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Trendkompass 2021: Post-Corona-Boom oder nach wie vor Corona-Blues?

Die Corona-Pandemie, die US-Wahlen und die Klimakrise bestimmen das Zeitgeschehen. Wir wagen einen Ausblick, was 2021 bringen könnte.

Was 2020 mit der Welt passiert ist, konnten nicht einmal die besten Analysten und Zukunftsstrategen voraussagen. Dennoch hat auch die Corona-Pandemie im Grunde viele Entwicklungen nur verstärkt, die sich zuvor ohnehin bereits abgezeichnet hatten. Remote Work ist kein Privileg für digitale Nomaden mehr, sondern (manchmal mühsamer) Alltag für die meisten Wissensarbeiter geworden. Universitäten und Bildungsangebote mussten sich digitalisieren und haben sich dadurch stärker globalisiert, wenngleich gerade Elite-Universitäten finanziell in Bedrängnis geraten sind. Aber der wohl relevanteste Trend des letzten Jahres war das Thema Disruption. Kein Jahr hat so deutlich gemacht wie das letzte, dass langfristig nicht überleben kann, wer jetzt als Unternehmen nicht in der Lage ist, sein Geschäftsmodell grundlegend zu überdenken und agil an die neuen Begebenheiten anzupassen. Das gilt für die Old Economy genauso wie für Startups. Denn Disruption ist ein Erdbeben und kein Bombeneinschlag. Wenn es eine Branche trifft, zittern alle mit.

Flexibel zu sein und womöglich nie aus der Beta-Phase richtig herauszukommen, ist übrigens die Devise des Betapreneurships – der Megatrend dieses Januars. Eine neue Generation aus Gründern, die mit ihren Ideen liebevoll umgeht und dennoch bereit ist, sie an wechselnde Kundenbedürfnisse und Trends neu anzupassen. Und auf welche Trends muss die Wirtschaft 2021 reagieren? Dr. Ulrich Stephan, der Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank, hat seinen Jahresausblick für Anleger veröffentlicht und wir haben den Versuch gewagt, seine Prognosen in fünf große Trends zusammenzufassen.


 

1. Der Post-Corona-Boom

Noch kann man es sich nicht so richtig vorstellen, wo man doch nach wie vor gerade mitten im Corona-Blues steckt. Aber nach dem ersten Schock an der Börse hat sich seit dem Sommer 2020 eine konjunkturelle Erholung abgezeichnet. Mit der umfassenden Verfügbarkeit eines Impfstoffes wird sie laut den Analysten noch weiter an Fahrt aufnehmen. Noch liegt die Impfquote in Europa bei ca. 1 % der Bevölkerung. Aber die EU-Kommission wünscht, dass die Mitgliedsstaaten bis zum Ende des Sommers 2021 in einem gemeinsamen Kraftakt bis zu 70 % ihrer erwachsenen Bevölkerung impfen. Würde das klappen, stünde dem Post-Corona Boom nichts mehr im Wege. Nachdem letztes Jahr das Bruttoinlandsprodukt eher gesunken ist, erwartet die Deutsche Bank für 2021 mit 5,2 % den stärksten Anstieg seit Jahrzehnten.

Schlangen, maskierte Menschen und ellenlange Wattestäbchen: Das übliche Szenario bei einer Corona-Teststation. Foto: Jakayla Toney.

2. Der Biden-Effekt

Kurz vor Schluss konnte 2020 noch mit einem Highlight aufwarten. Das Ende der ruhmlosen Trump-Ära, die mit dem Sturm auf das Kapitol ihr hässlichstes Gesicht gezeigt hat. Die Wahl des neuen US-Präsidenten Joe Biden, der nun im Amt ist, bringt hoffentlich einen neuen demokratischen Wind ins Weiße Haus. Für die internationalen Märkte bedeutet Biden mehr Berechenbarkeit im Außenhandel und politische Stabilität. Das Verhältnis zwischen den USA und Europa wird sich vermutlich entspannen, der Druck auf China jedoch bleiben. Denn bei den Streitigkeiten zwischen den beiden Wirtschaftsmächten geht es um mehr als nur ökonomische Machtpositionen. Der Handelskonflikt wird aber vermutlich einen konzilianteren Umgangston finden. Damit ist für 2021 insgesamt mit einer Abnahme der politischen Unsicherheiten zu rechnen.

