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Kompendium: Flexibles Wohnen

Die rasante Urbanisierung wird uns dazu zwingen, schonender mit unseren Ressourcen umzugehen und Lösungen für ein Zusammenleben auf engstem Raum zu finden - etwa mit einer modernen Kaffeehauskultur und gemeinschaftlichem Eigentum.

Kompendium: Flexibles Wohnen

Was in den 60er Jahren die Angst vor einer nuklearen Katastrophe war, ist heute die Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels: Die Flucht ins All. Schon bald könnte sich ein Leben in ständiger Bewegung - auf Raumschiffen, in Wohn-Zügen und autonomen Autos - anbahnen und den sesshaften Menschen wieder zum Nomaden werden lassen.

Kompendium

Der Luxus einer eigenen Wohnung wird abgelöst von einem neuen Bedürfnis: Menschen sehnen sich nach ständiger Mobilität und Wohnmöglichkeiten auf der ganzen Welt. Macht uns das flexible Wohnen zu freien Weltbürgern? Von der Sesshaftigkeit, zum Digitalen Nomaden, zu einem Leben auf einem immer weiterreisenden Raumschiff.

Kompendium: Flexibles Wohnen

Dank Ackerbau, Viehzucht und ersten technologischen Fortschritten konnte der Mensch sich niederlassen und damit ein neues Zeitalter anbrechen - eines, das heute möglicherweise wieder kurz vor dem Verschwinden ist.

Kompendium: Flexibles Wohnen

Ab den 50er Jahren befindet sich die Welt im Wiederaufbau. Vor allem in den westlichen Gesellschaften entsteht nach den Weltkriegen ein Lebensgefühl von Unsicherheit und Werteverlust, das von den technologischen Errungenschaften der Menschheit zusätzlich bestärkt wird. Kein Wunder, dass man sich in diesem Spannungsfeld nach einem sehnt: Dem Rückzug ins eigene Heim.

Kompendium: Flexibles Wohnen

Individuelle Mobilität, ständige Konnektivität und klimafreundlicher Minimalismus lösen die alten Tugenden von Materialismus und Sesshaftigkeit ab und - wie das Internet - nimmt auch unsere Gesellschaft immer mehr die Strukturen eines Netzwerkes an.

Kompendium: Flexibles Wohnen

Das Ende der Sesshaftigkeit

Kompendium: Flexibles Wohnen

Das Ende der Sesshaftigkeit

Dank Ackerbau, Viehzucht und ersten technologischen Fortschritten konnte der Mensch sich niederlassen und damit ein neues Zeitalter anbrechen - eines, das heute möglicherweise wieder kurz vor dem Verschwinden ist.

Eier, Fleisch, Fisch und Gemüse sind erlaubt – Getreide und Zucker dagegen strengstens verboten. Die angesagte Paleo-Diät rechnet mit modernen Ernährungsgewohnheiten ab – auf den Tisch kommt nur, was wir in der Steinzeit schon hatten. Mehr als zwei Millionen Jahre dauerte die Steinzeit, wo die Menschheit als Jäger und Sammler, von Ort zu Ort und Saison zu Saison durch die Welt streifte. Erst um etwa 10.000 vor der Zeitrechnung trat ein langsamer, tausende von Jahren anhaltender Prozess ein, den wir heute als „Neolithische Revolution“ bezeichnen.

Über Jahrhunderte hinweg haben sich kleine Nomadenstämme das nötige Wissen und neue Technologien, etwa den Pflug, das Rad, Ackerbau und Viehzucht, angeeignet, um Boden zu bestellen, Tiere zu halten und kleine Siedlungen zu errichten. Theorien über die Auslöser der neolithischen Revolution gibt es viele. Forscher vermuten, dass erst durch das Ende der Eiszeit die Erde für Ackerbau geeignet war. So war schon damals der Klimawandel ein maßgeblicher Einschnitt in die Geschichte und Entwicklung der Menschheit.

