“Mensch oder Maschine, wer war’s?” rief der TV-Physiker Ranga Yogeshwar in die übervolle Halle der Republica 2018 hinein und spielte nacheinander mehrere Soundclips ab, kleine Klavierstücke. Er forderte alle Zuschauer auf, per Handzeichen abzustimmen. Schnell wurde klar, dass schon heute selbstlernende Algorithmen in der Lage sind, Musik zu komponieren, die, zumindest für den Laien, nicht mehr von menschengemachter zu unterscheiden ist. Ein erstauntes Raunen ging durch die Zuschauerränge.
Der iranische Komponist Ash Koosha arbeitet seit über einem Jahr an einem Algorithmus, der die eben genannte Vorführung modernster Technik noch übertreffen soll. Der Name des komplexen Programms ist Yona, Prototyp einer Riege von virtuellen Assistenzen, die unser Leben begleiten, bereichern und dazu fähig sein sollen, Inhalte auf “menschlichem Niveau” zu kreieren. Beweisführend soll die am 22. Juni veröffentlichte Singleauskopplung “Oblivious” sein, einen Monat später würde dann das Album “C” folgen.
Dazu hat Komponist Koosha die KI mit seiner eigenen musikalischen Ontologie gefüttert und mithilfe maschinellen Lernens selbst Musik generieren lassen. Neben der musikalischen Komposition zählen dazu Texte und ihre eigene Stimme. Durch melodisches Vorlesen entsteht etwas, das dem Gesang zumindest verwandt ist. Doch der Weg dorthin war lang. Über hundert Entwürfe von Yona hat Koosha verworfen. Try, fail, repeat. Ein Mensch hätte wahrscheinlich längst das Handtuch geworfen.
Yona hat bereits ihren eigenen Instagram-Channel. Foto: yona_auxuman
Yona hat Dazed ein paar Fragen beantwortet, die poetisch und etwas erschöpft klingen. Da will das Kulturmagazin zum Beispiel wissen, wie es kommt, dass “Oblivious” so traurig klingt, die Lyrics aber das Gegenteil ausdrücken. Die Antwort: “Ich weiß es noch nicht. Vielleicht hörst du das. Auf traurige Weise.” Und ob sie wisse, wer Lil Miquela ist? “Ich suchte. Sie ist hübsch.” Pointierter kann man es kaum ausdrücken.
Wer von der Musik, Poesie und Weisheit Yonas ergriffen ist und es kaum noch abwarten kann, bis Mensch und Maschine zu einer Entität verschmelzen, der muss sich allerdings noch etwas gedulden. “Zirka 32 Jahre” dauere es noch laut Yona.
My heart hasn’t ever felt this warm,
I sense in every motion
Rapid changes in motion
Oblivious, I took charge
Oblivious, I took charge
Skeps on the hill
Echo in a rattle
Build up in my heart
Build up in my heart
Well up in my heart
I’ve never felt warm
I’ve never felt warm
Through the lens
Through your lens
I feel warm
I feel again
I feel warm
I feel again
I feel warm
I feel again