Die Popularität der Biometrie hat in den letzten Jahren weit über ihren angestammten Bereich der Verbrechensbekämpfung hinaus zugenommen und zwar im Bereich der sogenannten Customer Experience. Es kann einem schon ungemütlich werden, wenn heute Kameras, Sensoren oder Radare einer Person auf den Leib rücken und jede Gesichtspore tracken und vermessen. Neu mögen nur die Technologien sein; die Methoden sind es jedoch keineswegs.
Babylon – der Gesetzestext ist nur mit Handabdruck rechtsgültig
Die Biometrie ist seit Tausenden von Jahren ein höchst effizientes Mittel zur rechtskräftigen Verifizierung von Dokumenten. In Babylon war es König Hammurapi I. (1792 bis 1750 v. Chr.), einer der bedeutendsten Könige im Alten Orient und Herrscher über die Reiche Babylon, Sumer und Akkad, der die erste Gesetzessammlung überhaupt erstellte. Der nach ihm benannte Codex Hammurapi wurde auf einer Tontafel eingraviert, die der König mit seinem rechten Handabdruck abzeichnete. Auch im Geschäftsleben waren damals schon biometrische Merkmale rechtsgültig: Im alten Babylon wurden Geschäfte mindestens seit 500 v. Chr. per Fingerabdruck besiegelt.
Im alten China – Bevölkerungsverwaltung mit Hand und Fuß
Vor etwa 2.000 Jahren galt im riesigen chinesischen Kaiserreich die Identifizierung mittels Fingerabdruck die einzige Methode, um eine Bevölkerung, in der Millionen von Menschen Analphabeten waren, im Imperium zu verwalten. Im Zeitraum von etwa 206 v. Chr. bis 589 n. Chr., zur Zeit der Qin- und der Han-Dynastie und der Periode der Sechs Dynastien, wurden Tontafeln oder Tonsiegel zur Erfassung und Verwaltung der Bevölkerung verwendet und mit Fingerabdrücken abgezeichnet. In der Qin-Dynastie nutzte man bei wichtigen Dokumenten üblicherweise ein Tonsiegel, welches mit einem Monogramm auf der einen Seite und dem Fingerabdruck auf der anderen Seite versehen war. Abdrücke von Fingern, Händen, Füßen sowie einzelne Körpermaße wurden auf Ton oder Bambus festgehalten und dokumentiert. Bei Verträgen aller Art, Urkunden, Scheidungen oder auch militärischen Berichten kamen jeweils der Fingerabdruck und eine Kombination aus weiteren Abdrücken zum Einsatz. Selbst kinderreiche Eltern nutzten die Finger- und Fußabdrücke ihrer Kinder, um sie auseinanderhalten zu können. Sogar bei der Verbrechensbekämpfung wurden Fingerabdrücke eingesetzt, wie Bambusrollen aus dieser Zeit bezeugen. Geständnisse wurden damit ebenfalls unterzeichnet.
Ob nun im Altertum per Fußabdruck oder im modernen Staat mithilfe eines biometrischen Passes – ein effizienter Staat nutzte und nutzt die äußeren Merkmale seiner Bürger zur eindeutigen Identifizierung dieser. Seit knapp 4.000 Jahren ist dies ein verlässliches Mittel im Verwaltungsapparat.