Home Sweet Home

Ende der Sesshaftigkeit, Kompendium: Flexibles Wohnen

Der Beginn von Ackerbau und Viehzucht bedeutete das Ende des Nomadentums. Foto: Jonathan Brinkhorst

Das Konzept einer Heimat war geboren. Heute wissen wir, dass die neolithische Revolution die Grundlagen unseres modernen Lebens schuf: Wer sein Land ökonomisch bewirtschaftete und überschüssigen Ertrag produzierte, konnte mit anderen Waren tauschen und sich so auch zwischen den Ernten verpflegen.

Mit der neuen Sesshaftigkeit mussten auch neue gesellschaftliche Rahmen für ein Zusammenleben geschaffen werden. Mit dem Besitz von Land kam die Ungleichheit, mit Vorräten und Handelsvorteilen, Macht und Wohlstand. Das Überleben war nicht mehr von den natürlichen Umständen abhängig, sondern unter anderem auch von der Gier, Unterdrückung oder Ausbeutung von Mitmenschen.

Die Paleo-Diät

Was, wenn wir uns nie niedergelassen hätten? Diese Frage stellen sich moderne Wissenschaftler, die nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft schauen. Denn mittlerweile ist klar, dass wir – abermals dank der Erschließung neuer Technologien – keineswegs nur an einem Ort bleiben müssen, um ein gutes Leben zu führen.

Schon heute empfinden viele Menschen die Rückbesinnung auf das Leben in der Steinzeit natürlicher und ressourcenschonender als unsere derzeitige Produktionsgesellschaft: Stichwort Paleo-Diät. Ob der Klimawandel uns wieder dazu zwingen wird oder ob wir aus Überzeugung weiterziehen: Das Nomadentum wird mit größter Wahrscheinlichkeit ein imposantes Comeback erleben.

Weiterlesen Zwischen Eigenheim und Weltall-Eskapismus
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Frank Schröder, zusammengestellt aus Fotos von Liana Mikah, Philipp Berndt, Sarah Dorweiler, Bench Accounting via Unsplash.com.
Kompendium: Flexibles Wohnen

Zwischen Eigenheim und Weltall-Eskapismus

Kompendium: Flexibles Wohnen

Zwischen Eigenheim und Weltall-Eskapismus

Welcome to Suburbia! In der Nachkriegszeit ist der Rückzug ins Private, ins Eigenheim, nicht nur ein deutsches Phänomen. Foto: Blake Wheeler

Ab den 50er Jahren befindet sich die Welt im Wiederaufbau. Vor allem in den westlichen Gesellschaften entsteht nach den Weltkriegen ein Lebensgefühl von Unsicherheit und Werteverlust, das von den technologischen Errungenschaften der Menschheit zusätzlich bestärkt wird. Kein Wunder, dass man sich in diesem Spannungsfeld nach einem sehnt: Dem Rückzug ins eigene Heim.

Nach dem zweiten Weltkrieg musste in Deutschland auf jeder Ebene des Lebens aufgeräumt werden. Die Trümmer, die beengten Behausungen in den Städten und die schmerzliche Vergangenheit stehen im starken Kontrast zum Wunsch der Menschen: Frieden, Wachstum und Stabilität. In der Nachkriegszeit wird das eigene Heim zum sicheren Rückzugsort und zum Symbol dieser Werte.

Selbst dort, wo keine Häuser zerstört wurden, wird das bürgerliche Familienleben zum Mittelpunkt der Gesellschaft. In den USA werden Vorstädte mit dem Auto als zentrales Mittel der Mobilität konzipiert, ganze Siedlungen voller Einfamilienhäuser am Reißbrett entworfen: Sesshaftigkeit und Wohlstand machen sich breit, die Mittelschicht wächst.

Welcome to Suburbia

Joe Cesare Colombo designte Möbel für den Haushalt der Zukunft, etwa das “Cabriolet Bed”.

Während sich die Deutschen auf ihre neu gewonnene Privatheit besinnen – ein Eigenheim mit Garten wird zur Maxime des Wirtschaftswunders –, bauen sich US-Bürger Schutzbunker in ihre ‚Suburbias’ als Reaktion auf den befürchteten nuklearen Krieg mit der Sowjetunion.

Im Wettrennen um die Weltmacht steht während des Kalten Krieges auch das Weltall auf dem Spiel – das Zeitalter der Science-Fiction ist geboren. Autoren, Filmemacher, Designer und Architekten beginnen, sich ein Leben im Universum vorzustellen. Das Konzept von extraterrestrischen Städten, Autos und Gesellschaften wurde vollständig neu entworfen.