Die Menschen in den USA schöpfen wieder Hoffnung. Doch kann Präsident Biden ihre Erwartungen erfüllen? Foto: Gayatri Malhotra.

3. Health-Tech

Wie nie zuvor hat die ganze Welt gebannt auf die Erfolge von Wissenschaft und Medizin geschaut. Auf einmal waren Virologen und Biotech-Unternehmer die neuen Stars von Medien und Öffentlichkeit. Und natürlich hat sich das auch an der Börse gespiegelt. Das Kopf-an-Kopf-Rennen der Impfstoff-Entwickler wurde begleitet von steigenden Aktienwerten für die verschiedenen Anbieter. Größere Investments in den Bereich Health-Technology und in der Pharmaindustrie könnten aber auch konkrete Auswirkungen auf die Branche haben und neue Entdeckungen beflügeln. Denn 2020 hat sich die industrielle und wissenschaftliche Forschungslandschaft mehr denn je vernetzt. Die Früchte der Investments und der Zusammenarbeit könnten 2021 bereits zum Tragen kommen. Wer weiß schon, welche medizinischen Errungenschaften unser Leben 2021 verbessern werden?

Das Thema Gesundheit stand noch nie so sehr im Fokus unseres Alltags wie im Jahr 2020. Und so wird es auch das Jahr 2021 bestimmten. Foto: Pat Whelen.

4. Zukunftsweisende Rohstoffe

Das Thema Rohstoffe spielt natürlich auch beim Handelsstreit zwischen China und Amerika eine Rolle. Zu viele der für die Technologie-Entwicklung relevanten seltenen Erden werden zurzeit von China geschürft. Allgemein werden alle Industriemetalle auch 2021 weiterhin gefragt sein. Gold hingegen könnte 2021 an Relevanz verlieren. Der Grund dafür: Mehr politische Stabilität senkt den Bedarf nach krisenfesten Anlagen. Der Favorit hingegen ist, laut Deutsche Bank, Kupfer, das für alle zukunftsweisenden grünen Technologien gefragt ist. Allein für die Fotovoltaik und Windenergie braucht es große Mengen an Kupfer. Da gerade regenerative Energiequellen in den nächsten Jahren von den Industrienationen weiter ausgebaut werden sollen, ist daher hier mit einer langfristigen Wertstabilität zu rechnen.

Bei Rohstoffen wird besonders auf langfristige Wertstabilität geachtet. Wird Kupfer dabei das neue Gold? Foto: Jingming Pan.

5. Chance: Zukunft

Wozu eine langfristige Anlagestrategie, wenn die Zukunft von Waldbränden, sterbenden Ökosystemen und Klimaflüchtlingen gezeichnet ist? Der gesellschaftliche Handlungsdruck auf Politik und Wirtschaft beim Thema Klimaschutz wächst zurecht in den letzten Jahren immer mehr. Gerade jetzt ist es sinnvoll, seine Investmentstrategie auf grüne und soziale Anlagen auszuweiten. Denn die kommenden Generationen haben das Recht auf eine lebenswerte Umwelt. 2021 könnte kein besserer Zeitpunkt sein, den Fokus der eigenen Investments auf Grünes und Soziales zu legen. Wieso grüne Investments sich auch aus langer Sicht profitabel zeigen, haben wir übrigens in unserem Schwerpunkt „Zeit zu Fragen“ ausführlich beantwortet.

Corona zum Trotz steckt 2021 voller Chancen. Gerade bei den nachhaltigen Investments haben wir die Wahl, ob wir für unsere Welt und unsere Mitmenschen einen positiven Beitrag leisten wollen. Wenngleich es also unmöglich ist, 100 % sichere Vorhersagen zu treffen, ist eins klar: Wir können alle von einer Trendwende zu einer grünen Wirtschaft und Finanzwelt profitieren. 

Die Fridays for Future Bewegung in vollem Gange:Der gesellschaftliche Handlungsdruck auf Politik und Wirtschaft beim Thema Klimaschutz wächst. Foto: Cubicroot.

 

Noch mehr Trends und Vorhersagen für 2021 speziell für Anleger findet ihr beim Jahresausblick und beim Podcast Perspektiven To Go der Deutschen Bank. Außerdem könnt ihr auch beim Instagram-Live-Event von Deutsche Bank & Handelsblatt am 27.01. um 18.30 eure persönlichen Finanz-Fragen stellen.