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Short Q

“Synthetic Biology”: Mit Biotechnik und Genschere nach Utopia

Vier Mediendesigner entwerfen ein faszinierendes Video. Es zeigt, welche Möglichkeiten neue (biologische) Technologien eröffnen – und lässt Science-Fiction-Filme alt aussehen.

Professor Johannes Vogel vom Naturkundemuseum bei der TEDx Berlin 2018. Foto: Sebastian Gabsch

“Was von beidem hat das größere Potential, unsere Zukunft zu beeinflussen?”, fragt Professor Johannes Vogel, Generaldirektor vom Naturkundemuseum Berlin, und deutet auf zwei Bilder. Eines zeigt den milliardenschweren Unternehmer Elon Musk, das andere zeigt ein Nest mit Kuckuckseiern. “Viele von Ihnen werden dazu bereits eine eindeutige Meinung haben. Am Ende meines Vortrags wird sich das wahrscheinlich ändern.”

Unsinnige Billioneninvestitionen in die Raumfahrt

In seinem Talk auf der TEDx Berlin 2018 kritisiert Vogel die Billionen(!)-Investitionen in die Raumfahrt sowie die “absurden” Pläne Elon Musks, den Mars zu bevölkern. 99 Prozent der auf der Erde lebenden Spezies kennen wir nicht – trotzdem redeten plötzlich alle vom roten Wüstenplaneten. Dabei sei der Weg dorthin lebensgefährlich, der Mars selbst lebensfeindlich.

Grafik: Visel Hnatiuk, D. Sibilev, Andrei Myshev und Dmitry Medvedev

Studieren, was die Evolution hervorgebracht hat

Vogel hat eine klare Linie: Wir müssen uns mit dem großartigen Planeten beschäftigen, auf dem wir Leben. Die größten Innovatoren aller Zeiten, Alexander von Humboldt zum Beispiel, hätten ihre Ideen aus der Betrachtung der Natur gewonnen. Und deshalb sei es eben auch kompletter Unsinn, Billionen an Steuergeldern auszugeben, um Expeditionen ins leblose All zu starten. Vielmehr sollten wir das Ergründen, was hier auf unserem einzigartigen Planeten bereits seit Jahrmillionen lebt. Was die Evolution über diese unvorstellbar lange Zeit hinweg hervorgebracht hat: unglaublich raffinierte Anpassungsmechanismen, von denen wir eine Menge lernen könnten – wenn wir es denn nur wollten.

Grafik: Visel Hnatiuk, D. Sibilev, Andrei Myshev und Dmitry Medvedev

Die Ursprünge der Biotechnik reichen Jahrtausende zurück

Neu ist dieser Gedanke natürlich nicht. An Universitäten auf der ganzen Welt kann man Biotechnologie studieren, einen interdisziplinären Studiengang, der sich um mögliche Anwendungsbereiche biologischer Lebensformen für Wirtschaft, Industrie und Technik dreht. Im Grunde ist Biotechnologie aber nichts neues: Zum Brotbacken etwa oder zum Bierbrauen wird Hefe verwendet. Hier wird also der Hefepilz (biologische Lebensform) zu einem technischen Zwecke (Bierbrauen) eingesetzt.

Grafik: Visel Hnatiuk, D. Sibilev, Andrei Myshev und Dmitry Medvedev

“Synthetic Biology” ist eine utopische Vision

Hinzu kommen neuere bahnbrechende Entwicklungen in der Genetik. Eine CRISPR/Cas-Methode genannte Genschere ermöglicht inzwischen die gezielte Manipulation von Erbinformationen. Je mehr DNS-Informationen wir also entschlüsseln, desto mehr kann auch verändert werden. Im Video “Synthetic Biology – a Revolution in Design and Technology” entwerfen vier Mediendesigner darauf aufbauen eine utopische Vision, die zeigen soll, wo es hingehen könnte. Visel Hnatiuk, D. Sibilev, Andrei Myshev und Dmitry Medvedev beschreiben es wie folgt:

This is a visual essay exploring the future technology of synthetic biology. In recent years there have been major breakthroughs in DNA editing. Making it inexpensive and precise to modify and or combine living organisms to our design specifications. Through the combination of organic and mechanical archetypes into new forms, we wanted to stir the imagination of designers and engineers. The goal of this project is to spread synthetic biology into the sci-fi communities. To help us visualize the design and engineering possibilities that this technology can bring to us in the future.

Hollywood hat verschlafen

Die faszinierenden Animationen zeigen auch, was Hollywood bisher verpasst hat. Spannend ist insbesondere die Verknüpfung von bekannten Lebensformen mit neuen Techniken. Science-Fiction-Filme haben also einiges aufzuholen. Denn auch die Erkundung des Sonnensystems wird im Video “Synthetic Biology” durch  genmodifizierte Wesen möglich. Wer weiß, vielleicht wird so selbst Johannes Vogel mit Weltraumexpeditionen versöhnt.

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