Vor diesem Hintergrund verändert sich auch das Mobiliar der Bevölkerung. Wirft man einen Blick auf die Inneneinrichtung, lässt sich die Sehnsucht nach Gemütlichkeit erkennen. Was direkt in den Jahren nach dem Krieg wandelbar und funktional ist (etwa die berühmten Klapp-Betten), entwickelt sich zu dem, was wir heute Mid Century nennen.

Neue, optimistische und abenteuerlustige Techniken, Materialien, Stoffe und Denkweisen wurden in den Möbeln dieser Zeit manifestiert. Futuristische Entwürfe wie die modulare Küche des italienischen Designers Joe Colombo waren Utopien eines Haushalts, der das ganze Leben darzustellen vermochte – wie auf einem Raumschiff.

Generation Konsum

Im Wettlauf ins All befeuern die USA und die UdSSR die Träume vom extraterrestrischen Leben. Foto: NASA Ames Research Center

Doch nicht nur das Antlitz der Möbel zeugte vom Überfluss: Der Konsum boomte in jeder Branche, und materielle Objekte, vor allem in den eigenen vier Wänden, gewannen zunehmend an Bedeutung. „Waschmaschine, Kühlschrank, Spülmaschine haben zusammen genommen einen anderen Sinn, als jede einzelne dieser Maschinen als Gerät besitzt”. Der französische Soziologe Jean Baudrillard sieht damals schon in diesem neuen Konsum ein Zeichensystem für die Gesellschaft selbst: Was man in welcher Menge besitzt und wie man es zur Schau stellt, wird zum Ausdruck des eigenen Charakters. Das Haus, das Auto und die CD-Sammlung: Das Materielle ist fortan das Aushängeschild unserer individuellen Persönlichkeit. Heute sind viele dieser Gegenstände im Zuge unserer „Selbst-Digitalisierung“ obsolet geworden – unsere Inneneinrichtung hat in der Virtualität keine Bedeutung mehr.

Weiterlesen Der Mobility-Turn: Paradigmenwechsel mit Folgen
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Der Mobility-Turn: Paradigmenwechsel mit Folgen

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Der Mobility-Turn: Paradigmenwechsel mit Folgen

Die Werte der jungen Generation orientieren sich nicht mehr an Besitztum und Vermögen, sondern an der eigenen Selbstverwirklichung.

Neue Kommunikationstechnologien leiten das Ende des 20. Jahrhunderts ein: Individuelle Mobilität, ständige Konnektivität und klimafreundlicher Minimalismus lösen die alten Tugenden von Materialismus und Sesshaftigkeit ab und - wie das Internet - nimmt auch unsere Gesellschaft immer mehr die Strukturen eines Netzwerkes an. Doch nicht alle können heute an dieser Entwicklung teilnehmen.

Befreit von den Lasten der Nachkriegszeit, desillusioniert von alten Statussymbolen und ermächtigt vom Internet, orientieren junge Generationen ihre Werte heute nicht mehr an Besitztum und Vermögen, sondern an ihrer Selbstverwirklichung – Millennials kaufen keine Häuser, sondern leben in einer virtuellen Community und arbeiten von Projekt zu Projekt zu Gunsten von Mobilität, Flexibilität und einem freieren Leben.

Sie wohnen in urbanen Kurzzeit-WGs, arbeiten in Co-Working Spaces und verzichten gerne auf Materielles, um ungebunden zu bleiben – Minimalismus ist der Zeitgeist und eine Antwort auf den Wohlstandsbauch, den sich ihre Eltern leisteten. Ein eigenes zu Hause, Hochzeit, Rente – das sind alles keine Selbstverständlichkeiten mehr.

Leben to go – Distinktion 2.0

Ist man früher für längere Zeit im Ausland gewesen, galt man als Aussteiger. Heute ist man dank Internet und neuen Berufsbildern ein Digital Nomad. Die Welt ist, wie schon Marshall McLuhan vorhergesagt hatte, zu einem “globalen Dorf” geworden. Doch diese neue Kultur der Mobilität ist eine Illusion, denn sie basiert immer noch auf einer Infrastruktur, die von einer analogen Welt entworfen wurde.

