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Foto: Zen Chung/Pexels

Von New Work zu Next Work – drei neue Arbeitstrends, die schnell Realität werden sollten

Wie können wir Arbeit nachhaltiger, umweltschonender und angenehmer gestalten? Die Coronakrise hat die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt und gezeigt, wie schnell wir uns an neue Herausforderungen gewöhnen können. Jetzt gilt es, aus Herausforderungen Möglichkeiten zu machen und langfristig nachhaltige Arbeitsmodelle zu entwickeln. Diese Worktrends sind gekommen, um zu bleiben.

Schon der Soziologe Frithjof Bergmann, auf den der Begriff New Work zurückgeht, sah in Arbeit viel mehr eine individuelle Verwirklichung, als ein Mittel zum Zweck. Arbeit soll mehr (bzw. weniger) sein, als von 9 bis 17 Uhr im Büro zu sitzen. Die plötzliche Coronapandemie zerrüttete wie ein Gewitter das, was wir für normal hielten und zwang uns zum Umdenken. Was vorher undenkbar war (Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und Remote-Work), ist jetzt aus der Tagesordnung nicht mehr wegzudenken. Viele Arbeitnehmer wünschen sich, die neugewonnene Flexibilität beizubehalten und weniger zu arbeiten.

Die Coronapandemie kreirte eine neue Normalität und zwang uns zum Umdenken. Arbeit, das soll mehr (bzw. weniger) sein, als von 9 bis 17 Uhr im Büro zu sitzen. Quelle:  Handelsblatt Research Institut

„Wie arbeiten wir heute, wie werden wir arbeiten, was verändert sich? Wie können Arbeitsplätze in Zukunft nachhaltiger gestaltet werden?”

Das sind die zentralen Fragen, mit denen sich „The Mission“, die Nachhaltigkeitsinitiative von Futury der Deutschen Bank und der Handelsblatt Media Group im Trendradar #4 “Work – Be Next!” auseinandergesetzt haben, der hier zum Download zur Verfügung steht. New Work steht für innovative Ansätze am Arbeitsplatz. Die Bedürfnisse der Mitarbeiter und die Modernisierung am Arbeitsplatz sollen dabei stärker im Vordergrund stehen als zuvor. Jetzt gilt es, das New-Work-Konzept weiterzudenken und den Sprung zu Next Work zu schaffen.

Wir stellen euch drei WorkTrends vor, die Next Work prägen werden und gekommen sind, um zu bleiben:

  1. Arbeitszeitverkürzung: Warum Nichtstun die Welt retten kann

Wir verbringen im Schnitt mindestens ein Drittel unseres Tages mit der Arbeit. Knapp 1,5 Millionen Erwerbstätige in Deutschland sind unzufrieden mit ihrem Arbeitspensum und wünschen sich, weniger zu arbeiten, wobei die Dunkelziffer womöglich noch höher liegt.

Weniger Arbeiten schont nicht nur das Gemüt, sondern auch die Umwelt. Dabei kommt es natürlich auch darauf an, was wir in der arbeitsfreien Zeit tun. Beim Thema Klimawandel denken die wenigsten zuerst an verkürzte Arbeitszeiten. Doch die Einschränkung von wirtschaftlichen Tätigkeiten ist essenziell, damit die Erde sich regenerieren kann. Philipp Frey vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse in Karlsruhe hat berechnet, dass wir in Deutschland nur neun Stunden pro Woche arbeiten dürften, um klimaneutral zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt er in der Studie „The Ecological Limits of Work”. Da das wirtschaftlich und kulturell momentan nicht umsetzbar wäre, liegt die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich nahe. Mit 30 statt 40 Arbeitsstunden pro Woche könnte unser CO2-Fußabdruck bereits um ein Drittel gesenkt werden, heißt es im Trendradar.

