Stehen wir am Rande eines neuen Zeitalters? Die “Technologische Singularität” ist mehr als nur ein futuristisches Konzept – sie könnte der Wendepunkt in unserer Zivilisationsgeschichte sein, an dem alles, was wir über Intelligenz und Fortschritt wissen, neu definiert wird.
Es ist das Jahr 2023. Künstliche Intelligenz ist längst in aller Munde, KI-Anwendungen wie ChatGPT, Dall-E oder Midjourney ein fester Teil dieser Welt. Vor diesem Hintergrund kann man sich zurecht fragen: Stehen wir gerade vielleicht am Rande eines neuen Zeitalters?
Denn in einer Welt, die sich ständig und rasant verändert, rückt auch die Möglichkeit einer Zukunft, in der KI uns in Denkprozessen überholt, immer näher. Was in der Zukunftsforschung als „Technologische Singularität“ bezeichnet wird, könnte der Wendepunkt in unserer Zivilisationsgeschichte sein, an dem alles, was wir über Intelligenz und Fortschritt wissen, neu definiert wird.
Er wird als der Moment angesehen, in dem künstliche Intelligenz (KI) die menschliche Intelligenz nicht nur erreicht, sondern sogar übertrifft. Blickt man auf die zahlreichen und verschiedenen Krisenherde dieser Welt, klingt eine potenzielle Explosion von Wissen und Innovation, die weit über unsere menschlichen Fähigkeiten hinausgeht, nach einem Segen. Aber was bedeutet es eigentlich für uns als Spezies, wenn eine künstliche Intelligenz plötzlich mehr Verstand hat als ihr Schöpfer, der Mensch?
2045 könnte es bereits so weit sein: KI übertrifft die menschliche Intelligenz
Damit ginge vor allem eine unvorhersehbare Zukunft einher, da diese Superintelligenz fähig wäre, sich selbst zu verbessern und Innovationen schneller voranzutreiben, als Menschen es je (verstehen) könnten. Die Superintelligenz wäre dann quasi die letzte Erfindung der Menschheit, da alles danach von eben dieser Superintelligenz weiterentwickelt werden würde.
Und was nach Science Fiction klingt, ist laut dem amerikanischen Zukunftsforscher und KI-Experten Raymond Kurzweil gar nicht mehr weit weg: In seinem Buch “Menschheit 2.0: Die Singularität naht”, das den Begriff der Technologischen Singularität erst populär gemacht hat, schätzt Kurzweil, dass wir diesen Punkt schon bis 2045 erreichen könnten.
Trotz verschiedener Prognosen, wann es geschehen könnte, stimmen viele Forscher:innen schon heute darin überein, dass die technologische Singularität plötzlich und möglicherweise überraschend eintreten könnte. Die Schnelligkeit, mit der in den letzten beiden Jahren verschiedene KI-Anwendungen aus dem Boden gestampft wurden, spricht jedenfalls dafür.
Schon heute haben Künstliche Intelligenzen wie Midjourney und Co. mehr kreativen Output in Form von Bildern in dieser Welt hinterlassen als Menschen in den letzten 150 Jahren zusammen. Und sogenannte Supercomputer konnten sogar bereits die Rechenleistung des menschlichen Gehirns übertroffen haben. Darüber hinaus wird erwartet, dass zukünftige KI-Systeme in der Lage sein werden, Aufgaben zu erlernen und auszuführen, die derzeit nicht einmal Menschen erledigen können.
So ungewiss der Zeitpunkt des Eintretens der Technologischen Singularität auch sein mag, fest steht außerdem, dass das Konzept auch mit der Idee des Transhumanismus verknüpft ist. Es besteht also die Möglichkeit, dass mit dem Fortschritt von KI auch Lösungen für menschliche ‘Einschränkungen’ gefunden werden könnten, z.B. die Verlängerung der Lebenserwartung oder sogar die Erreichung der individuellen Unsterblichkeit.
Wenn eine von Menschen erfundene Intelligenz also letztlich schlauer wird als der Mensch selbst, ist das nicht unbedingt nur böses Omen oder Heilsversprechen. Es ist vielmehr ein Zeichen dafür, dass die Komplexität unserer Welt zunimmt. In Zukunft werden daher ethische Diskurse und Sicherheitsfragen hinsichtlich dem Einsatz von KI an Bedeutung gewinnen – und über die Rolle des Menschen innerhalb eines neuen Zeitalters maßgeblich mitbestimmen.