Sharing-Plattformen erleichtern das Prinzip des nahtlosen Reisens. Wer möchte, kann schon heute vollständig auf ein eigenes Heim verzichten und trotzdem funktionaler Teil der Gesellschaft sein. Ein Haus, ein Auto und Möbel sind unflexibel, spießig und schon bald nicht mehr up to date. Das heißt aber nicht, dass es keine Statussymbole mehr gibt. Ganz im Gegenteil: Mobilität ist das neue Mobiliar.

Denn das Mobil-sein selbst impliziert Anforderungen, die man sich nicht unbedingt aussuchen kann. Anders ausgedrückt: Mobilität bedeutet nicht nur ständige Erreichbarkeit, sondern auch, dass man sich zwischen unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Gesellschaften und Projekten selbstbewusst orientieren kann. Mobilität bedeutet zuweilen auch, dass man den richtigen Reisepass besitzt und genug Geld, um sich in der globalen Wirtschaft bewegen zu können. Der moderne Nomade versteht sich als Teil einer neuen Oberschicht, zu der Flüchtlinge, Migranten und Kurz-Urlauber nicht gehören.

Mobilität ist das neue Mobiliar. Doch nur die Wohlhabenden können sich das stete Mobil-sein leisten. Foto: Ahsan Avi

Die Utopie der totalen Mobilität

Der Schein trügt. Das Materielle löst sich keineswegs zu Gunsten der Virtualität auf, sondern verlagert sich. Zwar machen es neue Technologien erstmals möglich, dass wir zunehmend bewusst auf Materielles verzichten können. Doch noch immer wird Besitz – vor allem der von Immobilien – großgeschrieben. Das steht nur auf dem ersten Blick im Widerspruch zum steigenden Mobilitätsanspruch an das Individuum, denn eine Immobilie wird nicht mehr zwingend als eigenes Heim, sondern als finanzielle Anlage behandelt.

Gleichzeitig ist das Leben eines modernen Nomaden keineswegs so ressourcenschonend wie es aussieht. Im Gegenteil: gigantische Serverfarmen sind nötig, um Daten in der Cloud verfügbar zu machen. Vermieter von Kurzzeitwohnungen verschärfen die Wohnungsnot in Großstädten, weil sie an Urban Nomads teurer vermieten können. Die Infrastruktur des modernen Menschen basiert auf alten Prinzipien.

Das verschärft die Ungleichheit zwischen denjenigen, die an der neuen, mobilen Welt teilhaben und denen, die gezwungen sind, diese Infrastruktur mühevoll herzustellen. Dabei ist es heutzutage wichtiger denn je zuvor, dass das „globale Dorf“ an einem Strang zieht – denn schon bald müssen wir vielleicht sehr eng zusammenrücken.

Weiterlesen Die Stadt als WG-Wohnzimmer
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Die Stadt als WG-Wohnzimmer

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Die Stadt als WG-Wohnzimmer

2050 werden voraussichtlich 70% der Menschen in urbanen Ballungszentren leben. Die Städte von morgen könnten sehr viel grüner sein. Foto: Annie Spratt

Die rasante Urbanisierung wird uns dazu zwingen, schonender mit unseren Ressourcen umzugehen und Lösungen für ein Zusammenleben auf engstem Raum zu finden - etwa mit einer modernen Kaffeehauskultur und gemeinschaftlichem Eigentum.

Die globale Gemeinschaft liebt die Stadt. 2050 werden laut der Vereinten Nationen über 70% der Menschen in urbanen Ballungsräumen leben. Das liegt nicht nur daran, dass Städte ökonomisch attraktiv sind, sondern vor allem ältere Menschen und Single-Haushalte werden den Kontakt zur Gesellschaft schätzen und brauchen. Physische Nähe und Fußläufigkeit sind dabei die Hauptkriterien eines Lebens auf kleinem Raum. Das wird sich auch darauf auswirken, wie – und mit wem – wir in Zukunft zusammenwohnen werden.

