
Als der germanische Herrscher Harald der Erste in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts beschloss, Norwegen zu unterwerfen, instrumentalisierte er dafür eine Vielzahl an besonders starken und blutrünstigen Kämpfern, die keine Angst zeigten und unempfindlich gegenüber Schmerz zu sein schienen. Schon bald wurden Legenden von diesen Kriegern über den gesamten europäischen Kontinent hinweg verbreitet. Mit Tierpelzen behangen, erschlugen sie ihre Gegner wie im Rausch mit übermenschlicher Kraft.

Foto: Geran de Klerk
Diese angsteinflößenden Kämpfer wurden von Barden als „Odins Männer” oder „Berserker” bezeichnet. Berserker stammt aus dem Altnordischen und steht entweder für einen tierfellbehangenen Krieger (ber würde hier für den „Bären” stehen und serkr für einen „Waffenrock”) oder einen oberkörperfreien Wahnsinnigen (ber bedeutet ebenso „nackt” oder „frei” und serkr könnte auch den „Oberkörper” gemeint haben).
Im Laufe der nächsten Jahrhunderte wurden die Berserker immer detaillierter beschrieben. Sie galten als unempfindlich gegenüber Feuer und konnten durch einfache Verwundungen in ihrem Kampfe nicht gestoppt werden. Bevor sie in die Schlacht zogen, veränderte sich ihre Gesichtsfarbe, sie klapperten mit den Zähnen, schüttelten sich wie besessen, brüllten, bissen in ihre Schilder und demonstrierten absolute Gewaltbereitschaft.
Mobilisierung der Kräfte mithilfe eines Pilzes

Zeichnung eines Druiden von William Stukeley – Gemeinfrei
Nach heutigem Stand der Wissenschaft hat es diese Krieger nicht nur gegeben, ihre Fähigkeiten wurden auch gezielt durch verschiedene Methoden herbeigeführt. Ähnlich wie dopende Sportler nahmen diese Krieger wohl bewusst Einfluss auf ihren Körper und Geist, um im Kampf die Oberhand zu behalten.
Auch wenn es noch hin und wieder als umstritten gilt, vermuten Wissenschaftler, dass diese Krieger bereits gezielt Rituale und Wirkstoffe einsetzten, um ihre psychische und physische Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Bei den Berserkern spricht viel für einen Konsum von einem Getränk aus Fliegenpilzen vor dem Kampf. Die starke Wirkung des Pilzes war zu diesem Zeitpunkt bereits vielen germanischen und indogermanischen Stämmen bekannt und konnte, sofern richtig dosiert, zu einem Zustand der Ekstase führen.
Germanische Druiden verwendeten erprobte Wirkstoffe
Der Legende nach wuchsen Fliegenpilze dort, wo Wotan, der germanische Gott des Krieges und der Ekstase, entlangritt und seinem Pferd Schaum aus dem Maul tropfte. Im Fliegenpilz befindet sich Ibotensäure, die sich im Körper teilweise in das psychoaktiv wirkende Muscimol verwandelt. Nach heutigem Wissensstand kann die richtige Dosis davon einen rauschähnlichen Zustand der Euphorie herbeiführen, Symptome von Schüttelfrost hervorrufen, die Körperkraft massiv steigern und den Körper unempfindlich gegenüber Schmerz und Angstgefühlen machen. Nach dem Rausch fällt der Betroffene in der Regel in einen Zustand tiefer Müdigkeit und Schwäche, was ebenfalls mit historischen Überlieferungen übereinstimmt.
Es könnte also durchaus sein, dass germanische Druiden bestimmte Mischungen für ihre Krieger vor der Schlacht vorbereiteten; ähnlich wie der Zaubertrank aus den Asterix und Obelix-Comics. Indem sie sich in Berserker verwandelten, fanden die Germanen eine wirkungsvolle Technik, um auch besser organisierten Gegnern das Fürchten zu lehren.