  1. Das dezentrale Büro

Ein Großteil der eingesparten Emissionen im Jahr 2020 lag im Bereich Mobilität. Wer den Weg zur Arbeit nicht mit dem Auto oder gar mit dem Flugzeug zurücklegt und stattdessen von zu Hause aus arbeitet, erzeugt deutlich weniger CO2-Emissionen. Homeoffice wurde im Jahr 2020 fast schon zum Synonym für New Work. Trotz der Coronapandemie pendeln in Deutschland immer noch sehr viele Menschen: waren es im Jahr 1999 noch 2,1 Millionen, sind es 2021 bereits 3,6 Millionen. 2016 nutzten ganze 68 % aller Pendler*innen das Auto für den Arbeitsweg. Doch auch Videokonferenzen sind Energiesünder. Neue Studien belegen, dass der eigene CO2-Ausstoß um ein vielfaches verringert werden kann, wenn wir in Videokonferenzen die Kamera ausgeschaltet lassen.

Ein Großteil der eingesparten Emissionen im Jahr 2020 lag im Bereich Mobilität. Quelle: Handelsblatt Research Institut

Freie Einteilung der Arbeitszeit ist 54 % der Arbeitnehmer*innen besonders wichtig bei der Auswahl eines neuen Jobs, wie eine XING-Studie herausfand. Flexible Arbeitsplätze und dezentrales Arbeiten werden uns auch nach der Pandemie weiterhin begleiten. Viele Arbeitnehmer*innen wünschen sich hybride Modelle mit flachen Hierarchien, bei denen sie sowohl von zu Hause aus, von unterwegs, oder auch vom Büro aus arbeiten könnten. Laut Trendradar empfinden 54 % die Arbeit im Homeoffice als angenehmer als im Büro, 56 % gaben an, im Homeoffice produktiver zu arbeiten und 68 % gewinnen mehr Zeit für sich, weil der Weg zur Arbeit wegfällt. Mit der Digitalisierung muss sich das traditionelle Büro neu erfinden und dezentralisieren. Remote-Work, Flexoffices und Co-Working-Spaces ersetzen den traditionellen 9 to 5 Büroalltag und machen den Weg für Innovationen frei.

  1. Virtualisierung und Technisierung der Arbeit

Die Pandemie hat unsere Vorstellungskraft und unser Technikverständnis erweitert. Audi setzt beispielsweise bereits seit 2018 VR-Technologie zum gemeinsamen Arbeiten in virtueller Umgebung ein. Bei der Technologie wird eine begehbare virtuelle Umgebung erzeugt, die es den Entwicklern ermöglicht, frühzeitig ein neues Automodell zu konzeptualisieren und somit Aufwand, Zeit und Kosten zu sparen.

New Work wird neue Kooperationen zwischen Mensch und Maschine erfordern: Deutschland ist bereits einer der Hauptmärkte für Industrieroboter. Quelle: Statista

New Work wird also neue Kooperationen zwischen Mensch und Maschine erfordern. Deutschland ist bereits einer der Hauptmärkte für Industrieroboter. Laut kommen in Deutschland auf 10 000 Beschäftigte 346 Industrieroboter. Insgesamt sind aktuell ca. 221 500 Roboter in der Bundesrepublik im Einsatz. Da immer mehr Arbeitsschritte von Maschinen übernommen werden können, ändert sich auch die Rolle des Menschen. Zwar müssen einerseits viele Menschen umgeschult werden, deren Beruf nun von Maschinen umgesetzt wird, andererseits rückt die Virtualisierung und Robotisierung auch menschliche Fähigkeiten in den Fokus, die Maschinen nicht übernehmen können, wie zum Beispiel Kreativität, soziale Kompetenzen und emotionale Intelligenz.

Ob Frithjof Bergmann zufrieden mit den WorkTrends von heute wäre? Am 21. Mai diesen Jahres verstarb der Soziologe im Alter von 90 Jahren in den USA.

Mehr Artikel zum Thema New Work und Next Work findet ihr auch hier und hier.