3rd Places: Kaffeehauskultur im 21. Jahrhundert

Die zeitgenössische Architektur liefert eine Vielzahl von Ideen für die Herausforderungen des demografischen Wandels: Micro-Häuser, universales Design und modulare Bauweisen; ressourcenschonende und günstige Smart Homes für die multi-generationale Patchwork-Regenbogen-Familie.

Der Stellenwert von 3rd Places wie Cafés nimmt wieder zu. Foto: Almos Bechtold

Eins ist den Entwürfen gemeinsam: Sie sind entweder für viele Menschen oder für wenig Platz konzipiert. Immer weiter wird dann unsere Privatheit auf die Schlafzone beschränkt, weshalb sich das soziale Leben notwendigerweise wieder in die Öffentlichkeit verlagert. Die Zeit der Kaffeehäuser, wie man sie im 14. Jahrhundert aus dem osmanischen Reich und aus dem 19. und 20. Jahrhundert in Österreich und Frankreich kannte, bildet sich in einer neuen Dimension wieder heran.

Der Stadtsoziologe Ray Oldenburg nennt diese öffentlichen Orte 3rd Places, weil sie nach dem Wohnort (1st Places) und der Arbeit (2nd Places) wichtige Verknüpfungspunkte von Gemeinschaften darstellen. Dazu gehören Bars, Restaurants und Cafés, aber auch Parks, Friseursalons und Bibliotheken. Ihnen gemein ist der Rahmen für das Stattfinden von Gesellschaft, Grundlage für spontane Begegnungen und Kultur. Erste Anzeichen sehen wir bereits heute: Co-Working Spaces sind gleichzeitig Cafés, Galerien sind Konzertbühnen und öffentliche Parks werden zu gemeinschaftlichen Gemüse-Gärten.

Wohnen im Abo

Ob in der Stadt oder an ihren Rändern, der Besitz einer Immobilie – egal wie klein oder groß – wird für Individuen kaum finanzierbar sein. Um in großen Gemeinschaften mit weniger Privatsphäre leben zu können, müssen alte Konzepte – etwa von Familie, von Besitz, von Mobilität und Produktion – neu gedacht werden.

Moderne Wohnmodelle wie von New Eelam, ein Kunstprojekt und Hybrid aus Sharing Economy und Genossenschaftsprojekt, können Anstöße zu neuen Ideen sein. Das Start-up, welches auf der Berlin Biennale 2016 vorgestellt wurde, setzt ein flexibles Subskriptionsmodell für Wohnungen zum Ziel, das auf gemeinschaftlichem Eigentum basiert.

Moderne Wohnmodelle setzen Privateigentum ein kommunales Modell entgegen. Jeder Mieter ist auch Teilhaber. Foto: Lian Jonkman

Profite werden wieder in die Erschließung neuer Immobilien gesteckt, das Portfolio ausgeweitet. Man mietet sich den Wohnraum, den man braucht, ist aber immer auch Inhaber aller Wohnräume. New Eelam ist ein Vorschlag dafür, wie sich aus dem aktuellen ein neues ökonomisches System entwickeln könnte – durch Kommunalismus anstelle von Privateigentum.

Solche mutigen Visionen werden erst recht dann zum Thema, wenn die Folgen des Klimawandels – Stürme, Tsunamis und Erdbeben – die Menschheit bedrohen. Das Zusammenleben muss spätestens dann funktionieren, wenn wir neue Lebensräume erschließen müssen. Zum Beispiel im Weltraum.

Weiterlesen Wohnen im Hyperloop
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Wohnen im Hyperloop

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Wohnen im Hyperloop

Die Auswirkungen des Klimawandels zwingen uns, ständig in Bewegung zu bleiben – ein Leben im Hyperloop.

Was in den 60er Jahren die Angst vor einer nuklearen Katastrophe war, ist heute die Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels: Die Flucht ins All. Schon bald könnte sich ein Leben in ständiger Bewegung - auf Raumschiffen, in Wohn-Zügen und autonomen Autos - anbahnen und den sesshaften Menschen wieder zum Nomaden werden lassen.

