gemeinsam Spaß zu haben.

Denn gerade für Kinder ist die Forderung des Abstandhaltens schwer nachzuvollziehen und noch schwerer einzuhalten. Aber sie zuhause in Isolation zu stecken – da sollte man sich einig sein – stellt keine sinnvolle Alternative oder Dauerlösung dar; weder für die Kinder noch für die Eltern. Der Rimbin hingegen könnte den Kindern einen Ort des Spielens und des Spaßes zurückgeben, ohne sie unnötig der Ansteckungsgefahr auszusetzen. 

Interaktive Spiele erlauben es den Kindern, im Rimbin trotz der Abstände und Einzelbereiche miteinander in Kontakt zu treten und gemeinsam zu spielen. Bild: “Rimbins mit Wippe” / Martin Binder & Claudio Rimmele.

Der Aufbau von Rimbin ist inspiriert von der Anordnung von Seerosen in einem Teich: Mehrere Spielinseln, eine für jeweils ein Kind. Jede dieser Spielinseln verfügt über einen separaten Eingang, und wenn die Insel von einem Kind belegt ist, ist dies am Eingang ersichtlich. Verbunden sind sie durch interaktive Spielgeräte wie Wippen, aber auch durch Sprachrohre, durch die Kinder sich miteinander unterhalten und eine gemeinsame Spielwelt teilen können.

Abstand halten als Aufgabe von morgen und übermorgen – und darüber hinaus

Sechs Wochen arbeiteten Claudio Rimmele (links) und Martin Binder (rechts) an der Idee zu einem Spielplatz mit einem niedrigen Infektionsrisiko. Foto: Frank Schröder.

Das soziale Miteinander von Menschen – Erwachsenen wie Kindern – könnte durch die Corona-Erfahrung in Zukunft radikal verändert werden. In einer globalisierten Welt wird diese nicht die letzte Pandemie gewesen sein, die uns zum Umdenken zwingt. Vielleicht wird das Abstandhalten zur wichtigsten Konsequenz unserer allzu eng vernetzten Welt: Wie gestaltet man ein Miteinander – mit eineinhalb Metern Raum zwischen den Menschen? Uns Erwachsenen verlangt das längst nicht so viel Durchhaltevermögen ab wie Kindern. Daher ist es essentiell, dass man ihnen ein Umfeld schafft, in dem sie sich trotz der Beschränkungen frei bewegen und vor allem: gemeinsam spielen können.

Wer mehr über Rimbin erfahren möchte kann sich hier direkt an Claudio Rimmele und Martin Binder wenden.

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