Wir verbringen bereits heute einen beträchtlichen Teil unseres Lebens damit, von Ort zu Ort zu reisen. Für die meisten ist das eher die Ausnahme als ein Dauerzustand, doch das könnte als Konsequenz der Klimaerwärmung schon bald eine Notwendigkeit sein. In einer klimafreundlichen Zukunft müssen wir deshalb aber nicht auf das Reisen verzichten. Im Gegenteil, dank ständiger Konnektivität, nahtloser Verbindungen und autonomer Fahrzeuge können wir es uns wochen- und monatelang im Zugabteil oder im Elektro-Auto bequem machen.

Wir werden es uns für Wochen oder sogar monatelang im Zugabteil bequem machen müssen. Quelle: Giphy

So wird aus dem flexiblen Kurzzeitwohnen in den Ballungszentren der Welt eine Langzeitreise mit fluiden Wohnkonzepten. Wer wohnen will, ist nicht mehr an einen Ort gebunden, sondern an eine Strecke. Bahnhöfe, Anlegestellen und Autobahnen werden nicht mehr nur Hubs sein, sondern echte Städte. Fahrende Abteile werden in Arbeits-, Schlaf- und Konsumzonen eingeteilt, in denen auch gesellschaftliche Aufgaben – die Erziehung der Kinder, Schule und Freizeitangebote – neu gedacht werden müssen.

Neue Heimat, neue Identität

“Wichtiger als der Raum, in dem wir uns befinden, werden die Räume sein, an denen wir Teile unseres Selbst lagern. Dazu gehört das materielle Wesen unserer Vernetzung.” Foto: Daniel Jensen

Wo wir aufwachsen – an welchem Ort, in welchem Land, unter welchen Menschen – ist ein maßgebliches Kennzeichen unserer Identität. Ein Leben in ständiger Bewegung ohne Grenzen bedeutet, sich von den tradierten Konzepten – also Herkunft und Familie im ursprünglichen Sinne – zu verabschieden.

Wichtiger als der Raum, in dem wir uns befinden, werden die Räume sein, an denen wir Teile unseres Selbst lagern. Dazu gehört das materielle Wesen unserer Vernetzung – also etwa die Server, auf denen wir unsere privaten Daten speichern, um von überall auf sie zugreifen zu können. Was wir digitalisieren können, werden wir digitalisieren; was wir kurzfristig davon brauchen, können wir per 3D-Druck herstellen.

Ein Leben ohne persönliche Gegenstände mag unrealistisch erscheinen – die Gesichtscreme, die Jeans, der Lieblingskaffee – jedoch ist das in einer Zukunft mit Produktionsverhältnissen, die von der Umwelt diktiert werden vielleicht eine schmerzliche Notwendigkeit. Die Dinge des Alltags werden uniformiert und dadurch austauschbar. Jedes Shampoo, jede Zahnpasta, jede Klamotte ist von gleicher Qualität und Ausstattung.

Auch das bürgerliche Ideal einer Familie wird der Lebensrealität einer nomadisch anmutenden Gesellschaft weichen müssen. Patchwork-, Regenbogen- und multigenerationale Familienkonzepte vergrößern wieder den Kreis derer, mit denen wir aufwachsen: Das gemeinsam wandernde Dorf erzieht das Kind.

Der Raumsparvertrag

Privatfirmen wie Space X und Blue Origin testen die Grenzen des technisch Machbaren aus. So rückt das außerirdische Leben in Reichweite.

Und weil wir uns dann sowieso schon dran gewöhnt haben, immer in Bewegung zu bleiben, ist es auch keine große Umstellung mehr, acht Monate auf einem Raumschiff in Richtung Mars zu verbringen.

Mit privaten Raumfahrtunternehmen wie Space X und Blue Origin, die die Grenzen der technischen Möglichkeiten erforschen, rückt das außerirdische Leben in Reichweite. Statt in ein Eigenheim, Sesshaftigkeit und Bürgerlichkeit zu investieren, wird ein Ticket für die neue Welt gekauft. Das Projekt Weltraum könnte damit die Möglichkeit für die Menschheit sein, ein neues zu Hause zu finden – und sich, genauso wie damals schon, endlich an einem geeigneten Ort – einer neuen Heimat – niederzulassen.

Statt in ein Eigenheim zu investieren, wird ein Ticket für die neue Welt gekauft. Foto: NASA Ames Research Center

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